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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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    »Fährt er
denn noch Auto ?«
    »Das nicht.
Seine Tochter, dieses arme Geschöpf, hat ihn immer chauffiert. Seinen
Führerschein hat er nach seinem ersten Herzinfarkt abgegeben, das muss 1997,
nein warten Sie, 1998 gewesen sein. Seitdem geht er zu Fuß oder lässt sich
kutschieren. Er fährt nicht einmal mehr mit dem Fahrrad, seitdem...«
    »Ich danke
Ihnen, Sie haben mir sehr geholfen. Und der Kamillentee war sehr lecker«,
hoffte ich auf Grauen Star, denn meine Tasse war noch mehr als halbvoll.
    Die
Verabschiedung nahm weitere zwanzig Minuten in Anspruch, da sie kurz vor der
Tür erkannte, dass ich der Organist ihrer Gemeinde war, und mir wertvolle Tipps
zur Vervollkommnung meiner Spieltechnik gab, da sie schließlich während ihrer
Schulzeit selbst Orgel gespielt hatte.
    Ich sah zu,
dass ich wegkam, bevor sie weitere Döne-kes aus ihrem erfüllten Leben zum
Besten gab.
     
     
     

24
     
     
    W o finde ich Herrn Lienen ?«
    Es war kurz
nach vier und ich befand mich im Elisabeth-Hospital, dieses Mal als Besucher.
Die Schwester bediente den Computer mit einer Geschwindigkeit, die jede
Sekretärin an Selbstmord denken ließ.
    »Station B,
Zimmer 37.«
    Der alte
Lienen lag allein in einem Dreibettzimmer. Sein Kopf war bandagiert, der linke
Arm war eingegipst. Der restliche Körper wurde von der Bettdecke verborgen.
    »Guten Tag«,
ließ ich mich auf den wackligen Stuhl zu seiner Rechten fallen.
    »Was wollen
Sie hier ?« , begrüßte er mich gewohnt höflich.
    »Ich wurde
beauftragt, den Mord an Ihrer Tochter aufzuklären .«
    »Verschwinde,
Schnüffler! Ohne Sie würde Cornelia noch leben .« Er
versuchte sich aufzurichten, scheiterte aber kläglich. Dafür bedachte er mich
mit einem Blick, der eine Mixtur aus abgrundtiefer Abneigung und purem Hass
transportierte.
    »Was ist
passiert ?« , klopfte ich auf den Gips.
    »Bin die
Treppe runtergefallen .«
    »Ziemlich
schwere Verletzungen für einen Treppensturz. Außerdem hat mir Frau Allekotte
was anderes erzählt«, blickte ich dem Alten fest in die Augen.
    »Ich höre«,
begannen seine Lider plötzlich zu flattern.
    »Sie sollen
in einen Verkehrsunfall verwickelt gewesen sein .«
    »Sie ticken
doch nicht ganz sauber. Außerdem: Was geht Sie das an ?«
    Der alte
Knacker hatte eine Heidenangst.
    »Scheren Sie
sich zum Teufel«, war seine Antwort auf ebendiese Frage. Allerdings war seine
Stimme nur noch ein Flüstern.
    Also
weiterbohren: »Wer hat Sie angefahren? Haben Sie den Wagen erkannt ?«
    Treffer!
Selten in ein derart entsetztes Gesicht geblickt.
    »Hören Sie,
Nannen«, hatte er sich schnell wieder gefangen. »Nur damit Sie endlich Ruhe
geben: Gestern Abend bin ich vor die Tür gegangen, um frische Luft zu
schnappen. Plötzlich kam ein Wagen um die Ecke gerast. Mit meinen alten Knochen
konnte ich leider nicht schnell genug ausweichen. Besoffene Jugendliche«, log
er, dass sich die Balken bogen, aber wie an ihn rankommen?
    Einfach mal
einen Schuss ins Blaue versuchen: »Dieser Mordversuch ist fehlgeschlagen, der
nächste wird es nicht .«
    »Raus hier!
Raus !« , hatte ich richtig getippt. In Lienens Visage
stand die nackte Angst.
    »Schwester!
Schwester !« , drehte er sich panisch von mir weg und
hämmerte auf die Notschelle.
    »Durch Ihre
Halsstarrigkeit schützen Sie Connies Mörder und gefährden sich und andere«,
redete ich sanft auf ihn ein.
    Mit Schwung
wurde die Tür aufgerissen, und ein Drachen von Schwester stürmte ins Zimmer.
    »Schämen Sie
sich nicht, den alten Herrn so aufzuregen ?« , stemmte
sie die Arme in die breiten Hüften.
    »Er hat mich
geschlagen, Schwester Mathilde .«
    Ehe ich piep
sagen konnte, hatte mich das Monster am Kragen gepackt und in Richtung Tür
geschleift.
    »Da schlägt’s
dreizehn. Will sich an einem hilflosen Mann vergreifen, der sein Vater sein
könnte«, brummte sie im tiefsten Bass.
    »Sie liegen
falsch, Schwesterchen, ich...«
    »Ruhe !« , herrschte sie mich an, zog mich über die Schwelle und
knallte die Tür hinter uns zu, ohne Rücksicht auf die armen Kranken.
    »Sie erhalten
lebenslängliches Stationsverbot«, ließ sie mich endlich vom Haken. »Wenn Sie
sich noch einmal hier blicken lassen, lernen Sie mich von meiner unfreundlichen
Seite kennen .«
    Das war doch
mal ’ne Ansage. Da sie mir jedoch nur Stations- und kein Hausverbot erteilt
hatte, stand ich zwanzig Wimpernschläge später an der Rezeption, wo ich unter
Aufbietung aller Überredungskünste Lienens Unfallstelle aus der

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