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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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umfächelt, dann öffnete er weit die Arme, als wollte er die majestätische Unendlichkeit vor sich umfassen, festhalten, an sein Herz drücken und ein tiefer Seufzer hob seine Brust. Und während sein Blick mit stolzer Genugtuung das herrliche Land überflog und sich dann in kühner Herausforderung zu den Himmelshöhen erhob, brach von seinen Lippen ein Ruf, ein Ruf, der sich aus seinem tiefinnersten Sein losgelöst hatte und sein wildes Begehren verriet – nach Freiheit, nach absoluter, unbegrenzter Ungebundenheit.
    Dieser Aufschrei, er war derjenige der Anarchisten aller Länder und Zeiten, jene berühmte und berüchtigte Formel, die so charakteristisch ist, daß sie als landläufiges Synonym für die ganze Verbrüderung gilt, die in vier kurzen Worten alles Wissen und Streben dieser gefürchteten Sekte kennzeichnet.
    »Kein Gott! Kein Gebieter!« rief er mit Donnerstimme, während er sich von der Höhe seiner Klippe zu den tosenden Fluten unten niederbeugte und eine wilde, gebieterische Handbewegung machte, als ob er die unendliche Welt und alles auf ihr an sich reißen wollte.
Zweites Kapitel.
Eine geheimnisvolle Existenz.
    Die Geographen bezeichnen mit dem Namen »Magalhāes-Archipel« die Gesamtheit aller Inseln und Inselchen, die zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean um die Südspitze des amerikanischen Kontinentes gelagert sind. Die südlichsten Gegenden dieses Erdteiles sind die Ländergebiete Patagoniens, das in zwei langgestreckte Halbinseln endet, deren eine als äußersten Ausläufer das Kap Froward trägt. Dem Gebiete, das durch die Magalhāes-Straße von dem Festland getrennt ist, hat man – und mit Recht – in dankbarer Erinnerung an den berühmten Seefahrer des 16. Jahrhunderts – den Namen Magalhāes-Archipel beigelegt.
    Die abgetrennte geographische Lage hatte zur Folge, daß dieser Teil der Neuen Welt bis zum Jahre 1881 noch keinem zivilisierten Staate einverleibt worden war, selbst nicht seinen nächstgelegenen Nachbarn Chile und der Republik Argentina, deren Interesse übrigens lange Zeit durch einen Streit um die Pampas Patagoniens gefesselt wurde. Der Magalhāes-Archipel gehörte niemandem, Niederlassungen konnten hier nach Belieben gegründet werden und erfreuten sich vollkommener Unabhängigkeit.
    Diese Inselwelt ist durchaus nicht von kleiner Ausdehnung, sie verfügt über einen Flächenraum von fünfzigtausend Quadratkilometern. Außer einer großen Anzahl kleiner Inseln geringer Bedeutung gehören zu dem Archipel das Feuerland, das Desolations-Land, die Inseln Clarence, Hoste, Navarin, die Gruppe des Kap Hoorn, die sich wieder aus den Inseln Wollaston, Hermite, Herschel und anderen Inselchen und Klippen zusammensetzt; so löst sich der gewaltige amerikanische Kontinent langsam in kleine Erdschollen und Staub auf.
    Von diesen Teilgebieten, die in ihrer Gesamtheit den Magalhāes-Archipel bilden, weist das Feuerland die größte Flächenentwicklung auf. Im Norden und Westen vom Vorgebirge Espiritu Santo bis zum Magdalenen-Sund ist die Küstenlinie wild zerrissen. Nach Westen springt eine schmale Halbinsel ins Meer vor, die den Berg Sarmiento (2070 m) trägt; im Südosten endigt die Insel in der Spitze San Diego; sie sieht einer zusammengekauerten Sphinx ähnlich, deren Schweif in die Wasser der Straße von Le Maire taucht.
    Im Monat April 1880 haben sich auf eben dieser Insel die im vorigen Kapitel erwähnten Begebenheiten abgespielt. Die Meeresstraße, die der Kawdjer während seiner fieberhaften Betrachtung vor Augen hatte, war der Beagle-Kanal, der das Feuerland im Süden begrenzt und dessen jenseitiges Ufer von den Inseln Gordon, Hoste, Navarin und Picton gebildet wird. Noch südlicher entfaltet sich die Inselwelt des Kap Hoorn.
    Zehn Jahre vor dem Beginn dieser Erzählung war der Mann, dem die Indianer später den Namen Kawdjer beigelegt hatten, zum ersten Male auf feuerländischem Boden aufgetaucht. Wie war er hergekommen? Ohne Zweifel an Bord eines der zahlreichen Segelschiffe oder Dampfer, die das Labyrinth von Wasserstraßen befahren, das sich innerhalb des Magalhāes-Archipels und jenen Inseln ausbreitet, die dessen Fortsetzung im Stillen Ozean bilden. Handelsbeziehungen verknüpfen sie mit den Eingebornen, deren Jagdbeute an Tierfellen (von Guanakos, Vikunas und Seewölfen) sie sehr zu schätzen wissen. Die Gegenwart dieses Fremden ließ sich auf die Weise leicht erklären; auf andere Fragen, seinen Namen, seine Nationalität betreffend, war die Antwort schwerer zu

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