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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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KAPITEL 1

    Ich wurde in Eno's Diner verhaftet. Um zwölf Uhr. Ich aß gerade Rühreier und trank Kaffee. Kein Mittagessen, ein spätes Frühstück. Ich war durchnäßt und müde nach einem langen Marsch im strömenden Regen. Die ganze Strecke vom Highway bis zum Stadtrand.
    Das Diner war klein, aber hell und sauber. Brandneu, konzipiert wie ein umgebauter Eisenbahnwaggon. Schmal, mit einer langen Theke auf der einen Seite und einer Küche, die nach hinten hinausging. Auf der gegenüberliegenden Seite Eßnischen. Ein Eingang an der Stelle der Mittelnische.
    Ich saß in einer Nische am Fenster und las in einer Zeitung, die jemand liegengelassen hatte, über die Wahlkampagne eines Präsidenten, den ich das letzte Mal schon nicht gewählt hatte und dieses Mal auch nicht wählen würde. Draußen hatte es aufgehört zu regnen, aber das Glas war noch übersät mit glänzenden Tropfen. Ich sah, wie die Streifenwagen auf den Kiesplatz einbogen. Sie fuhren schnell und kamen knirschend zum Stehen. Lichtsignale blitzten und blinkten. Rotes und blaues Licht auf den Regentropfen am Fenster. Wagentüren flogen auf, Polizisten sprangen heraus. Zwei aus jedem Wagen, die Waffen im Anschlag. Zwei Revolver, zwei Schrotflinten. Das war schweres Geschütz. Ein Revolver und eine Flinte rannten auf die Rückseite. Die beiden anderen stürmten zur Tür.
    Ich saß nur da und beobachtete sie. Ich wußte, wer sich im Diner befand. Ein Koch im hinteren Teil. Zwei Kellnerinnen. Zwei alte Männer. Und ich. Dieser Einsatz galt mir. Ich war noch nicht mal eine halbe Stunde in der Stadt. Die anderen fünf waren wahrscheinlich schon ihr ganzes Leben hier. Gäbe es ein Problem mit einem von ihnen, würde ein verlegener Sergeant zögernd hereinkommen. Er würde eine Entschuldigung murmeln. Er würde mit leiser Stimme sprechen. Er würde den Betreffenden bitten, mit ihm zum Revier zu kommen. Also galten das schwere Geschütz und der ganze Auftrieb nicht ihnen. Das galt mir. Ich stopfte mir die Rühreier in den Mund und legte einen Fünfer unter den Teller. Faltete die Zeitung zu einem kleinen Viereck und schob sie in meine Manteltasche. Hielt meine Hände über dem Tisch und leerte die Kaffeetasse.
    Der Typ mit dem Revolver blieb an der Tür. Er ging in die Hocke und zielte beidhändig mit der Waffe. Auf meinen Kopf. Der Typ mit der Repetierflinte kam näher. Die beiden waren schlank und durchtrainiert. Gepflegt und ordentlich. Agierten wie aus dem Lehrbuch. Der Revolver an der Tür konnte den ganzen Raum mit großer Genauigkeit in Schach halten. Die Flinte in meiner Nähe konnte mich über das ganze Fenster verteilen. Die umgekehrte Anordnung wäre ein Fehler gewesen. Der Revolver konnte mich in einem Nahkampf verfehlen, und von der Tür aus würde ein Schrotschuß nicht nur mich, sondern auch den anderen Officer und den alten Mann in der hinteren Nische töten. Bis jetzt machten sie alles richtig. Daran gab es keinen Zweifel. Sie waren im Vorteil. Auch daran kein Zweifel. Die enge Nische hielt mich gefangen. Ich hatte zuwenig Bewegungsspielraum, um großartig etwas zu machen. Also legte ich meine Hände auf den Tisch. Der Officer mit dem Gewehr kam näher.
    »Keine Bewegung! Polizei!« schrie er.
    Er schrie, so laut er konnte. Stieß seine ganze Anspannung aus und versuchte mich einzuschüchtern. Agierte wie aus dem Lehrbuch. Viel Lärm und Aggression, um die Zielperson weichzumachen. Ich hob die Hände. Der Typ mit dem Revolver löste sich von der Tür. Der Typ mit der Flinte kam näher. Zu nahe. Der erste Fehler. Im Notfall hätte ich mich auf den Lauf der Flinte stürzen und ihn nach oben drücken können. Ein Schuß in die Decke vielleicht und ein Ellbogen im Gesicht des Polizisten, und die Waffe wäre mein gewesen. Der Typ mit dem Revolver hatte seinen Schußwinkel verengt und konnte nicht das Risiko eingehen, seinen Partner zu treffen. Es hätte übel für sie enden können. Aber ich blieb einfach sitzen, mit erhobenen Händen. Der Typ mit der Flinte sprang immer noch schreiend herum.
    »Runter auf den Boden!« brüllte er.
    Ich glitt langsam aus der Nische und streckte dem Officer mit dem Revolver meine Handgelenke entgegen. Ich würde mich nicht auf den Fußboden legen. Nicht für diese Jungs vom Lande. Und wenn sie das ganze Police Department mit Haubitzen mitgebracht hätten.
    Der Typ mit dem Revolver war ein Sergeant. Er blieb schön ruhig. Die Flinte hielt mich in Schach, als der Sergeant seinen Revolver zurück ins Halfter steckte, die

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