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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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beherrschte dann sein Leben, aber davon wusste niemand etwas. Er hatte sich in langen Nächten mit Meditation eine so perfekte Selbstbeherrschung erarbeitet, dass nichts mehr durch sie hindurchdringen konnte. Er präsentierte sich überall als ein gradliniger, aufrichtiger und herzensguter Freund, den nichts erschüttern konnte. Es wäre falsch zu behaupten, dass wir ihn je unglücklich gesehen haben. Er trennte fein säuberlich seine Freunde und das Berufsleben von dem Loch.
    Das war nur einem zugänglich. Einem, der ihm dieses Loch geschaffen hatte. Dane selbst teilte mir erst lange Zeit später mit, dass er ihn lächerlicherweise Lochschaufler nannte. Wenn man den Hintergrund kennt, kann man diese Bezeichnung verstehen.
    Dane wusste, dass ihm das Loch Dunkelheit und Kälte bescherte. Immer wenn er sich in diese zweite Welt hinabließ, tat er Dinge, für die die anderen kein Verständnis gehabt und die ihn bitter dafür bestraft hätten. Also tat er sie heimlich. Je öfter er sich darin befand, je mehr liebte er das Schwarze darin. Er liebte es, einen Ort für seinen Hass, für seine Wut und seine Rache gefunden zu haben. Gefühle von denen wir nichts wussten. Die Befriedigung, die er schließlich in dem Loch fand, ließ ihn dann den Menschen sein, den wir alle kannten. So zeigte er sich vor uns immer gut gelaunt und glücklich. Und nur so sahen wir ihn.
     
    *
     
    Mit quietschenden Reifen raste Dane auf den Freeway 2 South Richtung Downtown. Sein Kopf schmerzte. Die Angst um Joan nahm ihm jede Beherrschung im Verkehr. Der Alkohol verursachte ihm Schwierigkeiten, sich kollisionsfrei auf dem Freeway einzuordnen. Die Vernunft wies ihn an, die Finger vom Steuer zu lassen, aber Joans drängender Anruf ließ jede Vernunft außer Acht. Was ihr auch Schwierigkeiten machte, er würde sie da herausholen. Die Lichter der Gegenfahrbahn blendeten ihn. Panik ergriff ihm. Er konnte die Straße nicht finden. Wahnbilder begannen ihn zu plagen. Was für Schwierigkeiten mochten es sein, in denen sie steckte? Lebensgefährliche? Dane irrte weiter durch die dunklen Straßen. Dann fand er sie – die Palloma Street. Er bog ein. Etwas erschien ungewöhnlich in dieser Straße. Alles wirkte verlassen. Kein Auto war zu sehen. Die Straßenlampen warfen lange Schatten über leeren Asphalt. Was in Gottes Namen hatte sie hier verloren?
    Dane versuchte sich an den Klang ihrer Worte zu erinnern. Joan hatte sehr ängstlich geklungen. Schwierigkeiten, die einen nächtlichen Anruf notwendig machten.
    Dane rang nach Luft. Er spürte Schweiß auf seiner Stirn, etwas, was er selten spürte. Er tastete nach seinem Revolver, der unter dem Beifahrersitz haftete. Dann schüttelte er den Kopf. Nein, er brauchte das Ding nicht. Er war flink und intelligent, seine Waffen, die er nach Belieben einsetzen konnte.
    Er ließ die Corvette im Leerlauf vor die Nummer 34 rollen. Nichts deutete auf Joans Anwesenheit oder gar ein Verbrechen hin. Das Raunen seines Wagens verhallte. Die Scheinwerfer klappten sich nach innen, als wären sie nie da gewesen. Er stieg aus und blickte auf den glänzend weißen Lack seiner Corvette. Dann spürte er, wie ihn seine Beine zum Eingang des Hauses trugen. Sein Blick fuhr die Fassade hinauf. Dunkle, schwere Gardinen hingen hinter alten, verfaulten Fenstern. Alles war ruhig – zu ruhig. Er stand vor der großen Eingangstüre. Sie war angelehnt, was in größeren Mietblocks nicht ungewöhnlich ist. Im Flur breitete sich tiefe Dunkelheit aus. Anstatt eines Lichtschalters ragten nur ein paar Kabelenden aus der Wand.
    Von Joan fehlte jede Spur. Nirgendwo brannte ein Licht, das ihn aus der Dunkelheit befreite. Rechts nahm er schemenhaft die offene Türe einer verlassenen Wohnung wahr. Irgendwo in diesem Haus musste sie sein. Er erinnerte sich: Palloma 34. Er war richtig und schritt lautlos zur Wohnungstür. Irgendwo schien eine Lichtquelle in der Wohnung zu sein. Oder war es nur die Straßenlampe?
    Die Wohnung war verlassen. Ein paar Holzkisten, umgekippte Stühle, ein alter Holztisch und verfaulte Holzbretter lagen herum. Es roch nach Moder und eisenhaltigem Wasser. Dane trat ein. Etwas in ihm befahl ihm eindringlich zu verschwinden, aber er dachte an Joans flehende Stimme. Feigheit war nie sein Ding gewesen, schon als Kind nicht. Er lief nicht weg.
    Das Holz in der Dunkelheit verformte sich zu bizarren Schatten. Er fühlte sich plötzlich beobachtet. Sein Blick fuhr nach links. Er sah die Türe eines weiteren Zimmers. Dann hörte er

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