Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
sie alle mit Armbrüsten. Diener kamen zu Fuß hinterher und mühten sich bei der Hitze keuchend ab - die Männer, die jegliches niedergestreckte Wild tragen und zubereiten würden. Es schien unwichtig, daß alle nur ein Häutungsmesser am Gürtel trugen. Min schluckte und tupfte ihre Wangen mit dem Taschentuch unbewußt ein wenig heftiger ab. Wenn auch nur ein Mensch Rand erkannte, bevor er es bemerkte...
    Lady Caraline zögerte nicht. »Keine Spione, Darlin«, sagte sie und wandte ihr Pferd den tairenischen Neuankömmlingen zu. Der Hohe Herr Darlin Sisnera! Jetzt fehlte nur noch Lord Toram Riatin. Min wünschte, Rands Ta'veren würde etwas weniger vollkommen am Muster zerren. »Ein Cousin und seine Frau«, fuhr Caraline fort, »die von Andor gekommen sind, um mich zu besuchen. Darf ich Euch Tomas Trakand - von einem unbedeutenderen Zweig unseres Hauses - und seine Frau Jaisi vorstellen?« Min hatte sie beinahe angestarrt. Die einzige Jaisi, die sie jemals gekannt hatte, war bereits vor ihrem zwanzigsten Lebensjahr eine fade, verbitterte und abgrundtief schlecht gelaunte Versagerin gewesen.
    Darlins Blick schweifte erneut über Rand und verweilte dann einen Moment auf Min. Er senkte seine Armbrust und verbeugte sich kaum merklich, wie es einem Hohen Herrn von Tear gegenüber einer untergeordneten Person geziemte. »Seid willkommen, Lord Tomas. Nur ein tapferer Mann würde sich uns unter den gegenwärtigen Umständen anschließen. Al'Thor könnte die Wilden jeden Tag auf uns loslassen.« Lady Caraline warf ihm einen verärgerten Blick zu, den er bewußt mißachtete.
    Er bemerkte jedoch, daß Rands Verbeugung ebenso knapp ausfiel wie seine eigene. Er registrierte es und runzelte die Stirn. Eine dunkle hübsche Frau aus seinem Gefolge murrte leise zornig etwas - sie hatte ein längliches, hartes Gesicht, das Verärgerung gewohnt schien -, und ein stämmiger Bursche in einer grünen Jacke mit roten Streifen, der schwitzend die Stirn runzelte, trieb sein Pferd einige Schritt vorwärts, als wollte er Rand niederreiten.
    »Das Rad webt, wie das Rad es wünscht«, sagte Rand kühl, als bemerke er nichts. Der Wiedergeborene Drache war einfach für fast jedermann, was er war: Anmaßung in Höchstform. »Nicht vieles geschieht, wie wir es erwarten. Ich hörte beispielsweise, Ihr wärt in Tear, in Haddon Mirk.«
    Min wünschte, sie wagte es, das Wort zu ergreifen, ihm etwas Beschwichtigendes zu sagen. Sie beließ es dabei, seinen Arm zu streicheln.
    Beiläufig. Eine Ehefrau - jetzt ein Wort, das gut klang - eine Ehefrau, die müßig ihren Mann tätschelte. Noch ein gutes Wort. Licht, es war schwer, fair zu sein!
    »Der Hohe Herr Darlin ist mit einigen engen Freunden erst kürzlich mit dem Großboot hierhergekommen, Tomas.« Caralines kehliger Tonfall änderte sich nicht, aber ihr Wallach tänzelte plötzlich, zweifellos nach einem harten Fersentritt und sie wandte Darlin unter dem Vorwand, das Tier wieder unter Kontrolle bringen zu müssen, den Rücken zu, während sie Rand einen kurzen, warnenden Blick zuwarf. »Also belästige den Hohen Herrn nicht, Tomas.«
    »Das macht mir nichts aus, Caraline«, sagte Darlin, während er die Armbrust an seinen Sattel hängte. Er ritt etwas näher heran und stützte einen Arm auf den Knauf seines Sattels. »Ein Mann sollte wissen, worauf er sich einläßt. Ihr habt die Geschichten über den zur Burg ziehenden al'Thor vielleicht gehört, Tomas. Ich bin gekommen, weil die Aes Sedai vor Monaten mit Vorschlägen an mich herangetreten sind, die möglicherweise durchgeführt werden, und Eure Cousine unterrichtete mich, daß sie die gleichen Vorschläge erhalten hat. Wir dachten, wir könnten sie auf den Sonnenthron bringen, bevor Colavaere ihn einnehmen kann. Nun, al'Thor ist kein Narr. Das darf man nicht glauben. Ich vermute, daß er die Burg bravourös getäuscht hat. Colavaere wurde gehängt, er sitzt sicher hinter cairhienischen Mauern - sicherlich ohne Aes Sedai-Halfter, ungeachtet der Gerüchte -, und bis wir eine Möglichkeit finden, uns herauszuwinden, sind wir bereits in seiner Hand und warten darauf, daß er sie zur Faust ballt.«
    »Ein Schiff hat Euch hierhergebracht«, sagte Rand einfach. »Ein Schiff könnte Euch wieder fortbringen.« Min erkannte jäh, daß er sanft ihre Hand auf seinem Arm tätschelte und sie zu trösten versuchte!
    Darlin warf verblüffenderweise den Kopf zurück und lachte. Viele Frauen würden für diese Augen und das Lachen seine Nase vergessen. »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher