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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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steckenden, mit einem Horngriff versehenen Gürtelmesser paßte. Birgitte hatte ihr Gewand rasch gegen ihre übliche kurze Jacke und weite Hose in Dunkelblau und Dunkelgrün eingetauscht. An ihrer Hüfte hing bereits ein Köcher. Abgesehen von dem, was er im Rahad mit eigenen Augen gesehen hatte, war sie die Quelle all dessen, was er über den Gholam wußte -und über Stasis-Kammern. Und was er gesehen hatte, hätte er selbst unter Folter nicht preisgegeben.
    »Ich habe einmal ein Buch gelesen, das um...«, begann er, doch Renaile unterbrach ihn.
    »Ein Buch«, höhnte sie. »Ich werde Salz nicht gegen ein Buch eintauschen, das Aes Sedai nicht kennen.«
    Plötzlich fiel Mat auf, daß er der einzige anwesende Mann war. Lan war auf Nynaeves Befehl gegangen, ebenso folgsam wie Beslan auf den Befehl seiner Mutter. Thom und Juilin packten, um abzureisen, und waren inzwischen wahrscheinlich fertig.
    Wenn es einen Sinn hatte. Wenn sie jemals abreisen würden. Der einzige Mann, von einer Mauer von Frauen umgeben, die anscheinend beabsichtigten, ihn den Kopf gegen die Wand schlagen zu lassen, bis sein Gehirn aufweichte. Es ergab keinen Sinn. Keinen. Sie sahen ihn abwartend an.
    Nynaeve, in einem blauen, spitzenbesetzten und mit gelben Schlitzen versehenen Gewand, hatte ihren Zopf über die Schulter gezogen, so daß er zwischen ihren Brüsten herabhing, aber dieser schwere goldene King - Lans Ring, wie Mat erfahren hatte - war sorgfältig so plaziert, daß jedermann ihn sehen konnte. Ihr Gesicht war weich, und die Hände ruhten auf ihrem Schoß, und doch zuckten ihre Finger manchmal. Elayne, in grüner Ebou Dari-Seide, erwiderte seinen Blick mit Augen wie kühle Teiche tiefblauen Wassers. Ihre Hände ruhten ebenfalls auf ihrem Schoß, aber sie zog hin und wieder die Goldstik-kerei auf ihren Röcken nach und hielt dann jäh inne. Warum sagten sie nichts? Versuchten sie, sich an ihm zu rächen? »Mat will so sehr verantwortlich sein - soll er doch einmal sehen, wie er ohne uns zurechtkommt.« Ging es nur darum? Von Nynaeve hätte er das vielleicht geglaubt, aber nicht von Elayne - nicht mehr. Warum also?
    Reanne und die Weisen Frauen wichen vor ihm nicht so zurück wie vor den Aes Sedai, aber ihre Haltung ihm gegenüber hatte sich geändert. Tamarla nickte ihm unaufdringlich respektvoll zu. Famelle mit dem honigfarbenen Haar ging so weit, freundlich zu lächeln. Reanne errötete seltsamerweise ein wenig. Aber sie waren nicht wirklich als Opposition anzusehen. Die sechs Frauen hatten kein Dutzend spontane Worte miteinander gewechselt, seit sie diesen Raum betreten hatten. Jedermann würde springen, wenn Nynaeve oder Elayne mit den Fingern schnippten, und würde weiterhin springen, bis man ihm aufzuhören befahl.
    Er wandte sich an die übrigen Aes Sedai. Unendlich ruhige Gesichter, unendlich geduldig. Außer... Merililles Blick zuckte einen Moment an ihm vorbei zu Nynaeve und Elayne. Sareitha begann unter seinem Blick zögernd ihre Röcke zu glätten, wobei sie sich dessen nicht bewußt zu sein schien. Ein düsterer Verdacht kam in ihm auf. Hände, die sich auf Röcken bewegten. Reannes Erröten. Birgittes Köcher. Ein düsterer Verdacht. Er wußte eigentlich nicht, welcher Verdacht. Nur daß er dies falsch angegangen war. Er sah Nynaeve streng und Elayne noch strenger an. Butter wäre auf ihren verdammten Zungen nicht geschmolzen.
    Er ging langsam auf die Meervolk-Frauen zu. Er ging nur voran, aber er hörte jemanden bei Merilille schnauben, und Sareitha murrte: »Solch eine Unverschämtheit!« Nun, er würde ihnen Unverschämtheit zeigen. Wenn es Nynaeve und Elayne nicht gefiel, hätten sie ihn ins Vertrauen ziehen sollen. Licht, er haßte es, benutzt zu werden. Besonders, wenn er nicht wußte wie oder warum.
    Er blieb vor Renailes Stuhl stehen und betrachtete die dunklen Gesichter der Atha'an Miere-Frauen hinter ihr prüfend, bevor er zu ihr hinabblickte. Sie runzelte die Stirn und strich mit der Hand über einen mit Mondsteinen besetzten Dolch, der in ihrer Schärpe steckte. Sie war ein eher stattliche als hübsche Frau, ungefähr in mittlerem Alter, und er hätte es unter anderen Umständen vielleicht genossen, ihr in die Augen zu sehen. Es waren große dunkle Teiche, in deren Betrachtung ein Mann den ganzen Abend verbringen konnte. Unter anderen Umständen. Das Meervolk war in einem unbestimmten Sinne die Fliege im Sahnekrug, und er hatte keine Ahnung, wie er sie herausfischen sollte. Es gelang ihm, seine Verärgerung zu

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