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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und ließ die Quelle los, sobald der letzte Mann ins Freie trat. Ein Verlustgefühl durchströmte ihn, als Saidin schwand, wie auch die Bewußtheit Alannas schwand. Der Verlust war nicht so groß erschienen, als Lews Therin noch dagewesen war. Nicht so gewaltig.
    Die goldene Sonne über ihnen hatte schon mehr als die Hälfte ihres Abstiegs bewältigt. Ein Windstoß fegte Staub unter seinen Stiefeln hervor, ohne jegliche Kühle zurückzulassen. Das Wegetor hatte sich auf freier Fläche geöffnet, durch ein zwischen vier Holzpfosten gespanntes Seil abgesteckt. An jeder Ecke standen zwei Wächter in kurzen Jacken und bauschigen, in ihren Stiefeln steckenden Hosen und mit flammenden Schwertern an den Seiten. Einige hatten buschige Schnurrbärte, die bis auf ihr Kinn herabhingen, oder dichte Barte, und alle besaßen kühne Nasen und schrägstehende Augen. Einer von ihnen lief herbei, sobald Rand erschien.
    »Was tun wir hier?« fragte Dashiva und sah sich ungläubig um.
    Um sie herum erstreckten sich Hunderte von spitzen Zelten, grau und staubig weiß, sowie Zelte und Pflockseile mit bereits gesattelten Pferden. Caemlyn lag nur wenige Meilen entfernt hinter Bäumen verborgen, und die Schwarze Burg nicht viel weiter, aber Taim würde hiervon nichts erfahren, wenn er sie nicht durch einen Spion beobachten ließ. Eine von Fedwin Moors Aufgaben hatte darin bestanden, darauf zu lauschen - zu erspüren -, ob jemand zu spionieren versuchte. Während sich von den Pflockseilen Gemurmel ausbreitete, erhoben sich Männer mit kühnen Nasen und gewundenen Schwertern aus der Hocke und wandten sich erwartungsvoll zu Rand um. Hier und da standen auch Frauen auf. Saldaeanische Frauen zogen häufig mit ihren Männern in Kriege, zumindest unter den Adligen und Offizieren. Heute wären von ihnen jedoch keine dabei.
    Rand duckte sich unter einem Seil hindurch und schritt geradewegs auf ein Zelt zu, das sich nur durch das davor an einem Stab gehißte Banner - drei einfache rote Blüten auf blauem Feld - von allen anderen unterschied. Die Königsmünze starb selbst in saldaeanischen Wintern nicht ab, und wenn Feuer die Wälder schwärzten, erschienen jene roten Blumen stets als erste wieder. Eine Blüte, die nichts ausrotten konnte: das Zeichen des Hauses Bashere.
    Im Zelt war Bashere selbst bereits gestiefelt und gespornt und trug sein Schwert an der Hüfte. Deira war bedenklicherweise bei ihm, in einem Reitgewand derselben Schattierung wie die graue Jacke ihres Mannes, und wenn sie auch kein Schwert trug, würde der lange, aus schwerem Silber gearbeitete Dolch an ihrem Gürtel fürs erste genügen.
    »Ich hatte dies erst in Tagen erwartet«, begann Bashere, während er sich von einem Faltstuhl erhob. »Tatsächlich hoffte ich sogar, daß es noch Wochen dauern würde. Außerdem hatte ich gehofft, die meisten von Taims Reserveleuten bewaffnet zu haben, wie der junge Mat und ich es geplant hatten. Ich habe alle Armbrustbauer, die ich auftreiben konnte, zu einer Werkstatt zusammengeschlossen, und sie beginnen sie gerade in Massen zu fertigen. Aber wie die Dinge stehen, haben bisher nur fünfzehntausend Männer Armbrüste und wissen auch, wie sie damit umgehen sollen.« Er hob mit fragendem Blick einen Krug von den auf seinem Falttisch ausgebreiteten Landkarten an. »Haben wir noch Zeit für etwas gewürzten Wein?«
    »Keinen gewürzten Wein«, sagte Rand ungeduldig. Bashere hatte schon zuvor über die Männer gesprochen, die Taim gefunden hatte und die nicht lernen konnten, die Macht zu lenken, aber er hatte kaum zugehört. Wenn Bashere sie ausreichend gut ausgebildet zu haben glaubte, war nur das wichtig. »Dashiva und drei weitere Asha'man warten draußen. Sobald Morr sich ihnen anschließt, werden wir bereit sein.« Er sah Deira ni Ghaline t'Bashere an, die mit ihrer Hakennase und den Augen, die einen Falken gütig erscheinen ließen, über ihrem kleinen Mann aufragte. »Keinen gewürzten Wein, Lord Bashere. Und keine Frauen. Nicht heute.«
    Deira öffnete den Mund, und ihre dunklen Augen glühten förmlich.
    »Keine Frauen«, sagte Bashere und strich sich über seinen stark von Grau durchzogenen Schnurrbart. »Ich werde den Befehl weitergeben.« Er wandte sich Deira zu und streckte die Hand aus. »Frau«, sagte er sanft. Rand zuckte zusammen, wie sanft es auch geklungen hatte, und wartete auf den Ausbruch.
    Deira preßte die Lippen zusammen. Sie sah ihren Mann stirnrunzelnd an, ein Falke, der auf eine Maus herabstürzen wollte. Natürlich

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