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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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Interessantes dabei ist, melden sich die Jungs. Aber die hab ich im Griff. Du, ich muss jetzt Schluss machen, die Polizei tanzt gleich bei mir an.«
    »Was?!«
    »Kein Stress. Die kommen wegen irgendeiner toten Frau. Ich meld mich.«
    CHARAKTERKOPF
    Mader und Hummel saßen in cremefarbenen Klubsesseln, auf einem futuristischen Glastisch zwischen ihnen eine Orchidee in Rosé und zwei Tassen grüner Tee. Sehr feines Porzellan, fast durchsichtig.
    Hummel betrachtete das abstrakte Bild an der Wand. »Sieht aus wie ein Rothko«, sagte er. Mader verzog keine Miene. Hummel kratzte sich am Kinn. Das Ambiente hier war zu edel für einen Kunstdruck. Es gab so vieles in München, wovon er keine Ahnung hatte. Wie heute Vormittag, als er mit Dosi bei Winter Models in der Leo­pold­straße war, der Agentur der Schönen Münchnerin . Ein super­moder­nes Loft an der Münchner Freihei t. Si cht­beton, Stahl, Glas. Überall Kleider in grellen Farben, Unterwäsche, Bademode, Schuhe, dazwischen Schmink­koffer, Scheinwerfer, Kabelrollen. Kreatives Chaos.
    Christiane Winter, die Agenturchefin, hatte die schlechte Nachricht schon am Telefon erfahren und war dementsprechend gefasst gewesen. Hummels erster Gedanke war: ›So eine schöne Frau!‹ Und nach ein paar Fragen, die sie kühl und sachlich beantwortet hatte, war sein zweiter Gedanke: ›Und eine beinharte Geschäftsfrau.‹ Musste sie wohl sein bei dem großen Laden. Viel Hilfreiches zu Veronika Saller hatten sie in der Agentur allerdings nicht erfahren.
    Nun also ein weiterer Ort weit jenseits ihres täglichen Erfahrungshorizonts: die Praxis eines renommierten Beauty- und Anti-Aging-Arztes.
    »Meine Herren, Dr. Grasser kann Sie jetzt empfangen«, teilte ihnen die Sprechstundenhilfe endlich mit. Die mit­tel­alter­liche Dame mit unverbindlichem Be­ton­lächeln und strengem Kostüm in Dunkelgrün sah nicht wie eine Arzthelferin aus, eher wie eine Societylady, die ausschließlich in der Maximilianstraße einkauft. Miss Gucci führte sie in Dr. Grassers Büro. Büro? Nein, Kirchenschiff. Der weitläufige Raum hatte eine sakrale Atmosphäre, die späte Nachmittagssonne fiel in einem scharfen Block auf das glänzende Fischgrätparkett, den Mittelgang zum Altar, einem ausladenden Schreibtisch aus Wurzelholz. Dahinter: Dr. Jochen Grasser, dessen Haarkranz an gebräunter Glatze in der Sonne leuchtete wie ein Heiligenschein.
    Er war bereit, mit ihnen die Kommunion zu feiern, und goss sich gerade ein Glas Wasser ein. Er stellte die Karaffe ab und lächelte gütigst: »Guten Tag, die Herren, darf ich Ihnen einen Schluck anbieten?«
    »Danke, wir sind versorgt«, sagte Mader und hob die Teetasse.
    Grasser hielt sein Wasserglas gegen das Sonnenlich t. » Isar Aqua. Grandioser Name, nicht wahr? Ein Bekannter von mir hat sich das ausgedacht. Fantastische Mar­ke­ting­idee. Alster Aqua in Hamburg, Düssel Aqua in …, na ja, das kann man sich ja denken. Ich bin nämlich fürs Regionale. Die Quelle für das Wässerchen hier ist bei Wolfratshausen. Bessere Werte als dieses französische Zeug. Ja, was bringt uns vulkansteingefiltertes Wasser, wenn es dann in Plastikflaschen abgefüllt wird? Die Weichmacher verkleben unsere Zellen, machen uns dumm, impotent, alt. Alles Dinge, die wir nicht wollen. Wasser ist das Geheimnis unserer Jugend. In aqua veritas . Aber jetzt setzen Sie sich doch! Sie wollen mit mir sicher nicht übers Wasser … äh, sprechen.« Er lächelte gütig. »Frau Raçak sagte, dass es um eine tote Frau geht?«
    »So ist es«, sagte Mader. »Sie machen Schönheitsoperationen?«
    »In der Tat. Aber warum dieser Unterton? Ja, ich mache auch plastische Chirurgie. Ab und zu. Aber ich helfe den Menschen vor allem, von innen jung zu bleiben – oder es wieder zu werden. Gesunde Ernährung, posi­tive Lebenseinstellung, Sport, viel Wasser.« Er hob das Glas und trank einen großen Schluck.
    »Was ist Ihr häufigster Eingriff?«, fragte Hummel.
    »Falten, Gesichtshaut straffen, Ohren anlegen, bei Frauen natürlich oft die Brüste.«
    »Nase nicht?«
    »Früher einmal. Jetzt fast gar nicht mehr.«
    »Warum?«
    »Weil ich reifer bin.« Dr. Grasser lächelte breit und legte den rechten Zeigefinger an seine Nasenspitze. »Was sehen Sie?«
    »Eine Nase?«, riet Hummel.
    »Ja, eine Nase. Und keine kleine. Einen Zinken, wie man in Bayern sagt. Und wegen des Zinkens kommen die Frauen zu mir. Weil sie sehen: Das ist ein Charakterkopf! Dem geht es nicht um oberflächliche Schönheit, sondern

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