Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Birgitte grinste offen. Sie wußten, verdammt noch mal, alle Bescheid.
    »Nynaeve hält dich für einen kleinen Jungen, der Schutz braucht«, hauchte Tylin ihm zu. »Ich aber weiß, daß du ein erwachsener Mann bist.« Ihr rauchiges Kichern machte ihre Worte zum unflätigsten Kommentar, den er jemals gehört hatte. Die vier Frauen an der Tür wurden Zeuge, wie sein Gesicht purpurrot anlief. »Ich werde dich vermissen, Taube. Was du mit Renaile getan hast, war großartig. Ich bewundere gebieterische Männer sehr.«
    »Ich werde dich auch vermissen«, murmelte er. Zu seinem Entsetzen war das die reine Wahrheit. Er verließ Ebou Dar gerade rechtzeitig. »Aber wenn wir uns Wiedersehen, werde ich die Jagd übernehmen.«
    Sie lachte glucksend, und die dunklen Adleraugen leuchteten fast. »Ich bewundere gebieterische Männer, Entchen. Aber nicht, wenn sie mir zu gebieten versuchen.« Sie zog seinen Kopf an den Ohren zu sich herunter, um ihn zu küssen.
    Er sah Nynaeve und die anderen nicht gehen und verließ den Raum auf unsicheren Beinen, während er sein Hemd wieder in die Hose stopfte. Er mußte noch einmal umkehren, um seinen noch in einer Ecke lehnenden Speer und seinen Hut zu holen. Die Frau besaß kein Schamgefühl. Kein bißchen Schamgefühl.
    Er fand Thom und Juilin, die aus Tylins Räumen kamen, gefolgt von Nerim und Lopin, Naleseans kräftigern Mann, die beide als Satteltaschen zu benutzende, große Weidenpacktaschen mit sich schleppten. Sie waren mit seiner Habe beladen, wie Mat erkannte. Juilin trug Mats Bogen und seinen Köcher über eine Schulter geschlungen. Nun, sie hatte gesagt, er würde umziehen.
    »Ich fand dies auf Eurem Kissen«, sagte Thom und hielt ihm den Ring hin, den er vor einer Zeit, die ihm wie ein Jahr erschien, gekauft hatte. »Anscheinend ein Abschiedsgeschenk. Über beide Kissen waren Liebesbande und einige andere Blumen verstreut.«
    Mat steckte sich den Ring mit einer heftigen Bewegung an den Finger. »Er gehört mir, verdammt. Ich habe ihn bezahlt.«
    Der alte Gaukler zupfte an seinem Schnurrbart und hustete in dem mißlungenen Versuch, ein jähes breites Grinsen zu verbergen. Juilin riß sich diesen lächerlichen tarabonischen Hut vom Kopf und vertiefte sich in die Betrachtung von dessen Innenseite.
    »Blut und flammende...!« Mat atmete tief durch. »Ich hoffe, Ihr beide habt auch einen Moment darauf verwendet, Eure eigene Habe zu packen«, sagte er ruhig, »denn sobald ich Olver am Wickel bekomme, werden wir aufbrechen, selbst wenn wir eine schimmelige Harfe oder einen rostigen Dolch zurücklassen müssen.« Juilin zog mit einem Finger einen Augenwinkel herab, was auch immer das bedeuten sollte, aber Thom runzelte augenblicklich die Stirn. Wer Thoms Flöte oder Harfe beleidigte, beleidigte Thom selbst.
    »Mylord«, sagte Lopin düster. Er war ein dunkler, bereits kahl werdender Mann, rundlicher als Sumeko, und seine schwarze, tairenische Jacke eines Bürgerlichen, die bis zur Taille eng ansaß und dann ausgestellt war, paßte wirklich sehr genau. Er wirkte normalerweise beinahe ebenso würdevoll wie Nerim, aber jetzt waren seine Augen gerötet, als hätte er geweint. »Mylord, besteht eine Möglichkeit, daß ich zurückbleiben könnte, um der Bestattung Naleseans beizuwohnen? Er war ein guter Herr.«
    Mat haßte es, nein zu sagen. »Jeder, den wir zurückließen, könnte vielleicht für lange Zeit zurückbleiben müssen, Lopin«, sagte er freundlich. »Hört zu, ich brauche jemanden, der mir bei Olvers Aufsicht hilft. Nerim hat schon mit mir alle Hände voll zu tun. Außerdem wird Nerim zu Talmanes zurückgehen. Wenn Ihr wollt, übernehme ich Euch selbst.« Er hatte sich daran gewöhnt, einen Diener zu haben, und es waren harte Zeiten für einen Mann auf Arbeitssuche.
    »Das würde mir sehr gefallen, Mylord«, sagte der Bursche schwermütig. »Der junge Olver erinnert mich stark an den Sohn meiner jüngsten Schwester.«
    Aber als sie Mats frühere Räume betraten, war Lady Riselle dort, die weitaus schicklicher gekleidet war als zu dem Zeitpunkt, als Mat sie das letzte Mal gesehen hatte, und sie war ganz allein.
    »Warum hätte ich ihn an mich binden sollen?« sagte sie, während sich ihr wirklich erstaunlicher Busen vor Gemütsbewegung hob, als sie ihre Fäuste in die Hüften stemmte. Das Entchen der Königin sollte anscheinend Untergebenen der Königin gegenüber keinen schnippischen Ton anschlagen. »Wenn man einem Jungen die Flügel zu stark stutzt, wird er niemals ein richtiger

Weitere Kostenlose Bücher