Die Schiffe der Kleopatra
ich zurück. »Wenn keine Rennen oder Kämpfe anstehen, kann ich mich stets auf die Würfel verlassen. Wo ist eigentlich Alpheus heute abend? Ich dachte, er würde keine Feier in der Stadt auslassen.«
»Keine Ahnung«, meinte Flavia. »Ich habe ihm eine Einladung geschickt, aber wahrscheinlich hat er eine andere, profitablere Veranstaltung gefunden. Wie du dir vorstellen kannst, ist dies die gesellschaftliche Hochsaison in Paphos.« »Nun, auch ohne ihn ist dein Fest ein Riesenerfolg«, versicherte ich ihr, würfelte und gewann erneut. Alle anderen stöhnten auf.
»O ja! Kleopatra, Julia Caesar und Titus Annius Milo, was für eine Gästeliste.« Ihre Stimme triefte vor Befriedigung. Es war an sich nicht üblich, einer Frau einen Beinamen zu geben, doch ich wusste, dass Flavia meine Frau fortan so bezeichnen würde, damit auch niemand im unklaren darüber blieb, welche Julia zu ihrem Ereignis gekommen war.
Schließlich sammelte ich meine Gewinne, meine Frau und Milo ein und verabschiedete mich von allen Gästen und dem Gastgeber.
»Du musst bald wieder kommen, Senator«, sagte Sergius Nobilior. »Ich möchte Gelegenheit haben, ein wenig von meinen Verlusten zurück zugewinnen.«
Milo legte eine Hand auf meine Schulter. »Mit Decius sollte man nie würfeln und seine Tips auf Pferde und Gladiatoren immer befolgen.«
»Keine Sorge, Sergius«, versicherte ich dem Bankier, »du wirst noch viel von mir zu sehen bekommen.«
»Wieviel hast du gewonnen?« fragte Julia, als wir uns in unsere Sänfte gewälzt hatten und in Schulterhöhe gehievt worden waren.
»Grob neunhundert Sesterzen in Stater, Drachmen, Dareikos, Mine und einer Art arabischer Silbermünzen, die ich noch nie gesehen habe. Dazu sechs Ringe, einer mit einem eingefaßten Smaragd, zwei Perlenketten und einen Dolch mit einem juwelenbesetzten Knauf.«
»Oh, lass mich die Perlen mal sehen!« Sie tat so, als betrachte sie sie in der Dunkelheit. »Ist Flavia nicht hinreißend vulgär? Ein Gewand aus koanischer Seide? Man konnte sehen, dass sie ihre Brustwarzen geschminkt hat.«
»Darauf habe ich gar nicht geachtet«, erwiderte ich. »Lügner! Aber Kleopatra hatte recht. Sie ist wirklich sehr unterhaltsam. Sie hat versprochen, mir morgen die Stadt zu zeigen. Ist das in Ordnung?«
Ich war so überrascht, dass Julia mich um Erlaubnis fragte, dass ich einen Moment nachdenken musste. »Morgen vormittag und nachmittag, meinetwegen. Aber sieh zu, dass du vor Einbruch der Dämmerung wieder zu Hause bist. Und nach morgen hältst du dich besser von ihr fern.«
»Warum?«
»Weil ich ihren Mann bald verhaften muss«, erklärte ich ihr. »Wirklich?« hauchte sie aufgeregt. »Mit welcher Begründung?«
»Ich bin mir noch nicht aller seiner Verfehlungen sicher. Doch ich weiß, dass er nicht allein ist, so dass ich nichts überstürzen darf. Wenn man es mit einer Verschwörung zu tun hat«, dozierte ich, »ist man stets schlecht beraten, Mann für Mann vorzugehen. Man sollte versuchen, die ganze Bande auf einmal zu erwischen.«
»Klingt vernünftig«, meinte meine kluge Frau.
Als wir auf der Marinebasis angekommen waren, gab ich den Sänftenträgern ein Trinkgeld und schickte sie zurück zum Haus des verstorbenen Statthalters. Milo legte seine Angeber-Toga ab und gesellte sich zu uns ins Triclinium, wo Julia alle verfügbaren Kerzen und Lampen entzündet hatte, um ihre neuen Perlen zu begutachten. Ich schickte Hermes nach Ariston. »Wie machen sich meine Männer?« fragte ich Milo. »Ich habe sie im Griff«, versicherte er mir. »Wenn der Zeitpunkt kommt, diese Banditen zu zerschlagen, werden wir eine tüchtige kleine Streitmacht zusammenhaben. Zunächst müssen wir ihre Komplizen hier auf Paphos ausschalten.« »Wir werden bald damit anfangen können«, erklärte ich ihm. »Gut. Ich möchte Harmodias' Lagerlisten beschlagnahmen, aber ich möchte ihn nicht zu früh warnen«, sagte Milo. »Das hätte ich gleich tun sollen, nachdem ich hier das Kommando übernommen habe«, gab ich zu.
»Gut, dass du es nicht getan hast. Sonst hätte man dir noch vor deiner ersten Patrouille die Kehle durchgeschnitten.« »Harmodias steckt also mit ihnen unter einer Decke?« fragte Julia.
»Aber gewiss«, antwortete Milo. »Nicht, dass so viele Bestände von Pompeius' Agenten für den Krieg in Gallien beschlagnahmt worden waren, hat mich stutzig gemacht, sondern die Tatsache, dass sie nicht alles genommen haben. Ich vermute, dass nur die größeren Schiffe samt Ausrüstung sowie die
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