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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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routiniert weggeschoben hatte, wechselte ich den Tonfall: »Warum hast
du dem Mann im karierten Hemd eine verpasst ?«
    »Was geht
dich das an, bist du ein Bulle oder was ?«
    Als Antwort
hielt ich ihr für den Bruchteil einer Sekunde die Marke unter die Nase, die ich
auf der Cranger Kirmes an einer Schießbude gewonnen hatte.
    »Sitte.«
    »Nun gut, ist
ja kein Geheimnis. Der Kerl ist krank. Lässt sich immer was Neues einfallen;
heute hat er zum Beispiel nach Schweinestall gestunken. Ich bin einmal mit ihm
nach Hause gefahren. Nie wieder. Hat mich ans Bett
gefesselt und ziemlich widerliche Sachen veranstaltet. Bezahlt hat er auch
nicht. Mich wundert, dass er sich überhaupt noch hierher traut, denn die
anderen Mädels haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Scheint ein Freund vom Chef
zu sein. Als ich erzählt habe, dass er keine Kohle abgedrückt hat, meinte er,
ich soll es gut sein lassen. Balthasar würde die Mücken schon rüberwachsen
lassen. Ist mir egal, der Kerl kommt mir nicht mehr an die Bluse«, schüttelte
sie ihre rote Mähne.
    »Kennst du
seinen vollen Namen ?«
    »Kinker,
Balthasar Kinker. Ist er jetzt endlich fällig ?«
    »Adresse?«
Jaja, die Jungs von der Sitte sind nicht sehr höflich.
    »Dülmen,
Geschwister-Scholl-Straße. Habe ich mir nur gemerkt, weil dort eine gute
Freundin wohnt. Die Hausnummer kenn ich aber nicht«, zeigte sie außerordentlich
viel Engagement. Kinker schien wirklich eine üble Bazille zu sein.
    »Das reicht,
geh wieder arbeiten«, entließ ich sie. Als ich kurz darauf die Lustmeile
entlangfuhr, hatte sich bereits eine wild gestikulierende Traube um das Mädel
gebildet.
    Hollek und
Kinker waren also identisch, wenig überraschend. Auf nach Dülmen zu den
Widerstandskämpfern. Vielleicht fand ich in seiner Wohnung etwas, das mir
zumindest die Richtung anzeigte, wonach er das ganze Münsterland durchkämmte.
Wenn ich nämlich nicht bald aus den Puschen kam, würde
ich Claude und Egon im Fegefeuer Gesellschaft leisten, keine schöne Aussicht
bei meiner Hitzeallergie.
     
    Nach zehn Minuten harter
Ermittlungsarbeit hatte ich die Geschwister-Scholl-Straße, nach weiteren zehn
Kinkers Haus gefunden. Es war ein sechsstöckiger Altbau mit Ornamenten aus der
Gründerzeit. Balthasar wohnte direkt unterm Dach. Ich japste hundertzwanzig
Treppenstufen hoch und verfluchte den Hauseigentümer, der am Aufzug gespart
hatte. Neben Kinker bewohnten zwei weitere Parteien das Dachgeschoss.
    Just als ich
den ersten Dietrich testen wollte, trat ein Rentner aus der Nachbarstür. Ein
trotz seines hohen Alters drahtiger Typ mit gepflegtem Schnäuzer und einem Mops
an der Leine.
    »Erzherzog
Ferdinand, bei Fuß«, befahl er mit strenger Stimme. Dieser parierte aber nicht,
sondern watschelte kläffend auf mich zu, während ich Freund Dietrich in der
Hosentasche verschwinden ließ.
    »Das ist kein
Happi-Happi«, versuchte er derweilen die Töle zu beruhigen. »Wir haben vorhin
Lassie gesehen. Da ist der Junge immer außer Rand und Band .«
    Ich nickte
wissend.
    »Wenn Sie zum
Kinker wollen, der ist nicht da. Er hat um elf Uhr sieben das Haus verlassen .«
    Ich hatte den
Haussheriff getroffen. Empfand ich privat für solche Leute nur Abscheu, war ich
beruflich auf sie angewiesen.
    »Ist schon
ein seltsamer Vogel, der Kinker. Kommt jede Woche mit einem neuen Wagen an. Und
Frauen schleppt der auf seine Bude. Ich sag Ihnen, da wird man ganz neidisch.
Und das bei seinem Äußeren. Statt sich einen attraktiven Kerl wie mich zu
angeln, fliegen die auf den kleinen Furz. Dabei würde sich Erzherzog Ferdinand
so über ein Frauchen freuen. Hab ich recht, Ferdi ?«
    Moppelmops
knurrte, was alles und nichts bedeuten konnte.
    »Unangenehm,
dass Herr Kinker nicht zu Hause ist. Ich bin Privatdetektiv und arbeite für den
Gerichtsvollzieher der Stadt Dülmen. Wir vermuten, dass Herr Kinker
Prostituierte ohne Aufenthaltsgenehmigung beschäftigt. Von Steuerhinterziehung
ganz zu schweigen. Dem Gerichtsvollzieher hat er angegeben, arm wie eine
Kirchenmaus zu sein. Ich soll mich daher einmal in seiner Wohnung nach
Anhaltspunkten Umsehen .«
    Die
Geschichte war löchriger als Emmentaler, aber der Blockwart würde sie bestimmt
bereitwilliger schlucken als seine Blutdruckpräparate. Und richtig. Die Augen
des Opas begannen zu leuchten.
    »Hab ich es
mir doch gedacht. Noch gestern hab ich zu Frau Schmittobreik gesagt: Der Herr
Kinker kommt mir nicht ganz koscher vor. Der...«
    »Mein Chef
bringt mich um, wenn ich ohne konkrete

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