Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
Schwester
herauskitzelte.
    Also wieder
durch den Schneematsch gekämpft — nach Abschluss des Falls waren definitiv
Winterreifen fällig — und die Karre in der Kapellenstraße abgestellt, ganz in
der Nähe des Lienen’schen Wohnsitzes. Die Straße erstreckte sich zwar über eine
Länge von einer halben Meile, aber nur die ersten fünfzig Meter wurden von
Häusern gesäumt. Nach sechs Befragungen wusste ich, welches Auto den alten
Lienen über den Haufen gefahren hatte: Es war ein brauner, roter oder
metallicschwarzer Renault, Passat oder Kadett, in dem zwei, drei oder fünf
Personen saßen. Das Nummernschild deutete unmissverständlich darauf hin, dass
es sich um eine hiesige Zulassung handelte, es sei denn, Haus Nummer zwei hatte
recht. Dann wäre der Wagen aus Frankfurt gekommen. Allerdings durfte man bei
der Analyse den Förster aus dem letzten Haus nicht ignorieren, der Stein und
Bein schwor, dass es sich um ein Bremer Nummernschild gehandelt hatte, da er
unzweifelhaft ein »B« erkannt hatte. Einige Zeugen hatten sogar die Ziffern
parat, »die letzte Zahl war mit Sicherheit eine fünf«, »ich konnte zwar die
Buchstaben nicht erkennen, aber hinten stand 318«, »die Ziffern konnte ich zwar
nicht so schnell lesen, aber es waren zweifellos vier«.
    Deprimiert
hockte ich mich ins Auto und legte eine Ramones-Kassette ein. Der
einsetzende Schneefall verstärkte meine Stimmung.
    Nach dem
vierten Song waren meine trüben Gedanken wie weggeblasen, und ich konnte mich
konstruktiv mit dem Fall beschäftigen: Wenn Lienen vorsätzlich über den Haufen
gefahren worden war, und davon musste man nach seinem hysterischen Verhalten
ausgehen, würde der Mörder alles daransetzen, seinen Fehler auszubügeln und den
Alten endgültig ins Jenseits zu befördern.
    Also
Personenschutz für den ungeliebten Rentner. Verstand sich natürlich von selbst,
dass ich wenig Lust verspürte, für unbestimmte Zeit auf einem harten Stuhl
sitzend den Krankenhausmief einzuatmen, aber da mein Hirn auf Hochtouren lief,
war eine Lösung schnell gefunden: Peter Gurkennase Grabowski, ein Kumpel aus
Essener Tagen, mit dem ich so manche Kneipentour durch die Ruhrpottmetropole
unternommen hatte. Man konnte ihn als liebenswerten Versager bezeichnen, der
sich zu viel mit den falschen Sachen im Leben beschäftigte: zu viel Schnaps, zu
viel Poker, zu viel Schulden, zu viel Pech. Da er jedoch aus besagten Gründen
für Geld alles machte, war es keine Schwierigkeit, ihn für Aufgaben anzuheuern,
für die mich jeder Normalsterbliche zum Teufel gewünscht hätte.
    Handy ans Ohr
und die nächste halbe Stunde damit verbracht, Grabowskis mögliche
Aufenthaltsorte abzugrasen. In einer Borbecker Spielhalle wurde ich fündig.
    »Klar ist der
Pedder da, Moment ma«, dröhnte es mir entgegen. Nach einem kräftigen Kurssprung
der Vodafone-Aktien hatte ich Gurkennase endlich am Apparat.
    »Wer auch
immer dran ist: Du hast meine Gewinnsträhne unterbrochen, und das nehme ich dir
verdammt übel«, wurde ich freundlich begrüßt.
    »Bist du vom
gepflegten Poker zu den Niederungen der Daddelkisten herabgesunken ?«
    »Mensch,
Dieter. Hab ja seit Adam und Eva nichts mehr von dir gehört. Was macht die
Karnickelzucht ?« , konnte ich sein breites Grinsen
förmlich sehen.
    »Habe ich auf
den Hausgebrauch beschränkt. Ziegenmilch ist der Renner der Saison. Die
Szeneclubs rennen mir die Bude ein .«
    »Grad gestern
hab ich noch ’nen Eimer weggezogen. Übrigens, ich arbeite jetzt bei der
Zeitung. Wir haben auch tolle Fachzeitschriften für Privatdetektive und Bauern
im Programm. Wenn du willst, schick ich dir ein Probeexemplar .«
    Sein Job
bestand also darin, von Haustür zu Haustür zu walzen und Heftchen zu verticken,
die das Papier nicht wert waren. Für Peter bedeutete dies einen echten
Karrieresprung.
    »Wie viel
verdienst du ?«
    »Könnte mehr
sein. Letzten Monat hatte ich ’ne Bänderdehnung und bin nur gekrochen .«
    »Ich biete
dir zehn Euro die Stunde .«
    »Mann, dafür
würde ich meine Mutter an den Leibhaftigen verscherbeln«, entfuhr es ihm. Dann
wurde er vorsichtig: »Hat doch nichts mit Maloche zu tun ?«
    »Deine größte
Anstrengung wird darin bestehen, die Beine hochzulegen und wachzubleiben .«
    »Prima.« Dann
machte sich wieder Misstrauen in seiner Stimme breit. »Und dieser Job ist zehn
Ocken die Stunde wert ?«
    »Meiner
Mandantin. Aber genug gequatscht. In anderthalb Stunden erwarte ich dich vor
dem Dülmener Krankenhaus .«
    Er handelte
mich auf zwei

Weitere Kostenlose Bücher