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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und lachte leise. »Die Gründe für diesen Befehl sind mir nicht bekannt«, antwortete Luzifer. »Und eine solche Frage wie die Ihre wurde auch noch nie gestellt.« Stone lächelte unsicher. »Vielleicht ist es ganz gut, wenn man das eine oder andere vergißt, nicht wahr?« Luzifer blickte ihn aus seinen ausdruckslosen Insektenaugen an, und Stone wandte sich endgültig um und öffnete die Tür. »Komm«, sagte er. »Ich will sofort zurück nach Europa. Sieh zu, ob du eine Transmitterverbindung findest.« Luzifer folgte ihm aus dem Raum, aber Stone spürte deutlich sein Zögern. Er blieb stehen und sah ihn abermals  fragend an. »Was ist denn noch?« »Ich würde dringend davon abraten, im Moment dorthin zurückzukehren«, sagte Luzifer nach einem spürbaren Zögern. »Die Lage ist sehr kompliziert. Es könnte sein, daß ein Sprung bevorsteht.« Stone erstarrte. »Jetzt schon? Aber das ist ... viel zu früh.« »Es geht sehr schnell«, bestätigte Luzifer. »Einige Inspektoren wurden gerufen, um die Lage zu beurteilen und zu entscheiden, was zu tun ist.«  »Aber das ist unmöglich«, protestierte Stone. »Ihr seid erst seit fünfzig Jahren hier, und...« »Es ist ungewöhnlich«, unterbrach ihn Luzifer. »Aber es ist schon vorgekommen. Die einheimischen Lebensformen dieser Welt sind von einer ungewöhnlichen Vitalität.« »Könnt ihr es aufhalten?« fragte Stone alarmiert. »Das weiß ich nicht«, antwortete Luzifer. »Die kritische Grenze wurde erreicht, aber noch nicht überschritten. Die lnspektoren tun, was sie können, eine endgültige Entscheidung ist jedoch nicht vor Ablauf von fünf oder sechs Tagen zu erwarten.« »Fünf oder sechs Tage...« Stones Blick wanderte gegen seinen Willen zu der geschlossenen Tür hinter Luzifer, der Tür zu dem Raum, in dem er erwacht war. Irgendwo dort drinnen waren seine Erinnerungen gespeichert, all seine kleinen und großen Geheimnisse - und dieser eine verfluchte Moment, der ihn vielleicht das Leben kosten konnte. Aber vielleicht, dachte er, hatte er doch noch eine Chance. Sie war winzig, und allein der Gedanke an das Risiko, das er damit einging, bereitete ihm fast körperliche Schmerzen. Er kam sich vor wie ein Mann auf einem brennenden Schiff, der nicht schwimmen konnte.
     
    *
     
    Hätte sie es nicht besser gewußt, dann hätte sie geschworen, daß der Mann tot war. Er saß aufrecht und stocksteif auf der Kante der schmalen Pritsche, die die gesamte Einrichtung der Kammer auf der anderen Seite der Glasscheibe darstellte. Seine Augen waren so leer wie die der Jared, nur daß in ihnen nicht zugleich dieses tiefe, verborgene Wissen schlummerte. Seine Brust hob und senkte sich im Rhythmus schwerer, gleichmäßiger Atemzüge. »Das ist ... grauenhaft«, flüsterte Charity. Ihr Blick war starr auf das bleiche Totengesicht des jungen Mannes gerichtet, und obwohl sie wußte, daß die Glasscheibe nur von einer Seite her durchsichtig war, konnte sie sich des unheimlichen Gefühls nicht erwehren, daß diese toten Augen sie anstarrten. »Was habt ihr mit ihm gemacht?« fragte Skudder gepreßt. Charity konnte in einer Reflexion auf der Glasscheibe vor sich erkennen, wie er herumfuhr und zornig einen Schritt auf Hartmann zu machte. Mühsam riß sie sich vom Anblick der bleichen Gestalt im Nebenzimmer los und drehte sich herum. »Skudder - bitte«, sagte sie. Skudder blieb stehen, aber seine Augen flammten vor Zorn. Es hätte Charity in diesem Augenblick nicht gewundert, wenn er sich kurzerhand auf den kleineren Mann gestürzt hätte. »Wir haben überhaupt nichts mit ihnen gemacht«, sagte Hartmann matt. Auch ihm war deutlich das Entsetzen anzusehen, mit dem ihn der Anblick der Gestalt auf der Pritsche erfüllte. »Ich sagte Ihnen bereits - es gibt gewisse Schwierigkeiten.« »Schwierigkeiten!« Skudder lachte schrill und deutete anklagend auf den Soldaten. »Schwierigkeiten nennen Sie das?!« Das ist ein ... ein verdammter Zombie,  Hartmann!« Mit einer müden Geste wandte Charity sich an Hartmann. »Was ist passiert?« »Ich weiß es nicht«, gestand Hartmann. Aber einige von denen, die aufwachen, sind ... so.« »Einige?« hakte Charity nach. Das heißt, nicht alle?« »Nein«, antwortete Hartmann. »Etwa ein Drittel.« Charity schloß mit einem lautlosen Seufzen die Augen. Ein Drittel ... das bedeutete nichts anderes, als daß es in dieser unterirdischen Festung mehr als dreitausend Männer in diesem entsetzlichen Zustand gab. »Haben Sie das

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