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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Zedernholz. Primo neben ihr beschützte sie mit seinem massigen Torso vor den herabfallenden Trümmern.
    Während jetzt alle irgendwie versuchten, ins Freie zu gelangen, um nicht von umstürzenden Statuen erschlagen zu werden, drängelten und sich gegenseitig anrempelten und über die, die stolperten und hinfielen, hinwegtrampelten, gelang es Wulf, seinen Bewachern zu entkommen und auf die äußere Loggia zu fliehen, auf der sich eingetopfte Bäume bogen und aus dem Brunnen Wasser schwappte. Trotz seiner noch immer gefesselten Handgelenke gelang es ihm, die Balustrade zu erklimmen. Zum Sprung bereit, hielt er nochmals inne und warf einen Blick zurück. Als er Ulrika sah, zögerte er kurz, sprang wieder auf die Loggia, hastete von dort aus in den Saal zurück, tastete sich, da der Boden schwankte, die Wände entlang, verlor dennoch das Gleichgewicht und musste sich an einer Säule festhalten.
    Und dann lösten sich nach und nach die silbernen und goldenen Mosaiksteine aus der Kuppel.
    Wie ein silberner Regen rieselten die blitzenden Teilchen zur Erde. Sebastianus zog Ulrika an sich, hüllte sie schützend in seinen Umhang. Bei dem Gedanken, der gewaltige Bau würde gleich über ihnen zusammenstürzen, schmiegte sie sich eng an ihn und drückte das Gesicht an seine Brust. Sebastianus hingegen starrte wie gebannt zur Kuppel hinauf, in der sich jetzt, eins nach dem anderen und zusehends schneller, die goldenen und silbernen Plättchen der Sternbilder lösten und nach unten trudelten und grauen Mauerputz freilegten. Auch die Tierkreiszeichen und in ihrer Mitte Nero auf dem Thron barsten nach und nach und bröckelten als glänzende kleine Keramikteilchen ab.
    »Ulrika, sieh doch nur!«
    Sie streckte ihren Kopf aus dem schützenden Umhang und schaute nach oben. »Aber … das ist ja ein Sternenschauer!«
    »Wie der in der Nacht, als Lucius starb«, sagte Sebastianus, ohne den Sternenregen aus der Kuppel aus den Augen zu lassen.
    »Raus mit euch! Ihr seid frei! Alle!«, kreischte Nero Cäsar. »Und nehmt auch den jämmerlichen Barbaren mit!«
    »Cäsar!«, kam es von General Vatinius. »Das darfst du nicht!«
    »Vesta, beschütze uns!«, schrie Nero und klammerte sich wie ein Ertrinkender an den General.
    »Hier entlang!«, rief die Oberste Vestalin. Sie stand an einer Wand und hielt einen schweren Wandteppich beiseite, hinter dem sich eine Tür verbarg.
    Obwohl das Beben allmählich nachließ und schließlich vollends erstarb, regnete es weiterhin Mosaiksteinchen und Staub auf die im Saal Verbliebenen herab. Sebastianus befreite Wulf von seinen Fesseln, Primo griff nach dem Kästchen aus Zedernholz, dann liefen die sechs zu der Tür, an der die Oberste Vestalin stand. »Hier hindurch gelangt ihr zum Allerheiligsten im Tempel der Vesta«, sagte sie. »Beeilt euch.«
    Über und über mit kleinen glitzernden Splittern bedeckt, schlüpften sie durch die Tür, hasteten den von Fackeln erhellten Gang entlang. In marmorverkleideten Nischen standen Büsten und Statuen, die vom Erdbeben verschont worden waren. Am Ende des Ganges tat sich ein Altarraum mit offenem Wandelgang auf, von dem aus sie die Stadt überblicken und feststellen konnten, dass Rom nicht vom Erdbeben heimgesucht worden und dort alles ruhig und unverändert war.
    »Hier entlang!«, sagte Sebastianus.
    Ungeachtet der überraschten Blicke der Priesterinnen rannten sie durch den von Säulen umstandenen Tempel und die Stufen hinunter, mischten sich unter die Menschenmenge auf dem Forum. Ganz hinten, wo Stufen den Palatin-Hügel hinauf zum Kaiserlichen Palast führten, bemerkte Sebastianus das Anrücken der Prätorianer-Wachen. »Die hat uns Vatinius auf den Hals gehetzt«, sagte er.
    »Mir nach«, ordnete Primo an, und die fünf folgten dem Kriegsveteranen, der sich, das Kistchen aus Zedernholz unter den Arm geklemmt, durch die Menge auf dem Marktplatz schlängelte. Sebastianus sorgte dafür, dass Rachel mithielt, derweil Wulf darauf achtete, dass Ulrika und der betagte Timonides nicht zurückblieben.
    Das Forum Romanum, zwischen dem Palatin und dem Kapitol inmitten der Stadt gelegen, bildete ein von Tempeln und Regierungsgebäuden umstandenes Rechteck. Als Veranstaltungsort für Triumphmärsche und das Abhalten von Wahlen, als Platz für öffentliche Reden und Brennpunkt des Handels, war das Forum das Herz des Reiches. Hier erinnerten Statuen und Monumente an die großen Männer der Stadt, an Götter und Göttinnen. Gleichzeitig war das Forum ein riesiger Markt, auf

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