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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Arme, warf ihre Stola zurück und ballte die Hände zu Fäusten. Eine Feuerkugel schoß aus beiden Handflächen empor und traf den Nebel. Über ihnen brach jäh etwas in Flammen aus, ein sofort wieder verschwindender, gewaltiger Klumpen, und die Rote Schwester gelangte erneut in Sicht und fiel mit dem Gesicht nach unten nahe der Stelle auf die Teppiche, wo Rand kniete und sich die Seite hielt. Zumindest wäre sie auf dem Gesicht gelandet, wenn ihr Kopf nicht verdreht gewesen wäre, so daß ihre toten Augen in den Nebel hinaufstarrten.
    Jegliche noch im Zelt verbliebene Fassung schwand dahin. Der Schatten hatte Gestalt angenommen. Schreiende Menschen flohen in alle Richtungen und stießen Tische um, und Adlige drängten sich an Dienern und Diener an Adligen vorbei. Min kämpfte sich mit Fäusten und Ellbogen und Rands Schwert als Knüppel zu Rand vor.
    »Bist du verletzt?« fragte sie und half ihm aufzustehen. Sie war überrascht, Caraline auf seiner anderen Seite zu sehen, die ihm ebenfalls half. Zudem wirkte Caraline überrascht.
    Er nahm die Hand unter seiner Jacke hervor, und seine Finger waren, dem Licht sei Dank, nicht blutverschmiert. Die so empfindliche, erst halbwegs verheilte Narbe war nicht wieder aufgebrochen. »Ich denke, wir sollten besser gehen«, sagte er und nahm seinen Schwertgürtel. »Wir müssen von hier fort.« Die Höhlung frischer Luft war jetzt merklich kleiner. Fast alle anderen waren geflohen. Draußen im Nebel stiegen Schreie auf, die meisten jäh unterbrochen, aber stets durch neuerliche Schreie ersetzt.
    »Ich bin einverstanden, Tomas«, sagte Darlin. Das Schwert in der Hand pflanzte er sich, mit dem Rücken zu Caraline, zwischen ihr und dem Nebel auf. »Die Frage ist, in welche Richtung? Und wie weit müssen wir fliehen?«
    »Dies ist sein Werk«, spie Toram aus. »Al'Thors Werk.« Er schleuderte sein Übungsschwert zu Boden, stolzierte zu seiner abgelegten Jacke und zog sie ruhig an. Was auch immer er sein mochte - er war kein Feigling. »Jeraal?« rief er in den Nebel, während er seinen Schwertgürtel schloß. »Jeraal, das Licht verdamme Euch, Mann, wo steckt Ihr? Jeraal!« Mordeth - Fain -antwortete nicht, und Toram rief weiter.
    Außer ihnen waren nur noch Cadsuane und ihre beiden Begleiterinnen geblieben, deren Gesichter einen ruhigen Ausdruck zeigten, deren Hände aber nervös über ihre Stolen strichen. Cadsuane selbst wirkte, als wollte sie nur einen Spaziergang machen. »Ich glaube, wir sollten nach Norden gehen«, sagte sie. »In dieser Richtung ist der Hang näher, und wenn wir hinaufsteigen, können wir vielleicht einen Überblick über das Geschehen gewinnen. Hört auf zu schreien, Toram! Euer Mann ist entweder tot, oder er kann Euch nicht hören.« Toram sah sie an und stellte sein Rufen ein. Cadsuane schien es nicht zu bemerken, und es schien sie auch nicht zu kümmern, solange er still war. »Also dann nach Norden. Wir drei werden uns allem entgegenstellen, was Euer Stahl nicht bewältigen kann.« Sie sah Rand während dieser Worte an, und er nickte kaum merklich, bevor er seinen Gürtel schloß und das Schwert zog. Min bemühte sich um Haltung und wechselte Blicke mit Caraline, deren Augen geweitet waren. Die Aes Sedai wußte, wer er war, und sie würde verhindern, daß sonst noch jemand es erfuhr.
    »Ich wünschte, wir hätten unsere Behüter nicht in der Stadt zurückgelassen«, sagte die schlanke Gelbe Schwester. Winzige Silberglöckchen in ihrem dunklen Haar klangen, als sie den Kopf zurückwarf. Sie gebärdete sich fast ebenso herrisch wie Cadsuane, daß man zunächst nicht bemerkte, wie hübsch sie war, nur daß diese Kopfbewegung ... nun ... ein wenig gereizt schien. »Ich wünschte, ich hätte Roshan bei mir.«
    »Ein Zirkel, Cadsuane?« fragte die Graue. Sie wandte den Kopf hin und her, um in den Nebel zu spähen, und wirkte mit ihrer scharfgeschnittenen Nase und den neugierigen Augen dabei wie ein gedrungener Spatz. Kein ängstlicher Spatz, sondern ein entschieden angriffslustiger. »Sollen wir uns verbinden?«
    »Nein, Niande«, erwiderte Cadsuane seufzend. »Wenn Ihr etwas seht, müßt Ihr in der Lage sein, es unverzüglich anzugreifen. Samitsu, hört auf, Euch um Roshan zu sorgen. Wir haben hier drei gute Schwerter, zwei davon mit dem Zeichen des Reihers, wie ich sehe. Sie werden genügen.«
    Toram verzog das Gesicht, als er den auf Rands gezogener Klinge eingravierten Reiher sah. Wenn es ein Lächeln sein sollte, enthielt es jedoch keinerlei Heiterkeit.

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