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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Seide. Ein Seidenzelt!
    Sie spürte, wie Rand erstarrte, sobald sie das Zelt betreten hatten. Darlins und Caralines abgezehrtes Gefolge drängte sich mit unehrlichen Entschuldigungen um sie. Zwischen den vier Hauptzeltstangen standen auf farbenprächtigen Teppichen, die als Boden ausgelegt worden waren, lange, unter der Last von Speisen und Getränken ächzende Tische, und überall waren Menschen, cairhienische Adlige in ihrem Putz und einige wenige Soldaten mit vorn rasierten und gepuderten Köpfen, dem edlen Schnitt ihrer Jacken nach eindeutig Höherrangige. Einige Handvoll Barden schlenderten spielend durch die Menge und fielen durch ihre hochmütige Haltung auf wie auch durch ihre geschnitzten und vergoldeten Harfen. Und doch wurde Mins Blick, wie von der wahren Quelle von Rands Besorgnis, von drei Aes Sedai angezogen, die miteinander sprachen, die der Grünen, Braunen und Grauen Ajah angehörten, Bilder und Farben blitzten um sie herum auf, aber nichts, was für Min einen Sinn ergeben hätte. Eine Bewegung in der Menge offenbarte eine weitere Aes Sedai, eine Frau mit rundlichem Gesicht. Weitere Bilder, noch mehr aufblitzende Farben, aber Min brauchte nur die mit roten Fransen versehene Stola zu sehen, die über drallen Armen lag.
    Rand zog ihre Hand unter seinen Arm und tätschelte sie. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er leise. »Alles verläuft gut.« Sie hätte ihn gefragt, was sie hier taten, aber sie befürchtete, daß er es ihr sagen könnte.
    Darlin und Caraline waren zusammen mit ihren Gefolgsleuten in der Menge verschwunden, aber als ein Diener mit roten, grünen und weißen Streifen an seinen dunklen Manschetten Rand und Min unter Verbeugungen ein Tablett mit Silberbechern darbot, erschien Caraline wieder, während sie die aufdringlichen Bitten eines abgezehrt erscheinenden Burschen in einer jener roten Jacken abwehrte. Er starrte auf ihren Rücken, als sie einen Becher gewürzten Wein nahm und den Diener fortwinkte, und Min hielt beim Anblick der Aura, die plötzlich mit fast schwarzen Schattierungen um ihn herum aufblitzte, den Atem an.
    »Vertraut diesem Mann nicht, Lady Caraline.« Sie konnte nicht anders. »Er wird jedermann ermorden, der ihm seiner Ansicht nach im Weg ist. Er wird aus Launen heraus töten, jedermann töten.« Sie biß die Zähne zusammen, bevor sie noch mehr sagte.
    Caraline schaute über ihre Schulter, woraufhin sich der hagere Mann hastig ab wandte. »Das könnte ich mir bei Daved Hanion ohne weiteres vorstellen«, sagte sie verzerrt. »Seine Weißen Löwen kämpfen um Gold, nicht um Cairhien, und plündern schlimmer als die Aiel. Andor wurde für sie anscheinend zu riskant.« Letzteres äußerte sie mit einem schelmischen Blick zu Rand. »Toram hat ihm vermutlich viel Gold versprochen, und, soweit ich weiß, auch Besitz.« Sie sah Min an. »Kennt Ihr den Mann, Jaisi?«
    Min schüttelte nur den Kopf. Wie sollte sie erklären, was sie über Hanion wußte? Daß seine Hände von weiterem Rauben und Morden rot gefärbt sein würden, bevor er starb? Wenn sie geahnt hätte, wann oder wer... Aber sie wußte nur, daß er es tun würde. Eine Vision wurde ohnehin niemals dadurch verändert, daß man davon erzählte. Was sie sah, geschah, ungeachtet dessen, wen sie warnte. Manchmal war es, bevor sie es besser gelernt hatte, gerade deswegen geschehen, weil sie jemanden gewarnt hatte.
    »Ich habe von den Weißen Löwen gehört«, sagte Rand kalt. »Sucht unter ihnen nach Schattenfreunden, und Ihr werdet nicht enttäuscht.« Einige von Gaebrils Soldaten waren Weiße Löwen gewesen. Das wußte Min, aber kaum mehr, außer daß Lord Gaebril in Wahrheit Rahvin gewesen war. Es war anzunehmen, daß sich unter Soldaten, die einem der Verlorenen dienten, auch Schattenfreunde befanden.
    »Was ist mit ihm?« Rand deutete mit einer Kopfbewegung auf einen Mann auf der anderen Seite des Zelts, dessen lange dunkle Jacke genauso viele Streifen aufwies wie Caralines Gewand. Er war sehr groß für einen Cairhiener, weniger als einen Kopf kleiner als Rand, und bis auf breite Schultern schlank und auffallend gutaussehend, mit kräftigem Kinn und nur einer Spur Grau an den dunklen Schläfen. Mins Blick wurde jedoch aus einem unbestimmten Grund von seinem Begleiter angezogen, einem mageren kleinen Burschen mit langer Nase und großen Ohren in einer roten Seidenjacke, die ihm nicht sehr gut paßte. Er betastete ständig einen gebogenen Dolch an seinem Gürtel, eine auffallende Waffe mit goldener Scheide und einem

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