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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und niemand würde eine Münze aufheben, zumindest so lange die Weisen Frauen in der Nähe waren. Er konnte jede in Sichtweite befindliche Frau in den Hintern zwicken, und sie würde lediglich davongehen, selbst wenn sie beinahe einen Schlaganfall erlitt.
    »Welch erfreulicher Spaziergang«, sagte Nalesean trocken, »mit solch interessanten Ansichten und Gerüchen. Sagte ich Euch bereits, daß ich letzte Nacht nicht viel Schlaf bekommen habe, Mat?«
    »Wollt Ihr im Bett sterben?« grollte Mat. Sie hätten ebenso gut alle im Bett bleiben können. Sie waren hier mit Sicherheit verdammt nutzlos. Der Tairener schnaubte ungehalten. Beslan lachte, aber er glaubte wahrscheinlich, Mat hätte etwas anderes gemeint.
    Sie marschierten durch den Rahad, bis Reanne schließlich vor einem unscheinbaren Gebäude mit abblätterndem Verputz und zerbröckelnden Ziegelsteinen stehenblieb, dasselbe Gebäude, bis zu dem Mat gestern einer anderen Frau gefolgt war. Vor den Fenstern hing keine Wäsche. Hier lebten nur Ratten. »Hier drinnen«, sagte sie.
    Elaynes Blick wanderte langsam bis zum Flachdach des Hauses. »Sechs«, murmelte sie im Tonfall zutiefster Zufriedenheit.
    »Sechs«, seufzte Nynaeve, und Elayne tätschelte ihren Arm, als fühle sie mit ihr.
    »Ich war mir nicht wirklich sicher«, sagte sie, also lächelte Nynaeve und tätschelte ihr ebenfalls den Arm. Mat verstand kein Wort. Das Gebäude hatte also sechs Stockwerke. Frauen benahmen sich manchmal eigenartig. Nun, meistens.
    In dem Gebäude verlief ein langer, mit abgewetzten Teppichen ausgelegter, düsterer Gang zur Rückseite, dessen Ende in Schatten verborgen lag. Nur wenige der Durchgänge besaßen Türen, und die wenigen vorhandenen bestanden nur aus groben Brettern. Eine Türöffnung, fast ein Drittel des Weges den Gang hinab, ging zu einer engen, steil aufwärts führenden Steintreppe. Das war der Weg, den Mat am Vortag genommen hatte, den Fußspuren im Staub folgend, aber er glaubte, daß einige der anderen Türen noch zu quer verlaufenden Gängen führen müßten. Er hatte sich gestern nicht die Zeit genommen , sich umzusehen, aber das Gebäude war zu tief und zu breit, als daß nur diese eine Treppe aus dem untersten Stockwerk nach oben konnte. Und es war zu groß, als daß es nur einen Eingang geben konnte.
    »Wirklich, Mat«, sagte Nynaeve, als er Harnan und die Hälfte der Rotwaffen aussandte, um sich nach einem Hintereingang umzusehen und diesen zu bewachen. Lan blieb so nah an ihrer Seite, daß er dort festzuhaften schien. »Erkennt Ihr inzwischen nicht, daß dies nicht nötig ist?«
    Ihre Stimme klang so sanft, daß Elayne die Wahrheit über Tylin weitererzählt haben mußte, aber wenn dies überhaupt etwas bewirkte, trübte es seine Stimmung eher noch stärker. Er wollte nicht, daß irgend jemand es wußte. Es war verdammt nutzlos! Aber jene Würfel rollten noch immer in seinem Kopf umher. »Vielleicht mag Moghedien Hintertüren«, sagte er trocken. Etwas pfiff am dunklen Ende des Ganges, und einer der Männer bei Harnan fluchte laut über Ratten.
    »Du hast es ihm gesagt!« fuhr Nynaeve Lan wütend an, während sie mit einer Hand heftig an ihrem Zopf zog.
    Elayne stieß einen aufgebrachten Laut aus. »Jetzt ist nicht die Zeit zu streiten, Nynaeve. Dort oben befindet sich die Schale! Die Schale der Winde!« Plötzlich erschien eine kleine Lichtkugel und schwebte vor ihr her, und sie raffte ihre Röcke und eilte die Treppe hinauf, ohne nachzusehen, ob Nynaeve ihr folgte oder nicht. Vanin eilte ihr in Anbetracht seines Leibesumfangs mit erstaunlicher Schnelligkeit hinterher, gefolgt von Reanne und den meisten der Weisen Frauen. Sumeko mit dem runden Gesicht und Ieine, groß und dunkel und trotz der Linien in den Augenwinkeln hübsch, zögerten, blieben aber dann bei Nynaeve.
    Mat wäre auch mit hinaufgegangen, wenn ihm Nynaeve und Lan nicht im Weg gestanden hätten. »Würdet Ihr mich wohl vorbeilassen, Nynaeve?« fragte er. Er verdiente es dabeizusein, wenn diese verdammte Schale geborgen wurde. »Nynaeve?« Sie war so auf Lan konzentriert, daß sie alle anderen vergessen zu haben schien. Mat wechselte Blicke mit Beslan, der grinste. Er saß bei Corevin und den übrigen Rotwaffen bequem in der Hocke. Nalesean lehnte an der Wand und gähnte betont. Was bei all dem aufgewirbelten Staub ein Fehler war. Das Gähnen wurde zu einem Hustenanfall, und sein Gesicht rötete sich.
    Selbst das lenkte Nynaeve nicht ab. Sie nahm die Hand bedacht von ihrem Zopf. »Ich bin

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