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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ERSTES KAPITEL
    In die Enge getrieben
    Kurz vorher, als die Dämmerung sich zum Abend neigte, war ein eigentümliches Gefährt durch das Dorf gekommen und hatte vor dem Gasthaus gehalten.
    Ein magerer, abgetriebener Gaul hatte einen Wagen gezogen, wie sie bei sogenannten herumziehenden Künstlern gebräuchlich sind – die Leute pflegen gleich darinnen zu wohnen. Ein junger, ziemlich verlumpter Kerl führte das Pferd. Hinter dem Wagen schritt ein älterer Mann einher, welcher einen abgeschabten, ungarischen Schnürrock aus Samt anhatte. Sein Gesicht war tief gebräunt und hatte den ausgesprochenen Zigeunertypus. Er beaufsichtigte zwei große, magere Ziegenböcke und mehrere ebenso magere Hunde, welche dem Wagen folgten. Das Ganze machte einen ziemlich herabgekommenen Eindruck.
    Als der Wagen vor dem Gasthof hielt, kam der Wirt heraus, und die Wirtin folgte ihm. Beide waren neugierig, denn dergleichen Gäste gab es hier im Dorf nur äußerst selten. Der Mann im Schnürrock grüßte in fremdländischem Dialekt und fragte, ob er hier für einige Tage Quartier bekommen könne.
    „Was sind Sie denn eigentlich?“ fragte der Wirt.
    „Ich bin Akrobat und Equilibrist“, antwortete der Gefragte in stolzem Ton.
    „Das versteh ich halt nicht. Reden 'S doch lieber in dera deutschen Sprache, denn hier sind 'S ja in Bayern.“
    „Ich meine, daß ich Künstler bin auf dem Seil und auch in anderen Produktionen. Ich führe dressierte Hunde und Ziegenböcke vor und habe auch einen Bären, welcher erstaunliche Kunststücke kann.“
    „Was! Einen Bären haben 'S auch? Wo denn?“
    „Hier im Wagen.“
    „Donnerwetter! Ein Bär ist ein schlimmer Kerl. Der soll mit hier bei uns logieren?“
    „Ja. Er ist nicht schlimm. Er ist so zahm wie ein Kanarienvogel.“
    „So! Da tut er wohl auch singen?“
    „Zuweilen, aber mit Baßstimme.“
    „Nun, ich könnt Sie wohl schon behalten, wann nur der Bären nicht war. Man kann halt nicht wissen, ob er mal Lust bekommt, jemand aufzufressen.“
    „Er liegt ja an der Kette.“
    „So! Aber wo tun wir ihn hin?“
    „Haben Sie nicht einen Stall oder einen anderen sichern Behälter?“
    „Hm! Den Schweinestall hab ich schon; der ist jetzt leer. Wollen 'S denn hier im Dorf Kunststücke machen?“
    „Ja.“
    „Warum nicht in dera Stadt? Da würden 'S doch viel mehr verdienen?“
    „Erst will ich mich hier produzieren. Finde ich, daß die hiesige Bevölkerung Verständnis für meine Leistungen hat, so fahre ich dann auch noch nach der Stadt.“
    „Verständnis? Da brauchen 'S keine Angst zu haben. Ziegenböcken und Hunden verstehen wir halt schon, und was den Bären betrifft, so wird er wohl nicht gar so gelehrt sein, daß wir ihn nicht begreifen können.“
    „So kann ich also ausspannen?“
    „So schnell nicht. Wann 'S hier wohnen wollen, müssen 'S auch zahlen können. Wie aber steht's nun da? Haben 'S denn auch ein Geldl mit?“
    „Selbst wenn meine Kasse leer wäre, würde ich hier so viel verdienen, daß ich Sie bezahlen könnte. Übrigens mache ich keine Ansprüche.“
    „Das ist auch nicht nötig, denn seidene Betten und ein Tafelgeschirr von Silbern kann bei mir niemand erhalten. Eine Stube mit Betten müssen 'S doch haben wie ein jeder andrer auch.“
    „Nein. Ich brauche kein Bett. Haben Sie vielleicht eine Scheune?“
    „Ja, dort hinterm Haus.“
    „So können wir ja in derselben wohnen. Ein wenig Heu wird's doch wohl geben zu einem Lager.“
    „Das gibt's schon. Zwei Personen sind 'S also?“
    „Nein, sondern drei. Ich habe eine Dame mit.“
    „Potz Teuxeln!“ lachte der Wirt. „Eine Dame! Da sind 'S doch gar vornehm! Wir haben im ganzen Ort nicht eine einzige Dame. Nicht mal die Silbermartha gilt für eine! Wo ist sie denn?“
    „Hier im Wagen ist die Signora.“
    „So! Haben 'S aber nun auch Ihre richtigen Legitimationen und Paßzeugnisse?“
    „Das versteht sich. Ich werde sie Ihnen vorlegen.“
    „So hab ich nix dawider, daß Sie bei mir bleiben. Fahren 'S also herein in den Hof. Die Scheune werd ich Ihnen gleich öffnen.“
    Der Wagen wurde in den Hof geschafft. Der Künstler brachte Pferd, Ziegenböcke und Hunde im Stall unter; dann wurde eine Wagentür geöffnet. Der Bär stieg hervor. Er war ein sehr großes, aber entsetzlich mageres Tier. Dasselbe wurde in den Schweinestall geschafft und dort angekettet.
    Von der anderen Seite des Wagens stieg die ‚Signora‘ aus. Sie war eine volle, fast üppige Gestalt, auch ärmlich gekleidet und hatte ihr Kopftuch

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