Die Saga vom Eisvolk 04 - Sehnsucht
eine grünbleiche Meta, die um die Hausecke huschte und sich erbrach. Niemand bemerkte die kleine, unscheinbare Yrja.
»Aber liebes Kind«, sagte Silje zu Meta. »Bist du krank?« Das Mädchen richtete sich auf. Zähneklappernd schüttelte sie den Kopf.
»Klaus…Er hat…er hat sein Ding herausgeholt«, flüsterte sie. »Und das war so riesig!«
Wieder krampfte sich ihr der Magen zusammen.
»Gütiger Himmel!« japste Silje entsetzt und stürzte in den Stall. Da stand Klaus und grinste blöde. Er hatte es gerade noch geschafft, seine Kleidung zu ordnen.
Silje sagte ruhig und mit gepreßter Stimme - hinter sich Yrja, die immer noch niemand entdeckt hatte - : »So etwas darfst du nicht tun, Klaus! Nicht mit Meta.« »Aber sie gefällt mir«, sagte er töricht.
»Vergiß es«, sagte Silje. »Weißt du, Meta ist einmal ungeheuer erschreckt und übel behandelt worden, von einer Horde Landsknechte, die alle das taten, was du jetzt getan hast… und noch Schlimmeres. Und als du jetzt… das hier gemacht hast, wurde sie an dieses furchtbare Erlebnis erinnert, und sie hat sich so erschrocken, daß sie brechen mußte. Verstehst du?«
Klaus war ganz unglücklich. »Aber Sol hat das gerne gemocht. Und ich will mit Meta Liebe machen.«
Silje biß die Zähne zusammen, als sie hörte, was er über Sol verriet.
»Auf gar keinen Fall. Schlag dir Meta aus dem Kopf,« hörst du! Hast du nicht gemerkt, daß es hier auf dem Hof eine Magd gibt, die ein Auge auf dich geworfen hat?« »Die ein … was hat die?« »Sie mag dich.« »Mich? Die mag mich?« Silje improvisierte jetzt. Sie hatte sich noch nie vorher als Kupplerin versucht, aber hier ging es darum, Meta vor einem Mann zu beschützen, der überhaupt nicht zu ihr paßte. »Wer ist es denn, Frau Silje?«
»Rosa. Rosa mit den roten Backen und den Lachgrübchen.« Klaus überlegte so angestrengt, daß es in seinem Kopf knirschte. Er hatte offenbar bisher keine Augen für das mollige Küchenmädchen mit den dicken Beinen gehabt. Rosa war eine schlichte Seele, ohne Familie und zu alt, um junge, ledige Männer zu reizen. Sie mußte mindestens fünf Jahre älter sein als Klaus, aber sie war herzensgut und voller Wärme. Silje hatte keine Ahnung, was Rosa von Klaus hielt, aber nicht ganz grundlos ging sie davon aus, daß die Küchenmagd sich über jeden Mann freuen würde, der sie umwarb.
Etwas später an diesem Tag sprach Silje mit Rosa. »Hast du gemerkt, daß du einen Verehrer hast, Rosa?« fragte sie.
Die dicke Küchenmagd wurde feuerrot im Gesicht. »Einen Verehrer? Ich? Herrin, bitte macht Euch nicht lustig über mich. Wer soll das denn sein?«
»Klaus von Grästensholm. Er war heute hier, um einen Blick von dir zu erhäschen.«
Es stimmte zwar, daß Klaus nach dem Gespräch mit Silje einen Abstecher zum Küchenfenster gemacht hatte, um zu sehen, wer diese Rosa eigentlich war. Wenn nur Meta nichts darüber verriet, was er gemacht hatte - und das tat sie bestimmt nicht - und er selbst auch den Mund hielt, würde Rosa nie erfahren, daß er es eigentlich auf ein anderes Mädchen abgesehen hatte.
»Ja, doch… Den habe ich allerdings durch das Küchenfenster schauen sehen. Aber ich hätte nie geglaubt, daß dieser große, gutaussehende Mann…«
»Er ist nicht besonders aufgeweckt, mußt du wissen, Rosa. Aber er ist ein netter Kerl.«
»Na, allzu klug bin ich selbst ja auch nicht, soweit ich das richtig einschätze. So, also der Klaus? Hat er gesagt, ob er bald wiederkommt?«
»Nicht direkt, aber er hat ja öfter hier zu tun.«
Rosa dachte nach. »Darf ich ihn zu einem Stück Kuchen einladen, Herrin? Ich nehme auch von dem ältesten.« Silje lächelte. »Du sollst ihm das Beste vorsetzen, das die Küche zu bieten hat, Rosa! Das hat er verdient, auch wenn er kein Genie ist.«
Schäm dich, Silje, lachte sie in sich hinein, als sie in die gute Stube zurückging. Was bringst du da ins Rollen?
Als sie außer Sichtweite war, hielt Rosa Yrja zurück, die Silje gerade folgen wollte.
»Yrja, du bist doch oft auf Grästensholm, nicht?« »Ja.«
»Du, kannst du nicht dem Klaus sagen - das ist der stattlichste Knecht auf dem ganzen Gut, du kannst ihn nicht verwechseln - daß er ein Festmahl von mir kriegt, wenn er herkommt? Sag, ihm das ist wegen… weil er Tengels Pferd im letzten Winter wieder gesund gemacht hat!«
Yrja nickte und versprach, es auszurichten. Sie wußte sehr gut, wer Klaus war, aber daß er der stattlichste Knecht auf dem Gut sein sollte… Nein, das konnte
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