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1707 - Das Rätsel der toten Bücher

1707 - Das Rätsel der toten Bücher

Titel: 1707 - Das Rätsel der toten Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Morton hielt sich sonst in einer kleinen Holzbox auf, die auch ein Fenster hatte, durch das er die Halle überblicken konnte. Den hölzernen Bau nannte er Beichtstuhl, und tatsächlich wies er eine gewisse Ähnlichkeit damit auf. Nur hatte er keine zwei Eingänge.
    Bill hob die Schultern und murmelte: »Dann eben nicht.«
    Er besuchte den historischen Bau ja nicht zum ersten Mal. Mehrmals im Jahr war er an diesem Ort, denn hier gab es etwas, was er in den normalen Bibliotheken nicht fand, und er musste nun mal recherchieren, wenn er sich an einem Bericht festgebissen hatte.
    Alte Bücher, regelrechte Folianten. Schriftstücke, die vom Hauch der Geschichte umweht wurden. Auch historische Wörterbücher und Atlanten waren einsehbar. Damals hatte die Welt noch ein anderes Gesicht gehabt. Für Bill war es interessant, wie die Menschen einer anderen Zeit gedacht und gehandelt hatten.
    Es waren nur wenige Gedanken, die ihm für einen Moment durch den Kopf gegangen waren. Er legte den Kopf zurück und schaute gegen die Kassettendecke aus Holz. Dabei kam ihm wieder in den Sinn, dass ihn etwas bei seinem Eintreten gestört hatte.
    Was stimmte hier nicht?
    Er konnte es beim zweiten Blick in die Runde ebenfalls nicht sagen. Das Gefühl war jedenfalls da, und er kam sich beinahe so vor wie sein Freund John Sinclair, der sich oft auf sein Bauchgefühl verließ.
    Vielleicht war es doch das Fehlen des Portiers. War Link Morton gegangen, weil er nicht mehr länger auf seinen Besucher hatte warten wollen? Das glaubte der Reporter nicht. Morton war ein Mensch mit Prinzipien, der hielt sich an sein Versprechen.
    Nur heute nicht.
    Bill dachte auch daran, dass er mal austreten war, dann aber hätte er längst zurück sein müssen. Es sei denn, es war ihm etwas passiert. Aber was sollte hier schon geschehen? Okay, es gab genug alte Bücher. Mit denen allerdings war kein Geld zu machen. Es hing auch kein Schild an seinem »Beichtstuhl«, das darauf hingedeutet hätte, dass er mal kurz verschwunden war. Bill erlebte nur diese Stille, die für ihn schon belastend war, denn von außen her drang kein Geräusch durch die dicken Mauern des alten Baus.
    »Dann eben nicht«, wiederholte sich der Reporter. Er würde nicht mehr länger warten und sich auf den Weg in die eigentliche Bibliothek machen.
    Sie befand sich im unteren Teil des alten Hauses. Nicht eben im Keller, sondern in einem Zwischengeschoss, und zu erreichen war sie über eine Treppe. Vom Eingangsbereich her war sie nicht zu sehen. Man musste schon durch eine bestimmte Tür treten, und auf sie ging Bill zu.
    Abgeschlossen war sie nicht. Bill gelangte in einen nicht sehr langen, aber schon recht breiten Gang und sah an der linken Seite ein großes Halbbogenfenster, das mit seiner unteren Seite bis auf den Boden reichte.
    Um diese Zeit fiel kein Licht in den Bau. Hinter dem Fenster lag die Dunkelheit wie eine schwarze Wolke.
    In Höhe des Fensters befand sich die Treppe. Sie bestand aus Holz und führte in den Bereich der alten Bücher hinein, praktisch in eine andere Welt.
    Und in eine, die nicht erhellt war. Vor der ersten Stufe hielt der Reporter an. Er schaute nach vorn in den großen Raum hinein, in dem die mit Büchern gefüllten Regale vom Holzboden hoch bis an die Decke reichten.
    In der Dunkelheit wollte sich der Reporter nicht bewegen. Er wusste, wo sich der Lichtschalter befand. Nicht weit von ihm an der Wand. Er streckte den Arm aus und zögerte noch. Da stieg wieder dieses Gefühl in ihm hoch, und jetzt empfand er es als eine vorsichtige Warnung. Sehr sensible Menschen, die auf ihre innere Stimme hörten, wären an diesem Punkt umgekehrt und hätte die Bibliothek verlassen. Das tat der Reporter nicht. Er blieb stehen und lauschte nach vorn und in die Dunkelheit hinein.
    Nichts war zu hören. Abgesehen von den leisen Lauten, die das alte Holz hin und wieder abgab, doch dieses Knacken war völlig normal bei einem derartigen Material.
    Bill ärgerte sich darüber, dass er schwitzte und den Schweiß auf seinem Gesicht spürte. Es lag nicht allein an der Wärme, sondern auch an der ganzen Situation.
    Mach dir nicht selbst was vor!, schimpfte er sich gedanklich aus und fand endlich den Schalter. Eigentlich waren es zwei, die dicht übereinander lagen.
    Bill kickte den ersten.
    An der Decke wurde es hell. Dort hing eine breite Lampe mit mehreren Armen, die schon einem Kronleuchter glich. Die anderen Lampen waren als Punktstrahler angebracht. Sie ließen sich auch von anderen

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