Die Satansbraut
gegebenen Umständen — in Ordnung, Ryder.«
Ryder mußte plötzlich lachen. »Ich bin ein schöner Wachposten!« Er lachte noch mehr. »Wahrscheinlich habe ich unseren Bösewicht mehr verwirrt als erschreckt. Himmel, ich bin ja splitternackt!« »Ja, aber ich wollte vorhin nicht darauf hinweisen, weil der Kerl ja ganz in der Nähe war.«
»Verstehe. Aber es ist zweifellos schwierig, einen Mann mit >Mr. Sherbrooke< anzureden, der lediglich sein Adamskostüm trägt.«
KAPITEL 2
Camille Hall
Er versetzte ihr einen so harten Fausthieb zwischen die Rippen, direkt unterhalb der rechten Brust, daß sie benommen rückwärts taumelte und gegen die Wand prallte, wobei ihr Kopf an die obere Kante der dicken Eichentäfelung stieß.
Halb betäubt, glitt sie langsam zu Boden.
»Warum zum Teufel hast du es mir nicht gesagt, du dumme Gans?«
Sophie schüttelte den Kopf, um einen halbwegs klaren Gedanken fassen zu können. Sie hob die Hand und berührte mit den Fingerspitzen behutsam ihren Hinterkopf. Vor Schmerz wurde ihr schwindelig, und sie hatte einen Geschmack nach Galle im Mund.
»Beklag dich ja nicht darüber, daß ich dir weh getan habe. Es ist deine eigene Schuld.«
Natürlich war es ihre eigene Schuld, wie immer. Und er achtete immer darauf, so zuzuschlagen, daß niemand die blauen Flecke sehen konnte. Sie betastete ihre Rippen und schnappte vor Schmerz nach Luft, wodurch sie nur noch mehr litt. Daraufhin machte sie ganz kurze, flache Atemzüge, während sie inbrünstig hoffte, daß der Brechreiz bald nachlassen würde und keine Rippen gebrochen waren. Falls dies aber doch der Fall sein sollte, zweifelte sie nicht daran, daß ihrem Onkel eine plausible Erklärung einfallen würde. Bisher war er jedenfalls nie um eine verlegen gewesen.
Er beugte sich über sie, die Hände in die Hüften gestemmt. Seine Augen waren schmal vor Wut, und er war bleich im Gesicht. »Ich habe dich etwas gefragt. Warum hast du mir nicht gesagt, daß Ryder Sherbrooke in Montego Bay angekommen ist?«
Sie öffnete den Mund, um ihm eine Lüge aufzutischen, aber er kam ihr zuvor. »Wag ja nicht zu behaupten, daß du es nicht gewußt hast. Du warst heute in der Stadt. Ich habe dich mit eigenen Augen wegreiten sehen. Verdammt, ich habe dir selbst erlaubt hinzureiten.«
»Ich sage dir, ich habe es nicht...« Sie verstummte, weil sie ihre eigene Feigheit haßte, weil sie ihre eigene Stimme haßte, die genauso dünn war wie ihr Battistnachthemd. Einen Moment lang schwieg sie und nährte die rasende Wut, die allmählich ihre Angst verdrängte. Schließlich blickte sie direkt in das verhaßte Gesicht. »Ich wollte, daß er herkommt und dich erwischt. Ich habe darum gebetet, daß es so kommen möge. Ich wußte, daß er nicht an diesen ganzen Voodoo-Zauber glauben würde, daß er deinem Treiben ein Ende bereiten würde.«
Er hob die Faust, ließ sie aber langsam wieder sinken.
Dann lächelte er sie tatsächlich an, und sie sah flüchtig, was alle anderen Menschen sahen — einen Mann mit Humor und Geist, einen gütigen Mann, etwas schüchtern, gebildet und von vornehmer Herkunft. Im nächsten Augenblick zeigte er aber schon wieder sein wahres Gesicht, das nur sie allein kannte. »Wenn Thomas nicht mit dem Pfeil auf ihn geschossen hätte, wäre das Spiel für mich vielleicht wirklich aus gewesen. Auf sowas war ich nicht gefaßt. Natürlich ist mir Graysons Sohn Emile seit langem ein Dorn im Auge, aber dieser unbekannte junge Mann, der nackt wie ein Satyr auf mich zuraste und aus Leibeskräften brüllte — der war eine totale Überraschung und hat mir einen Schock versetzt. Gott sei Dank hat Thomas ihn erwischt.«
Sophie erbleichte. »Ihr habt ihn umgebracht? Ihr habt den Plantagenbesitzer umgebracht?«
»O nein, Thomas hat ihn nur in den Oberarm geschossen. Er ist immer vorsichtig. Wirklich seltsam, daß Sherbrooke splitternackt war und einen Stein bei sich hatte. Und was sein Kriegsgeheul angeht, kann er es ohne weiteres mit jedem Kariben aufnehmen. Thomas vermutet, daß der Bursche sich gerade mit einer Sklavin vergnügte, als er vom Schwefelgestank und Rauch und von unserem mittlerweile perfekten Stöhnen aufgeschreckt wurde. Ich war sehr erleichtert, daß Emile Grayson sich um Sherbrooke kümmerte, anstatt mich zu verfolgen.«
Sie schwieg. Weil sie die Information für sich behalten hatte, hatte sie ein Menschenleben gefährdet. Ihr war überhaupt nicht in den Sinn gekommen, daß Ryder Sherbrooke wirklich in Gefahr schweben könnte. Und
Weitere Kostenlose Bücher