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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Dashiva, der blaue Blitze in einem gezackten Gewebe über den Platz prasseln ließ.
    Mehr war nicht nötig. Ein schreiender Strom Menschen stob in alle Richtungen vom Tammuz-Platz fort. Sie flohen gerade rechtzeitig. Rand und die Asha'man entfernten sich schnell vom Wegetor, und Davram Bashere führte seine wild schreienden Saldaeaner nach Illian hinein, ein Strom von Reitern, die ihre Schwerter schwenkten, während sie aus dem Wegetor hervorbrachen. Bashere führte die mittlere Reihe strikt geradeaus, genauso wie sie es vor anscheinend so langer Zeit geplant hatten, während die beiden anderen Reihen zu beiden Seiten abschwenkten. Sie eilten vom Wegetor fort, teilten sich wiederum in kleinere Gruppen auf und galoppierten in die von dem Platz abgehenden Straßen hinein.
    Rand wartete nicht ab, bis der letzte Reiter hervorkam. Nachdem knapp ein Drittel der Männer aus dem Wegetor gedrungen war, wob er sofort eine weitere kleine Öffnung. Man mußte einen Ort nicht kennen, um schnell dorthin zu reisen, wenn man nur eine sehr kurze Entfernung zurücklegen wollte. Rand spürte Dashiva und die übrigen um sich herum ebenfalls Wegetore weben, aber er trat bereits durch seines hindurch und ließ es sich auf einem der schmalen Türme des Palasts des Königs hinter sich schließen. Er fragte sich beiläufig, ob sich Mattin Stepaneos den Baigar, der König von Illian, in diesem Moment irgendwo unter ihm befand.
    Die Spitze des Turmes war nur fünf Schritte breit und von einer ihm nicht ganz bis zur Brust reichenden Sandsteinmauer umgeben. Der Turm war mit fünfzig Schritt Höhe der höchste Punkt der ganzen Stadt. Von hier aus konnte Rand über die unter der Nachmittagssonne in Rot und Grün und allen Farben glitzernden Dächer bis zu den langen erhöhten Fußwegen sehen, die den gewaltigen, die Stadt und den Hafen umgebenden Sumpf durchschnitten. Ein scharfer Salzgeruch hing in der Luft. Illian brauchte keine Mauern, da dieser alles umgebende Sumpf Angreifer abhielt. Jeglichen Angreifer, der keine Öffnungen in der Luft gestalten konnte.
    Es war eine hübsche Stadt die Gebäude aus hellem, behauenem Stein, eine Stadt, die von genauso vielen Kanälen wie Straßen durchzogen wurde, was aus dieser Höhe wie blaugrünes Flechtwerk erschien, aber Rand hielt nicht inne, um es zu bewundern. Er sandte Stränge aus Luft und Wasser, Feuer und Erde und Geist tief über die Dächer von Wirtshäusern und Läden und mit Erkern versehenen Palästen und drehte sich dabei. Er versuchte, die Stränge nicht zu verweben, sondern sandte sie einfach über die Stadt und gut eine Meile über den Sumpf aus. Von fünf weiteren Türmen senkten sich ebenfalls Stränge über die Stadt, und wo sie einander unkontrolliert berührten, blitzte Licht und flammten Funken und Wolken farbigen Dampfes auf, eine Darbietung, um die jeder Feuerwerker sie beneidet hätte. Rand konnte sich keine bessere Möglichkeit vorstellen, die Menschen unter ihren Bettdecken zu ängstigen und sie von Basheres Soldaten fernzuhalten, obwohl das nicht der Grund war.
    Rand hatte vor langer Zeit erkannt, daß Sammael Schutzvorrichtungen in der Stadt verteilt haben mußte, die Alarm auslösen sollten, wenn jemand Saidin lenkte. Schutzvorrichtungen, die so angebracht waren, daß niemand außer Sammael sie finden könnte, Schutzvorrichtungen, die Sammael genau anzeigen würden, wo jemand die Macht lenkte, so daß dieser sofort vernichtet werden konnte. Mit etwas Glück wurde jetzt jede einzelne dieser Schutzvorrichtungen ausgelöst. Lews Therin war sich sicher gewesen, daß Sammael sie spüren würde, wo immer er war, selbst auf eine gewisse Entfernung. Daher sollten die Schutzvorrichtungen jetzt nutzlos geworden sein, und diese Art mußte erneuert werden, wenn sie erst einmal ausgelöst worden waren. Sammael würde kommen. Er hatte noch niemals in seinem Leben kampflos etwas aufgegeben, was er als sein Eigentum betrachtete, wie unsicher sein Anspruch auch war. All das wußte Rand von
    Lews Therin. Wenn er real war. Er mußte es sein. Die Erinnerungen waren zu genau. Aber konnte ein Wahnsinniger nicht auch seine Phantasien bis in alle Einzelheiten träumen?
    Lews Therin! rief er lautlos. Nur der über Illian hinwegwehende Wind antwortete.
    Der Tammuz-Platz unter ihm lag verlassen und still und bis auf wenige zurückgelassene Karren leer da. Das Wegetor war bis auf die Gewebe unsichtbar.
    Rand griff zu jenen Geweben hinab, löste den Knoten und ließ Saidin widerwillig los, als das

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