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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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beschlich ein unbehagliches Gefühl. »Das behaltet Ihr besser für Euch«, sagte Are warnend. »Wenn das durchsickert, verbreitet sich die Hysterie in weitem Umkreis. Wir haben genug Hexenprozesse gehabt, wir brauchen nicht noch mehr! Euer Werwolf reicht uns völlig!«
    »Aber hier haben wir doch den unwiderlegbaren Beweis«, protestierte der Vogt. »Und gestern haben wir in der Nachbargemeinde eine Hexe erwischt. Es ist wirklich Hexerei im Gange!«
    »Nun, wir werden die Sache genau untersuchen - morgen! Heute abend sollten wir nicht eine Stimmung anschüren, die die Leute womöglich dazu bringt, auf eigene Faust zu handeln. Stellt für heute Nacht eine Wache hier auf, und schickt alle anderen nach Hause!«
    Der Vogt kniff den Mund zusammen, aber er tat, wie ihm geheißen.
    Als die große Schar endlich über die Wiesen wieder hinunter zu den Höfen trottete, war es längst Nacht geworden.
    Jesper befand sich nicht unter ihnen. Sein kleiner Häuslerhof lag so tief im Wald, daß er von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen hatte.
    Aber alle dachten daran, daß er ein unverbesserlicher Schürzenjäger war.
    Auch der Nachtmann hatte sich nicht blicken lassen. So gingen alle auseinander und kehrten heim, um sich am nächsten Tag wieder zu versammeln.
    Das glaubte man jedenfalls. Aber es legten sich wohl nicht alle schlafen. Dunkle Schatten schlichen durch die Nacht. Sie wußten nichts von den Hexenknoten. Sie hatten etwas anderes im Sinn. Sie legten sich an den Wegkreuzungen auf die Lauer - bis sie ihr Opfer erblickten: den Nachtmann.
    Jetzt hatten sie wirklich einen Grund, sich auf den verhaßten Henkersknecht zu stürzen. Wer eigenere sich besser zum Werwolf als er? Und außerdem… Wohnte er etwa nicht der Waldwiese am nächsten?
    Die selbstgerechten Männer und Frauen der Gemeinde preßten ihre Hände auf den Mund des Nachtmannes - um seine Schreie zu dämpfen.
    Und niemand ahnte, was sich nun an der Wegkreuzung abspielte, wo sich die nächtlichen Nebelschwaden zum Elfenreigen sammelten.
    Am nächsten Morgen, als Andreas mit Seinem Pferd, das ein Hufeisen verloren hatte, unterwegs zum Schmied war, entdeckte er eine jämmerliche Gestalt im Graben am Wegesrand.
    Er erkannte den Henkersknecht sofort, obwohl der Mann schrecklich zugerichtet war. Andreas beugte sich über ihn und versuchte, ihn hochzuheben.
    »Lauf und hol den Wagen«, rief er dem Jungknecht zu, der ihn begleitete. »Es ist noch Leben in ihm. Anschließend bringst du das Pferd zum Schmied und gehst dann zu Doktor Mattias. Bitte ihn, zur Kate am Waldrand zu kommen. Ich bringe Joel Nachtmann heim.«
    Während er darauf wartete, daß der Jungknecht mit dem Wagen kam, setzte er sich an den Wegesrand und betrachtete den böse zerschundenen Mann. Seine Gedanken waren düster.
    Der Fund in der Hand der getöteten Frau gestern abend hatte alle in seiner Familie entsetzt. Sie wußten, wie empfindlich die Leute in dieser Beziehung waren. Vorläufig wußte nur der Vogt Bescheid. Aber wenn sich das Gerücht erst in der Gemeinde verbreitete… Andreas betrachtete Joel Nachtmann. Daß dieser Überfall heute nacht passiert war, lag auf der Hand. Ebenso sicher war, daß er mit dem Fund auf dem Acker zusammenhing. Die Leute hatten einen Sündenbock gefunden, einen, an dem man sich rächen konnte. Aber die Stimmung der Leute änderte sich sehr leicht. Wenn sie einen anderen fanden, auf den sie einschlagen konnten, waren sie zu allen Schandtaten bereit.
    Das ist erst der Anfang, dachte er. Das ist erst der Anfang…

2. KAPITEL
    Hilde Joelstochter betrat die kleine dunkle Kate, nachdem sie die morgendliche Arbeit im Viehstall erledigt hatte. Das war schnell getan, denn sie hatten nur eine Kuh und drei Hühner. Und eine Katze, die sich auf Katzenart nützlich machte.
    Sie tauschte den Rock, den sie bei der Stallarbeit trug, gegen den Hausrock und wusch sich Gesicht und Hände im Holzbottich. Ihre Bewegungen waren langsam, gedankenverloren, auch als sie den kleinen Raum in Ordnung brachte, der Wohnstube und Küche und ihr Schlafraum in einem war. Der Vater hatte die einzige Kammer für sich selbst.
    Er war immer noch nicht heimgekehrt, wie sie sah. Am Tag zuvor hatte die Nachbargemeinde ihn bestellt, es gab ein paar Viehkadaver, die vergraben werden mußten. Auch so etwas gehörte zu den Aufgaben des Nachtmanns. Er hatte damit gerechnet, daß er bis zum Abend wieder zu Hause sein würde, aber er hatte es wohl doch nicht geschafft.
    Hilde tauschte die Waldveilchen in der

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