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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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IAN FLEMING
    007 JAMES BOND DER SPION DER MICH LIEBTE

    scanned by anybody corr. by balkderspinner
    Nur eine höllische Phantasie konnte diesen Plan ausdenken. Nur zwei Teufel in Menschengestalt können ihn ausführen. Den Colt im Nacken, müssen die Opfer das satanische Spiel mitmachen. Für Vivienne, den grausamen und brutalen Tod vor Augen, besteht keine Hoffnung auf Rettung oder Flucht. Bis, wie aus dem Nichts, der Mann auftaucht, den selbst ein Pakt mit dem Teufel nicht schreckt: James Bond 007...
    (Backcover) _
    Aus dem Englischen übersetzt von Mechthild Sandberg Titel des Originals: »The Spy Who Loved Me«
    2. Auflage 1977, Bd. 504 Schutzumschlag von Ruedi Rindlisbacher Die Erstveröffentlichung dieser Taschenbuchausgabe erschien unter dem gleichen Titel Copyright © 1962 by Glidrose Productions Ltd., London Gesamtdeutsche Rechte by Scherz Verlag Bern und München Gesamtherstellung: Ebner, Ulm
    Mein Atem ging keuchend.
    Die Fetzen hingen bereits von meinen Kleidern, meine Füße begannen schon zu schmerzen. Ich wußte, ich könnte nicht viel länger durchhalten. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen, einen Moment aus dem Lichtkreis zu entrinnen, unter einen Baum zu kriechen und mich dort zu verstecken. Doch warum schoß niemand? Ich torkelte nach rechts, aus dem Lichtkegel heraus, und ließ mich auf die Knie fallen.
    Schritte, das Geräusch brechender Äste kamen näher. Jetzt konnte ich den schweren Atem hören. Sluggsys Stimme sagte leise, ganz in der Nähe: »Komm heraus, Baby! Sonst setzt's was. Das Versteckspiel ist aus!«
    Ich war auf der Flucht; auf der Flucht vor England, dem Winter, einer Reihe unerquicklicher Liebesgeschichten. Ich war auf der Flucht vor der Eintönigkeit, der Schalheit, der Engstirnigkeit und meiner eigenen Unfähigkeit, mir einen Platz an der Sonne zu erobern.
    Ich hatte einen weiten Weg hinter mir. Eine halbe Welt dehnte sich zwischen mir und England. Von London hatte mich meine Flucht in das Motel The Dreamy Pines getrieben, das fünfzehn Kilometer westlich vom Lake George gelegen ist. Das Gebiet ist ein beliebtes amerikanisches Sport- und Erholungszentrum in den Adirondacks, eine weitläufige Bergkette mit Seen und Fichtenwäldern, die fast den ganzen nördlichen Teil des Staates New York einnimmt. Am ersten September hatte ich meine Reise angetreten. Heute schrieben wir Freitag, den 13. Oktober. Bei meinem Aufbruch waren die staubigen Blätter der kümmerlichen Ahornbäume auf dem kleinen Platz vor meiner Londoner Wohnung schmutziggrün gewesen. Jetzt flammte hier und dort das Laub der wilden Ahornbäume glühendrot zwischen den Legionen dunkler Fichten, die sich bis zur kanadischen Grenze zogen. Und ich hatte das Gefühl, als hätte sich auch mit mir, oder zumindest mit meinem Äußeren eine solche Wandlung vollzogen - die fahle Blässe, gewissermaßen das Symbol meines Londoner Lebens, war einer gesunden Farbe, dem lebensfrohen Blitzen der Augen gewichen, die der Aufenthalt an der frischen Luft, frühes Zubettgehen und all die anderen erholsamen Beschäftigungen mit sich bringen, die in Quebec mein Leben ausmachten, ehe der Familienrat beschlossen hatte, mich nach England zu schicken, um mir »gesellschaftlichen Schliff« angedeihen zu lassen.
    Die roten Wangen entsprachen natürlich gar nicht dem modischen Ideal der Vornehmheit. Trotzdem hatte ich sogar aufgehört, Lippenstift und Nagellack zu benutzen. Mir war, als hätte ich endlich eine Haut abgestreift, die nicht zu mir gehörte, und wäre wieder in meine eigene geschlüpft. Wenn ich in den Spiegel blickte, war ich glücklich wie ein Kind und gefiel mir
    selbst. Nicht ein einziges Mal verspürte ich den Wunsch, mit Puder und Rouge ein fremdes Gesicht über meine Züge zu pinseln. Ich erzähle das alles nicht etwa aus Selbstgefälligkeit. Nein, ich war einfach auf der Flucht vor dem Mädchen, das ich während der vergangenen fünf Jahre gewesen war. So sehr gefiel mir das Mädchen, das ich jetzt geworden war, auch wieder nicht, doch das andere hatte ich gehaßt und verachtet. Ich war froh, sein Gesicht losgeworden zu sein.
    Die Rundfunkstation WOKO in Albany, der Hauptstadt des Staates New York, etwa achtzig Kilometer südlich des Motels, brachte das Zeitzeichen für achtzehn Uhr. Im folgenden Wetterbericht warnte der Sprecher vor einem heftigen Gewitter und orkanartigen Winden. Das Gewitter näherte sich aus nördlicher Richtung und würde Albany gegen zwanzig Uhr erreichen. Das bedeutete, daß ich eine

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