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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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weiblichen Dingen. Ihr Blick glitt hinüber zu den wenigen Damen, die sie im Hafen entdecken konnte. »So zieht man sich jetzt also an? Oh, wie muß ich altmodisch aussehen! Ich würde mich am liebsten verstecken, Dag!«
    Er lachte. Die Bewunderung war freilich gegenseitig, ihrer einfachen, norwegischen Kleidung zum Trotz.
    »Dazu gibt es keinen Grund. Oh, oh, was habe ich mir da nur eingebrockt.«
    »Womit denn?«
    »Dir die Bewunderer vom Leib zu halten!«
    »Warum solltest du mir denn Bewunderer vom Leib halten?« lachte Sol, und Dag faßte ihre Worte als Scherz auf. Aber sie hatte es keineswegs so gemeint.
    »Ich wohne gleich in der Nähe, wir können das kleine Stück zu Fuß gehen. Laß mich deine Reisetruhe nehmen. Ach Gott, die ist ja überhaupt nicht schwer. Gib mir auch noch das Bündel!« »Nein, das kann ich selbst tragen.«
    Dag sandte ihr einen Blick zu, aber er bestand nicht darauf. »Wie geht es zu Hause?« fragte er eifrig, während sie den lebhaften Hafen verließen und zu einer stark befahrenen Straße gelangten.
    Sol weiteten sich die Augen angesichts all des phantastisch Neuem - des Menschengewimmels, der Haustiere auf der Straße, des Geruchs von Fisch, Tang, Rauch, Abfall, Obst und Gemüse… Freilich war sie mit Tengel mehrmals in Akershus und Oslo gewesen, aber dies hier war etwas ganz anderes. Dies hier war die große, weite Welt!
    »Zu Hause? Gut. Ich soll dich herzlich von allen grüßen und speziell von Charlotte natürlich. Ich habe Briefe dabei. Eine Menge Briefe. Und Geld.«
    »Wunderbar«, murmelte Dag.
    »Und Are hofft darauf, daß du ihm eins von diesen neumodischen Schnappschloßgewehren beschaffst. Oh, Dag, das ist alles so aufregend! Sieh einmal das Haus da! Wie riesengroß!«
    Beim Reden schäumte sie vor Begeisterung fast über. »Mama Charlotte ist wohl jetzt ganz allein?«
    »Ja, sie wartet wohl schon ganz gespannt darauf, daß du hier fertig wirst und wieder nach Hause kommst. Aber sie und Silje treffen sich häufig.«
    »Und die anderen? Wie geht es ihnen?«
    »Tengel müht sich wie immer mit seinen Patienten ab, und er hat versucht, seine Arbeit auf ein paar Tage in der Woche zu beschränken. Aber das geht nicht so einfach. Die Leute kommen trotzdem, um seine heilenden Hände zu spüren, sie kommen von weither, und er hat nie nein sagen können. Im Winter hatten wir eine entsetzliche Epidemie, und er verbot den Kranken, zu uns nach Hause zu kommen, damit wir uns nicht ansteckten. Aber sie kamen trotzdem, wie die reinsten Fliegenschwärme, und Tengel war ganz verzweifelt. Trotzdem sind wir gut zurecht gekommen, fast alle. Das Eisvolk ist stark, weißt du. Nur deine Großmutter, die alte Baronin, hat es nicht überstanden.«
    »Ja, ich weiß. Und du weißt, daß ich sie schrecklich vermisse.«
    »Ich auch«, sagte Sol leise. »Sie war eine gute Frau. Tengel war damals ganz niedergeschlagen. Die beiden standen einander sehr nahe. Aber mit Tengel ist es merkwürdig. Das Alter scheint überhaupt keine Spuren bei ihm zu hinterlassen.«
    »Erinnerst du dich noch an Hanna?« fragte Dag. »Sie ist doch auch so unglaublich alt geworden.«
    »Ob ich mich an Hanna erinnere?« wiederholte Sol mit schneidendem Schmerz in der Stimme. Doch zugleich fing sie sich wieder und lachte laut auf. »Und deshalb werde auch ich uralt, kleiner Bruder. Ich werde euch alle noch überleben!«
    »Das werden wir ja sehen«, sagte Dag, dem merklich unwohl zumute war. »Und Silje, wie geht es ihr?«
    »Silje ist wie immer. Fröhlich und zuverlässig, solange sie Tengel hat. Sie malt und hat viel zu tun, und sie hat wohl etwas rundere Formen bekommen. Steht ihr aber gut. Und… Ja! Das habe ich ja noch gar nicht erzählt! Liv hat einen Bräutigam!«
    Dag blieb mitten auf der gepflasterten Straße stehen. Eine Pferdefuhrwerk bremste hinter ihnen scharf ab, und sie sprangen zur Seite.
    »Was hast du da gerade gesagt?« entfuhr es ihm. »Aber mein Gott, sie ist doch noch ein Kind!«
    »Sechzehn, fast siebzehn Jahre alt. Und so sanft und süß, daß kannst du dir gar nicht vorstellen. Silje war nicht viel älter, als sie sich in Tengel verliebte.«
    Dag hörte nicht mehr zu. Seine Gesichtszüge waren ihm erstarrt. »Meine kleine Schwester hat einen Bräutigam? Was ist das für ein Kerl?«
    »Nun reg dich doch nicht so auf! Tja, was soll ich sagen? Er stammt aus einer feinen Familie. Nicht adelig, natürlich, denn das ist Liv ja auch nicht, aber seine Eltern sind wirklich reich. Kaufleute. Der Vater ist tot. Und

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