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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schiffe aller anderen. Das Meervolk wird im Westen auf dem Aryth-Meer Wache halten. Es gibt ein Volk, die Seanchaner, die jenseits des Aryth-Meers leben und eines Tages kommen werden, um uns zu erobern. Das Meervolk wird es mich wissen lassen, wenn es soweit ist.«
    »Ihr verlangt viel«, murrte Harine verbittert. »Wir wissen von diesen Seanchanern, die anscheinend von den Inseln der Toten kommen, von denen kein Schiff zurückkehrt. Einige unserer Schiffe sind ihren Schiffen begegnet. Sie benutzen die Eine Macht als Waffe. Ihr verlangt mehr, als Ihr wißt, Coramoor.« Dieses Mal hielt sie bei seinem Titel nicht inne. »Etwas Böses ist auf das Aryth-Meer herabgesunken. Seit vielen Monaten ist keines unserer Schiffe von dort zurückgekehrt. Schiffe, die gen Westen segeln, verschwinden.«
    Rand verspürte ein Frösteln. Er drehte sein aus einem Teil eines seanchanischen Speers gefertigtes Drachenszepter in Händen. Konnten die Seanchaner bereits zurückgekehrt sein? Sie waren einst, in Falme, vertrieben worden. Die Speerspitze sollte ihn daran erinnern, daß es mehr Feinde auf der Welt gab als diejenigen, die er sehen konnte, aber er war überzeugt gewesen, daß die Seanchaner Jahre brauchen würden, um sich von ihrer Niederlage zu erholen, nachdem sie vom Wiedergeborenen Drachen und den durch das Horn von Valere zurückgerufenen toten Helden ins Meer getrieben worden waren. Befand sich das Horn noch in der Weißen Burg? Er wußte, daß es dorthin gebracht worden war.
    Plötzlich konnte er die Beschränkungen der Kabine nicht länger ertragen. Er machte sich mit der Verriegelung an der Armlehne seines Stuhls zu schaffen. Sie wollte nicht aufgehen. Er ergriff das glatte Holz und ließ es mit einem heftigen Ruck zersplittern. »Wir sind übereingekommen, daß mir das Meervolk dienen wird«, sagte er und stieß sich hoch. Die niedrige Decke bewirkte, daß er sich drohend über den Tisch beugte. Die Kabine fühlte sich jetzt noch kleiner an. »Wenn Euer Handel noch mehr umfaßt, werden Merana und Rafela mit Euch darüber sprechen.« Er wandte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, rasch zur Tür.
    Dort fing Merana ihn ab, ergriff seinen Ärmel und sprach schnell und leise auf ihn ein. »Mein Lord Drache, es wäre besser, wenn Ihr bleiben würdet. Ihr habt gesehen, was Euer Ta'veren bereits bewirkt hat. Wenn Ihr hierbleibt, wird sie sicherlich offenbaren, was sie zu verbergen versucht, und zustimmen, bevor wir etwas zugestehen.«
    »Ihr gehört der Grauen Ajah an«, belehrte er sie barsch. »Verhandelt! Dashiva, kommt mit mir.«
    Auf Deck atmete Rand tief durch. Der wolkenlose Himmel erstreckte sich frei über ihm. Frei.
    Es dauerte einen Moment, ehe er Bera und die beiden anderen Schwestern bemerkte, die ihn erwartungsvoll ansahen. Flinn und Narishma taten, was von ihnen erwartet wurde, indem sie mit halbem Auge das Schiff und ansonsten die Ufer beobachteten, die Stadt auf der einen Seite und die erst zur Hälfte wieder aufgebauten Kornspeicher auf der anderen. Auf einem Schiff mitten auf dem Fluß war man angreifbar, wenn einer der Verlorenen zuzuschlagen beschloß. Andererseits war man überall in Gefahr.
    Min ergriff seinen Arm, und er zuckte zusammen.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte dich nicht zurücklassen sollen.«
    »Ist schon gut«, sagte sie lachend. »Merana hat sich bereits an die Arbeit gemacht. Ich glaube, sie will dir Harines beste Bluse besorgen, und ihre zweitbeste vielleicht auch noch. Die Herrin der Wogen wirkt wie ein zwischen zwei Frettchen gefangenes Kaninchen.«
    Rand nickte. Das Meervolk gehörte ihm, oder beinahe. Welche Bedeutung hatte es, ob sich das Horn von Valere in der Weißen Burg befand? Er war Ta'veren. Er war der Wiedergeborene Drache und der Coramoor. Die goldene Sonne brannte noch immer kurz vor dem Zenit. »Der Tag ist noch jung, Min.« Er konnte alles tun. »Würdest du gern sehen, wie ich die Aufständischen niederschlage? Tausend Kronen gegen einen Kuß, daß sie vor Sonnenuntergang mir gehören.«

KAPITEL 3
    In den Wäldern
    Min saß im Schneidersitz auf Rands Bett und beobachtete ihn, wie er in Hemdsärmeln seine Jacken in dem großen, mit Elfenbein verzierten Schrank durchwühlte. Wie konnte er in diesem Raum mit all den schwarzen, wuchtigen Möbeln schlafen? Ein Teil ihrer Gedanken schweifte wie abwesend umher und ersetzte die Möbel durch einige geschnitzte, goldverzierte Stücke, die sie in Caemlyn gesehen hatte, sowie durch helle Vorhänge und Bettwäsche, die er

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