Die Schiffe der Kleopatra
sah ihn verdutzt an. »So gewogen können die Götter mir gar nicht sein.«
XII
Die Stadt war rammelvoll. Im Hafen drängten sich Schiffe jeder Größe und Bauart. Die römische Getreideflotte lag noch immer vor Anker und lud Proviant für den letzten Abschnitt der Reise entlang der syrischen und judäischen Küste, vorbei am Nildelta und weiter nach Alexandria. Obwohl auf den Straßen die Griechen überwogen, sah man Menschen aus aller Herren Länder, Araber in Wüstengewändern, Ägypter in Leinenröcken, Afrikaner in farbenprächtigen Fellen, tätowierte Scyther und Menschen aus Ländern, von denen ich nicht einmal gehört hatte. Ich entdeckte sogar ein paar Gallier in karierten Hosen. Flavia war früh gekommen, um Julia zu der verabredeten Stadtbesichtigung abzuholen. Es mag einem tollkühn erscheinen, dass ich sie der Obhut der Frau eines Mannes überließ, dessen Hinrichtung ich möglicherweise fordern musste, doch im letzten Moment abzusagen, hätte nur Argwohn geweckt. Außerdem drohte mir Gefahr aus einer ganz anderen Richtung. Flavias Ehrfurcht vor Julias Namen würde für die Sicherheit meiner Frau garantieren.
Ich ließ Milo zurück, damit er über meinen Männern die Peitsche schwingen konnte, und stürzte mich mit Hermes in die Feierlichkeiten. Überall sangen blumenbekränzte Menschen griechische Hymnen und gossen Trankopfer über die zahlreichen kleinen Aphrodite-Altäre der Stadt. Läden, die den Namen oder das Bild der Göttin in ihrem Firmenemblem führten, waren mit Blumen dekoriert und boten Passanten kostenlose Getränke und Speisen an. Prozessionen trugen Aphrodites Bild und ihre heiligen Insignien durch die Straßen, und Menschen aus weit entfernten Städten zelebrierten die Rituale der Göttin, wie sie in ihrer Heimat begangen wurden.
Bei einigen ging es wahrhaft orgiastisch zu, doch die meisten waren ziemlich gemessen, wobei man bedenken muss, dass es noch hell war.
»Gabinius' Männer«, sagte Hermes, als wir auf den Markt kamen, wo ich mich nach dem Weihrauch erkundigt hatte. Ich sah eine Gruppe rauh aussehender Burschen, einige in Rüstung, alle schwer bewaffnet.
»Was für ein unangemessener Anblick zu diesem heiligen und festlichen Anlaß«, empörte ich mich. Sie starrten mich wütend an, obwohl sie von aktiven Feindseligkeiten fürs erste absahen. »Komm«, sagte ich zu dem schon halb in Kampfstellung gegangenen Hermes, »lass uns in den öffentlichen Garten gehen.« Ich hatte eine Einladung zu einem Empfang erhalten, den der Stadtrat für alle Offiziellen und prominenten Besucher gab.
Der Garten war nach dem Muster der Akademie in Athen angelegt. Jede griechische Stadt hat einen dieser Haine, und der in Paphos wurde, wie in griechischen Städten üblich, von den Schulen benutzt, weil die Griechen nichts davon halten, Jungen in geschlossene Räume zu sperren, außer bei schlechtem Wetter. Pflanzen und Skulpturen waren von Generationen reicher Bewohner gespendet worden, und es gab ein prachtvolles Gymnasium mit einer angrenzenden Palaestra. An diesem Tag war die Anlage vom Stadtrat requiriert worden, um dort die jährliche Feier zu Ehren der Stadtgöttin abzuhalten. Als ich den Hain betrat, wurde mir ein Becher in die Hand gedrückt. Ich goß ein kleines Trankopfer aus, bevor ich selbst einen großen Schluck nahm. Als ich dem Sklaven das Gefäß zurückgab, kam Nearchus auf mich zu, um mich zu begrüßen. »Willkommen, Senator. Ich bin froh, dass deine Pflichten dich nicht vom Kommen abgehalten haben.«
»Ich hätte dieses Fest um keinen Preis verpassen wollen«, versicherte ich ihm und ließ meinen Blick über die versammelte Menge "wandern. »Ist Gabinius hier?«
»Wir haben den General noch nicht gesehen«, erwiderte der Stadtratsvorsitzende und klang nicht allzu traurig. »Er wird zweifelsohne noch rechtzeitig kommen. Der Empfang dauert bis zum späten Nachmittag, wenn die große Prozession zum Tempel hinaufzieht.«
»Wenn du ihn siehst, sag ihm, dass ich ihn sprechen möchte.« Ich wollte mit Gabinius verhandeln, aber nur an einem öffentlichen Ort, vorzugsweise einem Ort, an dem viele wichtige Männer versammelt waren. Unter keinen Umständen würde ich in sein Haus kommen oder mich auf einem verlassenen Gelände mit ihm treffen.
»Ich werde dafür sorgen, dass es ihm ausgerichtet wird«, sagte Nearchus. »Derweil genieße die Gastfreundschaft der Stadt und die Gesellschaft der zahlreichen hochmögenden Gäste.« Ich sah den Quaestor Valgus von der Getreideflotte in
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