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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Unterhose auf einer Dschungellichtung. Den Kopf mit
einem Stirnband der Vereinigten Staaten umwickelt, um den Hals eine Kette mit
Paprikaschoten. In der Rechten ein Maschinengewehr, in der Linken einen
Totenkopf, übertraf er seine Idole an Coolness. Es fröstelte mich leicht.
    Hier hatte
ich genug gesehen. Neugierig stiefelte ich ins Wohnzimmer. Als ich durch den
Türrahmen trat, erstrahlte ich in einem Scheinwerferspot. Instinktiv hob ich
die Fäuste in Abwehrhaltung. Unnötig. Lediglich begann die Hi-Fi-Station
Richard Strauß’ Also sprach Zarathustra zu dröhnen. In das orchestrale
Pathos hinein sprach ein Chor »die Gefallenen aller Kriege grüßen dich,
Balthasar Kinker, Beherrscher der Welt, Richter über Leben und Tod«. Ich
untersuchte den Türpfosten. In Höhe der Kniekehlen war eine Lichtschranke
angebracht, die durch ein Kabel mit Stereoanlage und Scheinwerfer verbunden
war. Die Musik verstummte.
    Auf einem
Wandregal fand ich haufenweise DVDs, ausschließlich Porno-, Action- und
Splatterstreifen. Spermaallee und Teeny-Fleisch waren noch die harmloseren
Titel. Ich öffnete eine Schublade des Wandschranks und fand ein Dutzend
Fahrzeugscheine und diverse Personalausweise. Sie waren auf die Namen Kasimir
Hollek, Engelbert Holle, Hannibal Hohl und Christopherus Hohlbein ausgestellt.
Doch der Mann auf den Fotos war stets derselbe: Balthasar Kinker. Das
Innenministerium warnte permanent vor islamistischen Terroristen, doch wer
schützte die Bürger vor Psychos wie Balthasar?
    Neben dem
Telefon schlummerte ein Anrufbeantworter. Play. Das Band rauschte, als hätte es
im Dschungelkampf mit seinem Herren einige
Streifschüsse abbekommen. Dann ertönte Kinkers Stimme: »Hinterlasse eine
Nachricht auf dem Aufzeichnungsgerät, oder ich schicke dich persönlich in die
Hölle. Bin im Vietcong und rotte Schlitzaugen aus. Sobald alle vernichtet sind,
rufe ich zurück .«
    Im Vergleich
zu Kinker war Hannibal Lector ein pubertierender Schuljunge. Angewidert
schüttelte ich mich.
    »Lass dir mal
’nen neuen Spruch einfallen. Eddi fragt, ob der Schatz geborgen ist. Er wird
langsam ungeduldig. Morgen bringt der Kunde die Kohle. Bis dahin muss Eddi
Zugriff auf den Stoff haben. Gib Gummi, Alter. Tod den Kommunisten!«
    Kinker schien
die Wahrheit gesagt zu haben. Müller und Konsorten stahlen irgendwas mit einem
ziemlichen Wert. Leider hatte der Anrufer nicht verraten, um was es sich
handelte.
    Piep.
    »Wir müssen
uns treffen, Kinker. Wir haben keinerlei Interesse, unsere Leute von Ihnen
massakrieren zu lassen. Wir zahlen großzügig, wenn Sie uns in Ruhe lassen.
Rufen Sie mich an .«
    Müller. Das
war doch mal ein erfreulicher Fund. Wenn die beiden sich treffen würden, könnte
ich sie festnageln und erfuhr den Namen des Mannes im Hintergrund, der die
Morde an Connie und Grutz in Auftrag gegeben hatte.
    Ich hörte den
Rest des Bandes ab, das aber nur die Rückfrage des Dominastudios Angelique
enthielt, wann Balti seine nächste Lektion in absolutem Gehorsam erhalten
wolle.
    Schnell das
Band auf ein Tape überspielt, das vorher die coolsten Waffensounds enthalten
hatte. Obwohl Tonbandaufnahmen vor Gericht als Beweis nicht zugelassen waren,
konnte der Besitz nicht schaden.
    Just als ich
das Zimmer verlassen wollte, drehte sich der Schlüssel im Schloss. Hastig
schaltete ich den Scheinwerfer ab und hüllte die Wohnung in tiefes Dunkel. Die
Tür ging auf, und Schritte näherten sich.
    Wenn Kinker
mich erwischte, konnte ich mein Testament machen, denn bedauerlicherweise hatte
ich meine Waffe im Wagen gelassen. Ich huschte hinter die Wohnzimmertür, die
Scheinwerfer erstrahlten, und Kinker wurde von dem Totenchor gegrüßt. Neben mir
entdeckte ich auf einem Beistelltischchen eine Vase mit Chrysanthemen. In
Ermangelung einer besseren Waffe griff ich sie mir.
    Als Balthasar
vor mir auftauchte, ließ ich das Porzellangefäß mit aller Wucht auf seinen
Schädel krachen. Kinker stürzte zu Boden und landete in Scherben, Wasser und
Blumen. Seine Augen schimmerten glasig und aus seinem Mund troff Speichel.
Hoffentlich hatte ich nicht zu fest zugeschlagen und den Knirps ins Nirwana
befördert. Ich befühlte den Puls. Er schlug noch.
    Dann knallte ein
Vorschlaghammer auf meinen Hinterkopf. Während ich niedersank, war ich nicht
sicher, ob Wagners Lohengrin-Ouvertüre nur in meiner Phantasie spielte.
Schöpfer, gleich stehe ich vor dir und blicke in dein Antlitz.
     
     
     

18
     
     
    V erschwommene Schemen geometrischer
Figuren

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