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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wegetor erlosch. Alle Stränge verschwanden vom Himmel. Vielleicht hielt noch einer der Asha'man an der Quelle fest, aber er hatte es ihnen untersagt. Er hatte ihnen angedroht, daß er jeden Mann ohne Vorwarnung töten würde, den er noch die Macht lenken spürte, nachdem er selbst damit aufgehört hatte. Er wollte nicht im nachhinein herausfinden, daß der Machtlenker einer von ihnen gewesen war. Er lehnte sich abwartend an die Mauer und wünschte, er könnte sich hinsetzen. Seine Beine schmerzten, und seine Seite brannte, wie auch immer er sich drehte, und doch könnte es sein, daß er ein Gewebe sowohl sehen als auch spüren mußte.
    Die Stadt war nicht vollkommen still. Er konnte aus mehreren Richtungen entfernte Schreie und das schwache Zusammenklingen von Metall hören. Trotz der vielen zur Grenze beorderten Männer hatte Sammael Illian nicht vollkommen ungeschützt gelassen. Rand wandte sich um in dem Versuch, alle Richtungen im Auge zu behalten. Er glaubte, daß Sammael zum Palast des Königs oder zu jenem anderen Palast am entgegengesetzten Ende des Platzes kommen würde, aber er konnte nicht sicher sein. Eine Straße hinab sah er eine Horde Saldaeaner mit einer gleichen Anzahl berittener Männer in schimmernden Brustharnischen zusammenprallen. Weitere Saldaeaner galoppierten plötzlich von einer Seite heran, und der Kampf geriet hinter Gebäuden außer Sicht. In einer anderen Richtung erblickte Rand einige Mitglieder der Legion des Drachen, die über eine niedrige Kanalbrücke marschierten. Ein Offizier, der durch eine hohe rote Feder an seinem Helm erkennbar war, schritt mehreren zwanzig Männern mit wuchtigen Schilden voran, gefolgt von vielleicht zweihundert weiteren Soldaten mit schweren Armbrüsten. Wie würden sie kämpfen? Rufe und der Klang von Stahl in der Ferne sowie die schwachen Schreie sterbender Menschen.
    Die Sonne sank tiefer, und längliche Schatten legten sich über die Stadt. In der Abenddämmerung war die Sonne eine niedrige karmesinrote Scheibe im Westen. Nur wenige Sterne erschienen. Hatte er sich geirrt? Würde Sammael einfach woanders hingehen, um ein anderes Land zu beherrschen? Hatte er etwas anderem als seinen eigenen wahnsinnigen, weitschweifigen Gedanken gelauscht?
    Jemand lenkte die Macht. Rand erstarrte einen Moment und blickte zum Großen Saal des Konzils. Es war genug Saidin für ein Wegetor gewesen. Weitaus schwächeres Machtlenken den Platz entlang hätte er vielleicht nicht gespürt. Es mußte Sammael sein.
    Rand ergriff im Handumdrehen die Quelle, wob ein Wegetor und sprang hindurch; in seinen Händen hielt er Blitze bereit. Er fand sich in einem großen Raum wieder, der von widergespiegelten hohen goldenen Stehlampen erleuchtet wurde, und weitere Lampen hingen an Ketten von der Decke herab. Schlachten und der vom Sumpf begrenzte Hafen Illians mit unzähligen Schiffen war auf Marmorfriesen an den Wänden dargestellt. Am entgegengesetzten Ende des Raumes standen neun geschnitzte und vergoldete Lehnstühle wie Throne auf einem hohen weißen Podest mit einer Treppe an der Vorderseite, wobei der in der Mitte stehende Stuhl eine höhere Rückenlehne aufwies als alle anderen. Bevor Rand das Wegetor hinter sich loslassen konnte, explodierte die Turmspitze, auf der er gestanden hatte. Er spürte Feuer und Erde über sich hinwegfegen, noch während ihn ein Sturm aus Steinsplittern und Staub durch das Wegetor hindurch traf und ihn zu Boden warf Schmerz brach an seiner Seite auf, als er landete, und ein scharfer roter Speer bohrte sich in das Nichts, in dem er schwebte, was ihn ebenso wie alles andere veranlaßte, das Wegetor loszulassen. Der Schmerz eines anderen Menschen. Die Schwäche eines anderen Menschen. Er konnte sie im Nichts ignorieren.
    Er regte sich, zwang die Muskeln eines anderen Menschen zur Bewegung, stieß sich hoch und lief unsicher auf das Podest zu, während sich Hunderte roter Drähte durch die Decke und in weitem Kreis überall dort durch den meerblauen Marmorboden hindurch brannten, wo noch immer die Überreste seines Wegetors flimmerten. Ein Draht stach durch den Absatz seines Stiefels und durch seine Ferse, und er hörte sich aufschreien, als er hinfiel. Nicht sein Schmerz, an der Seite oder am Fuß. Nicht sein Schmerz.
    Als er sich auf den Rücken rollte, konnte er noch die Überreste der brennenden roten Drähte sehen, ausreichend frisch, daß er Feuer und Luft auf eine Art gewoben erkennen konnte, die ihm unbekannt war, und er genau die Richtung

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