Die Schmerzmacherin.
genau. Sie wartete.
Eine sehr junge Frau kam aus dem Zimmer. Sie lachte noch. Sie drückte einen Schalter neben der Tür. Es wurde heller auf dem Gang. Ob sie ihre NHS card habe. Sie wandte sich dieser Frau zu. Sie käme aus Wien. Sie habe eine Gesundheitskarte von da. Die Frau runzelte die Stirn. Warum sie denn hier sei. Sie holte die Glasdose aus der Tasche. Die Frau kam zu ihr und schaute kurz. Sie hob die Dose und schaute von unten das Ding da an. Sie brummelte. Sie nahm ihre e-card. Dann verschwand die Frau, und sie wartete. Die Frau kam wieder. Stellte ihr einen Papierbecher hin. Eine Urinprobe war verlangt. Woher wusste sie das. Sie folgte den Hinweisschildern. Alles war in Piktogrammen vorgeschrieben. Sie brachte das Becherchen zurück. Wartete.
Eine andere Frau kam aus dem Zimmer. Sie deutete ihr, mit ihr zu kommen. Sie stand auf. Sie schwankte. Dann ging es aber. Sie gingen den Gang hinunter. Dann in ein Zimmer mit einer großen Ziffer 3 auf der Tür. Sie musste sich ausziehen und auf ein Untersuchungsbett legen. Die Frau zog sich Gummihandschuhe an.
Das Ultraschallgerät summte leicht. Die Krankenschwester schaute auf den Bildschirm. Sie fuhr ihr über den Bauch. Führte das Gerät in ihre Scheide ein. Sie schüttelte den Kopf. Wiederholte das Ganze. Schüttelte den Kopf. Dann setzte sie sich an einen Computer. Sie solle sich anziehen und warten. Dann ging die Krankenschwester hinaus. Sie wartete dann wieder vorne. Sie setzte sich vor die Tür zu dem Zimmer, in dem gelacht wurde. Sie hatte Angst, vergessen zu werden, wenn sie nicht im Blickfeld dieser Personen blieb. Der junge Mann kam vorbei. Sie wartete.
Dann eine Ansage. Ms. Schreiber. Room one. Sie verstand erst beim dritten Mal, dass sie gemeint war. In room one saß der junge Mann. In der Ecke hing ein Riesenbildschirm. Ein Ultraschallbild auf dem Bildschirm. Der Mann stand auf und deutete ihr, sich auf den Sessel vor dem Schreibtisch zu setzen. Sie habe einen positiven Schwangerschaftstest. Das da. Er deutete auf den Bildschirm. Das sei ein Ultraschallbild ihrer Gebärmutter. Es gäbe kein Anzeichen eines Lebens. Auch die intravaginalen Aufnahmen zeigten kein Leben. Sie holte die Dose aus der Tasche. Er wehrte ab. Diese Aufnahmen wären Dokumentation genug. Sie solle jetzt nach Hause gehen. In diesem Land würde man jetzt nichts unternehmen. Sie sei ja eine gesunde junge Frau. Die Natur würde das selbst erledigen. Sie solle sich Schmerzmittel besorgen und, nachdem alles abgegangen sei, ihren Gynäkologen aufsuchen.
Der Mann stand auf. Sie blieb sitzen. Sie konnte sich nicht bewegen. Der Mann schob seine Krawatte zurecht. Er könne nichts sonst für sie tun, sagte er. Sie stand auf. Sie konnte ihr Gewicht kaum in die Höhe ziehen. Ihre Knie waren weich und schnappten zu schnell nach hinten. Sie fiel fast nach vorne. Der Mann ging zur Tür voraus. Ob man an dem, was sie da habe. Sie hob die Glasdose in die Höhe. Ob man an dem die DNA des Vaters des Kindes feststellen könne. »Certainly.« sagte der Mann desinteressiert. Das müsse sie aber privat bezahlen. Das übernähme der NHS nicht. Er machte ihr die Tür auf. Er lächelte sie an. Sie ging. Der junge Arzt verschloss die Tür hinter ihr und überholte sie auf dem Weg hinaus. Er drückte auf die Knöpfe des Lifts. Dann lief er zu einer anderen Tür und verschwand. Sie konnte das Schleifen seiner Schuhe auf den Stiegen hinunter hören. Den Müllsack ließ sie dann im Lift zurück.
Februar.
Hell, und vom Bett nur der Himmel. Ein bedeckter Himmel. Eine dünne Wolkendecke. Das Licht gefiltert. Studiobeleuchtung für die Welt. Sie lag. Lang ausgestreckt. Das Fenster im Blickfeld. Rechts. Sie musste den Kopf nicht einmal richtig drehen. Die Wand. Braunrosabeige. Die Trageelemente beige. Jedes Spital hatte einen eigenen colour code. Es war nichts mehr weiß in Spitälern. Die Decke niedrig und braunrosabeige. Sie dachte, sie lag genauso da, wie sie sich hingelegt hatte. Lang ausgestreckt auf dem Rücken und den linken Arm gerade neben dem Körper, damit die Infusionskanüle nicht einschnitt.
Sie hatte geschlafen. Sie hatte lang geschlafen. Die Uhr an der Wand vorne. Eine große Uhr und ein leises Ticken. Die ganze Zeit in leises Ticken zerteilt. Die Uhr war aber tröstlich gewesen. Beim Warten auf das Abgeholtwerden. Sie hatte dem Zeiger zugesehen und hatte sich mit allen verbunden gefühlt, die je einem Uhrzeiger so zugesehen hatten. In Erwartung eines Eingriffs. Sie müsse sich keine Sorgen
Weitere Kostenlose Bücher