Die Schiffe der Kleopatra
wenig an die Dunkelheit gewöhnt, und ich erkannte, dass wir uns in einem großen Keller befanden, der offenbar als Lagerraum genutzt wurde, wie ich an den Ballen und Fässern erkannte, die überall herumstanden. Ich sah keinen Weg nach draußen als den, durch den wir auch hereingekommen waren. Die Griechen, deren Namen ich schon vergessen hatte, fesselten meine Hände auf dem Rücken, drückten mich gegen einen Ballen und zwangen mich, Platz zu nehmen.
»Nun bleib einfach sitzen, und versuch nicht auf zu stehen«, sagte Alpheus, »oder du zwingst mich, einen deiner Füße mit einem Dolch an den Boden zu nageln.«
»Im Moment habe ich nicht vor, irgendwo hin zu gehen. Ich bin ehrlich gespannt darauf, deinen Herrn zu treffen.« Auch wenn man hilflos ist, kann mutiges Auftreten nie schaden. »Meinen Auftraggeber«, korrigierte er mich. »Ich habe keinen Herrn.«
Im selben Moment blockierte eine große Gestalt das Licht von der Tür. Dann betrat ein Mann den Keller, gefolgt von weiteren Männern. Er trug eine Toga und blinzelte einen Moment in der Dunkelheit. Es war der blaßgesichtige Mann aus dem öffentlichen Garten. Innerlich verfluchte ich mich.
»Ich hätte es wissen müssen in dem Moment, in dem ich dein teigiges Gesicht gesehen habe!« begrüßte ich ihn. »Aber du warst mit den anderen Römern zusammen, so dass ich angenommen habe, du wärst mit der Getreideflotte gekommen. Aber nach einer so langen Reise hättest du tief gebräunt sein müssen, und ich habe es nicht gemerkt. Wann hast du dein Haar geschnitten und dir den Bart abrasiert? Heute morgen?« »Gestern, um genau zu sein. Immerhin habe ich meine Abreise mit dem Flaggschiff der Flotte organisiert.« Die dröhnende Stimme war unverkennbar. Wenn er im Garten nur ein paar Worte mehr gesprochen hätte, hätte ich den Akzent aus Ostia erkannt. Oft sind es solche kleinen Zufälle, die große verpaßte Gelegenheiten ausmachen.
»Ich wusste, dass Spurius nicht dein echter Name sein konnte.
Bist du wirklich der ehemalige Tribun Marcinus?« fragte ich ihn.
»So ist es.«
»Und ich nehme an, du warst einer von Gabinius' Offizieren in Syrien und Ägypten?«
»Auch das. Was sollen wir bloß mit dir machen, Decius Caecilius?« sagte er fast ein wenig spöttisch.
»Wir bringen ihn um und verschwinden hier«, sagte eine andere Stimme, die ich sofort wiedererkannte. Ein beleibter Mann drängte sich nach vorn und starrte mich, die Fäuste in die Hüften gestemmt, wütend an. Sergius Nobilior. »Warum konntest du nicht weiter Piraten jagen, wie es der Senat dir aufgetragen hat? Musstest du deine große metellische Nase in alles stecken, was auf dieser Insel passiert? Einigen von uns ging es richtig gut, bis du aufgekreuzt bist und alles aufgescheucht hast!«
»Nobilior!« sagte ich. »Und dabei sind unsere Frauen so gute Freundinnen geworden.«
»Ja, und sie werden sich in diesem Moment prächtig amüsieren, wie ich Flavia kenne.« Er lächelte maliziös. »Und mach dir keine Sorgen, sie würde es nie zulassen, dass ich eine Verwandte Caesars anrühre. Du hingegen musst leider abtreten.« Er sah einen der Griechen an. »Schneide ihm die Kehle durch«, sagte er kalt, doch niemand rührte sich.
»Meine Männer nehmen keine Befehle von dir entgegen«, sagte Marcinus. »Seine Frau ist eine Verwandte Caesars?« »Eine Nichte des großen Gaius Julius«, bestätigte Nobilior. »Aber mach dir deswegen keine Gedanken. Er wird froh sein, sie als Witwe zurück zu bekommen. Dann kann er sie mit jemand sehr viel Bedeutenderem verheiraten.«
»Wenn er ermordet wird, könnte dir das großen Ärger einbringen«, warnte Marcinus. »Seine Familie ist eine der größten, auch wenn er selbst nicht viel hermacht. Aber lass dich nicht aufhalten. Ich werde eh nicht mehr hier sein. Ich mache eine Erholungsreise nach Alexandria, und dann geht's zurück nach Hause. Aber deine Morde musst du schon selbst begehen.« Nobilior schäumte eine Weile vor sich hin, bevor Alpheus das Wort ergriff. »Warum seid ihr Römer immer so blutrünstig und brutal? Er muss überhaupt nicht ermordet werden.« »Exakt mein Gedanke«, sagte ich.
»Schließlich begehen wir gerade die Feiertage, eine Zeit, in der die üblichen Fesseln gesellschaftlichen Verhaltens gelockert werden«, fuhr er fort. »Was wäre natürlicher, als dass ein altgedienter Tavernen-Haudegen wie Decius Caecilius Metellus ein paar über den Durst trinkt, auf dem Heimweg zur Marinebasis stolpert und ertrinkt? Wir müssen ihn nur mit
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