Die Scheune (German Edition)
plötzlich eine Bewegung. Er roch Alkohol. Es war nicht sein Alkohol – Gin –, nein, es war Schnaps.
Er war nicht alleine! Das Geräusch kam von hinten. Dane fuhr herum.
Jetzt wurde ihm klar, dass er einen Fehler begangen hatte.
Dane sah in die Augen eines jungen, großen, schwarzhaarigen Mannes, der sich breitbeinig vor ihm aufbaute. Er roch nach Urin und Schnaps, eine Komponente, die Dane abscheulich fand. Er sah geblendet vor Ekel zur Seite und lotete eine Möglichkeit zur Flucht aus. Dann sah er wieder zu dem Schwarzhaarigen und versuchte, dessen Schnelligkeit abzuschätzen.
Ein Schrei zerschmetterte seine Überlegungen.
Joan erschien plötzlich in der linken Tür. „Dane, lauf weg!“, schrie sie. Gepackt von einem zweiten Mann wurde sie wieder in das anliegende Zimmer hineingezerrt. Dane starrte auf die zugeschlagene Tür. Sie war also doch hier! Sie hatte nicht gelogen! Und sie war in Gefahr! Was hatte sie ihm verheimlicht?
Ein weiteres Geräusch ließ ihn nach rechts schauen. Ein dritter Mann erschien hinter einer Kiste. Dann ein Vierter, ein Fünfter. Wo kamen sie nur her?
Dane hob als Zeichen seiner Unterlegenheit beide Hände in die Höhe. Hass attackierte seine Gedanken. Schmerzend kniff er seine Augen zusammen. Jetzt war er in die Falle von fünf verfluchten Junkies gelaufen. Was zur Hölle war hier nur los? Dann schlug es wie ein Blitz in seine Gedanken: Sie wollten gar nicht Joan. Sie wollten ihn . Der Hilferuf war inszeniert. Der Gin hatte ihn heute alles falsch machen lassen. Er dachte an seine Nachricht für Johnathan: Bin bei Jim . Er dachte an die Falle, die er sich selbst damit gestellt hatte, und ihm wurde schlecht.
„Keine Chance mehr?“, fragte er mit erhobenen Händen, wusste, dass sie einen Auftrag zu erfüllen hatten. Kein persönliches Interesse, reiner Job. Was zählte war das Geld, das sie dafür bekamen. War es wenig, würde es nur bitter werden. Vielleicht ein paar Brüche. Eine Lektion eben. War es viel, würde es um Leben und Tod gehen.
Die Männer kamen langsam zusammen und bauten sich um ihn herum auf. Sie lachten. Ihre Blicke wurden zu Worte. Da wusste Dane, dass es nicht nur bitter werden, sondern um Leben und Tod gehen würde. Einer holte zum Schlag aus. Dane wollte ausweichen und anschließend flüchten. Er baute auf seine Flinkheit, doch stattdessen spürte er den Schlag gegen die linke Wange. Das ließ ihn taumeln. Benommen sah er den Boden unter sich schwanken. Warmes Blut lief seinen Hals hinunter. Der nächste Schlag quetschte seinen Magen zusammen. Das Würgen kam ungewollt. Er wollte zurückschlagen, aber zwei Männer unterbrachen seine Absicht, indem sie seinen linken Arm gewaltsam nach hinten drehten. Ein tiefbohrender Schmerz durchdrang ihn. Da erst wurden ihm die Zusammenhänge bewusst. Der Lochschaufler hatte sie beauftragt. Hatte er auch Joan gekauft?
„Ihr seid Schweine!“, brüllte er voller Wut, spuckte Blut und dachte an Joan. Hatte sie mitgespielt? Hatte sie mit seinen Gefühlen gespielt? Sollte er jemals lebend aus dieser Sache herauskommen, und es sollte sich herausstellen, dass sie dazugehörte, dann würde sie die erste sein, die er jagen würde. Die er töten würde. Seine Wut ging in blanken Hass über und brachte ihn zur Raserei. „Warum kommt er nicht selbst?! Warum schickt er so erbarmungslose Schweine wie euch?!“, schrie er und wusste doch, dass es nichts an der Situation ändern würde.
Der Schwarzhaarige lachte. Es stimmte also. Dane versuchte sich freizuraufen, aber er brachte die Schlägerei damit erst richtig in Gang. Ein Hagel von Schlägen sauste auf ihn nieder. Gedanken schwanden. Mit offenem Mund ging er in die Knie und taumelte zwischen Licht und Dunkelheit. Sie ließen ihn zu Boden sinken.
Einer der Männer trat mehrmals in den zusammengesackten und wehrlosen Leib. Dane verlor zunehmend seine Besinnung, als er ganz tief im Bewusstsein seinen Namen hörte: „DANE!!“ Es war Joan. Einer der Männer eilte zu ihr und zerrte sie wieder zurück in das angrenzende Zimmer.
Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es eine miese Sache werden würde. Umsomehr war sie erstaunt, wie sehr Dane ihr vom ersten Tag an vertraut hatte. Der Auftrag war schwer für sie geworden, denn sie hatte begonnen ihn zu mögen. Aber sie mochte auch das Geld, das man ihr bot. Es war schwer abzuwägen gewesen, was ihr dringender erschien. Die Entscheidung fiel schließlich für das Geld. Ein bisschen tat ihr seine Aufrichtigkeit leid, er war so ein
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