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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beherrschen. Gerade so. Was sollte er, verdammt noch mal, tun?
    »Soweit ich es verstanden habe, könnt Ihr alle die Macht lenken«, sagte er ruhig. »Aber das besagt für mich nicht viel« Er konnte genausogut von Anfang an offen reden. »Ihr könnt Adeleas oder Vandene fragen, wieviel es mir bedeutet, ob eine Frau die Macht lenken kann oder nicht.«
    Renaile blickte an ihm vorbei zu Tylin, aber sie sprach nicht die Königin an. »Nynaeve Sedai«, sagte sie trocken, »ich glaube, bei Eurem Handel war nicht die Rede davon, daß ich diesem jungen Wergzupfer zuhören müßte...«
    »Mich kümmern Eure Absprachen mit jemand anderem verdammt wenig, Ihr Tochter des Sandes«, fauchte Mat. Also beherrschte er seine Verärgerung doch nicht so gut. Ein Mann konnte nur ein gewisses Maß ertragen.
    Keuchen erklang von den Frauen hinter ihr.
    Vor etwas über eintausend Jahren hatte eine Meervolk-Frau einen essenianischen Soldaten einen Sohn des Sandes genannt, unmittelbar bevor sie versucht hatte, ihm eine Klinge zwischen die Rippen zu stoßen. Die Erinnerung lag in Mat Cauthons Kopf verborgen. Es war nicht die schlimmste Beleidigung unter den Atha'an Miere, aber es kam dem nahe. Renailes Gesicht wurde puterrot. Mit einem Zischen und zornig hervortretenden Augen sprang sie auf, wobei der mit Mondsteinen besetzte Dolch in ihrer Faust aufblitzte.
    Mat entriß ihn ihr, bevor die Klinge seine Brust berühren konnte, und stieß sie auf den Stuhl zurück. Er besaß schnelle Hände. Er konnte seine Verärgerung immer noch beherrschen. Ungeachtet dessen, wie viele Frauen glaubten, sie könnten ihn als Marionette benutzen, konnte er... »Hört mir zu, verdammte Närrin.« In Ordnung, vielleicht konnte er sie doch nicht beherrschen. »Nynaeve und Elayne brauchen Euch, sonst würde ich es dem Gholam überlassen, Euch die Knochen zu brechen, und der Schwarzen Ajah, Eure Überreste aufzusammeln. Nun, soweit es Euch betrifft, bin ich der Meister der Klingen, und meine Klingen sind blankgezogen.« Er hatte keine Ahnung, was das genau bedeutete - er hatte es nur einmal gehört. »Wenn die Klingen blankgezogen sind, verbeugt sich selbst die Herrin der Schiffe vor dem Meister der Klingen. Das ist der Handel zwischen Euch und mir. Ihr geht dorthin, wohin Nynaeve und Elayne Euch hinschicken, und ich werde Euch im Gegenzug nicht auf Pferden festbinden wie Packtaschen und Euch dorthin schleppen!«
    Es gab keine Möglichkeit fortzufahren. Renaile erschauderte unter der Anstrengung, ihn ungeachtet ihres Dolches in seiner Hand nicht mit bloßen Händen anzugreifen. »Einverstanden, unter dem Licht!« grollte sie. Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf. Sie bewegte mit verwirrter und ungläubiger Miene die Lippen. Dieses Mal klang das Keuchen, als würde der Wind die Vorhänge herabreißen.
    »Einverstanden«, sagte Mat rasch, berührte mit den Fingern seine Lippen und drückte sie dann auf ihre.
    Kurz darauf tat sie es ihm gleich, wobei ihre Finger an seinen Lippen zitterten. Er streckte den Dolch aus, und sie betrachtete ihn teilnahmslos, bevor sie ihn entgegennahm und die Klinge in die edelsteinbesetzte Scheide zurücksteckte. Es war nicht höflich, jemanden zu töten, mit dem man gerade einen Handel besiegelt hatte. Zumindest solange nicht, bis die Bedingungen erfüllt waren. Murmeln erhob sich von den Frauen hinter ihrem Stuhl, und Renaile klatschte einmal in die Hände. Das brachte die Frauen von den Windsucherinnen bis zu den Herrinnen der Wogen schnell zum Schweigen.
    »Ich glaube, ich habe gerade einen Handel mit einem Ta'veren abgeschlossen«, sagte sie mit ihrer kühlen, tiefen Stimme. Die Frau konnte Aes Sedai noch lehren, wie man sich rasch wieder faßte. »Aber eines Tages, Meister Cauthon, wenn es dem Licht gefällt, werde ich Euch vernichten.«
    Er wußte nicht, was das bedeutete, nur daß es von ihr unerfreulich klang. Er antwortete diplomatisch. »Alles ist möglich, wenn es dem Licht gefallt«, murmelte er. Die Höflichkeit zahlte sich letztendlich aus, obwohl sie beunruhigend hoffnungsvoll lächelte.
    Als Mat sich wieder dem übrigen Raum zuwandte, hätte man den ihm gewährten Blicken nach glauben können, er habe neuerdings Hörner und Flügel. »Gibt es noch weitere Einwände?« fragte er sarkastisch, ohne auf Antworten zu warten. »Das dachte ich mir. In diesem Fall schlage ich vor, daß Ihr einen weit von hier entfernten Ort auswählt, damit wir uns auf den Weg machen können, sobald Ihr Eure Habe gepackt habt.«
    Sie

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