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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht böse, Lan«, sagte sie.
    »Doch, das bist du«, erwiderte er ruhig. »Aber er mußte es erfahren.«
    »Nynaeve?« sagte Mat. »Lan?« Beide blickten ihn nicht einmal an.
    »Ich hätte es ihm gesagt, wenn ich dazu bereit gewesen wäre, Lan Mandragoran!« Sie schloß jäh den Mund, aber ihre Lippen bewegten sich weiterhin, als spräche sie mit sich selbst. »Ich bin dir nicht böse«, fuhr sie in erheblich milderem Tonfall fort, und es schien ebenso an sie selbst gerichtet. Sie warf ihren Zopf ganz bewußt über ihre Schulter, richtete energisch den mit blauen Federn geschmückten Hut und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Wenn du es sagst«, antwortete Lan sanft.
    Nynaeve bebte. »Sprich nicht in diesem Ton mit mir!« schrie sie. »Ich sagte dir, ich bin dir nicht böse! Hörst du mich?«
    »Blut und Asche, Nynaeve«, grollte Mat. »Er denkt nicht, daß du böse bist. Ich denke nicht, daß du böse bist.« Es war gut, daß Frauen ihn gelehrt hatten, mit unbewegter Miene zu lügen. »Könnten wir jetzt hinaufgehen und diese verdammte Schale der Winde holen?«
    »Eine fabelhafte Idee«, sagte die Stimme einer Frau von der Tür zur Straße aus. »Sollen wir zusammen hinaufgehen und Elayne überraschen?« Mat hatte die beiden Frauen, die den Gang betraten, noch nie zuvor gesehen, aber ihre Gesichter waren Aes Sedai-Gesichter. Das Antlitz der Sprecherin war länglich und kalt wie ihre Stimme, während das ihrer Begleiterin von einer Vielzahl dünner, dunkler Zöpfe eingerahmt wurde, die mit bunten Perlen verziert waren. Fast zwei Dutzend Männer drängten hinter ihnen herein, große Burschen mit breiten Schultern und Knüppeln und Dolchen in Händen. Mat verlagerte seinen Griff um den Ashandarei. Er erkannte Schwierigkeiten, wenn er sie sah, und der Fuchskopf auf seiner Brust lag kalt, fast kalt, an seiner Haut. Jemand umarmte die Eine Macht.
    Die beiden Weisen Frauen fielen bei ihren Hofknicksen fast vornüber, sobald sie jene alterslosen Züge sahen, aber Nynaeve erkannte die Schwierigkeiten gewiß ebenfalls. Sie bewegte lautlos die Lippen, als die beiden den Gang herab kamen, das Gesicht vollkommen bestürzt und selbstanklagend. Mat hörte, wie hinter ihm ein Schwert gezogen wurde, aber er drehte sich nicht um, um nachzusehen, wessen Schwert es war. Lan stand nur da, was natürlich bedeutete, daß er wie ein sprungbereiter Leopard lauerte.
    »Sie gehören der Schwarzen Ajah an«, sagte Nynaeve schließlich. Ihre Stimme klang zunächst schwach, gewann aber, als sie fortfuhr, an Festigkeit. »Falion Bhoda und Ispan Shefar. Sie haben in der Burg gemordet und seitdem noch Schlimmeres getan. Sie sind Schattenfreunde und... « ihre Stimme stockte einen Moment »...haben mich abgeschirmt.«
    Die Neuankömmlinge gingen gelassen weiter. »Habt Ihr schon jemals solchen Unsinn gehört, Ispan?« fragte die Aes Sedai mit dem länglichen Gesicht ihre Begleiterin, die den Blick vom Staub zu Nynaeve hob, um sie einfältig anzulächeln. »Ispan und ich kommen von der Weißen Burg, während Nynaeve und ihre Freunde sich gegen den Amyrlin-Sitz erheben. Sie werden ernstlich dafür bestraft werden, wie auch jedermann, der ihnen hilft.« Mat erkannte entsetzt, daß die Frauen nicht Bescheid wußten. Sie dachten, er und Lan und die übrigen seien nur verdungene Schläger. Falion gewährte Nynaeve ein Lächeln, das einen Wolf freundlich erscheinen ließ. »Es gibt jemanden, der hoch erfreut sein wird, Euch zu sehen, wenn wir Euch zurückbringen, Nynaeve. Sie glaubt, Ihr wärt tot. Ihr anderen solltet jetzt besser gehen. Ihr wollt doch nicht in Angelegenheiten der Aes Sedai verwickelt werden. Meine Leute bringen Euch zum Fluß.« Ohne ihren Blick von Nynaeve abzuwenden, bedeutete Falion den Männern hinter ihr vorzutreten.
    Lan regte sich. Er zog nicht sein Schwert, und gegen Aes Sedai hätte er damit auch keine Chance gehabt, wenn er es getan hätte, sondern stand in einem Moment still und hatte sich im nächsten Moment bereits auf die Frauen geworfen. Unmittelbar bevor er zuschlug, stöhnte er, als sei er hart getroffen worden, aber er prallte dennoch gegen sie und warf beide Schwarze Schwestern auf den staubigen Boden. Dadurch öffneten sich die Schleusentore weit.
    Lan richtete sich auf Hände und Knie auf und schüttelte benommen den Kopf, und einer der großen Burschen hob einen eisenverstärkten Knüppel, um ihm den Schädel einzuschlagen. Mat stach dem Burschen mit seinem Speer in den Bauch, während Beslan und Nalesean und

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