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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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PROLOG
    Nebraska Staatsgefängnis
Lincoln, Nebraska,
Mittwoch, 17. Juli
    „Segne mich, Vater, denn ich habe gesündigt.“ Ronald Jeffreys rauer Singsang ließ die Formulierung der Beichte eher wie eine Herausforderung klingen.
    Pater Stephen Francis starrte auf Jeffreys’ Hände, gebannt von den breiten Knöcheln, den gedrungenen Fingern und den abgekauten Nägeln. Die Finger drehten - nein, strangulierten - die Enden seines blauen Anstaltshemdes. Der alte Priester stellte sich vor, wie diese Finger zupackten, drückten und das Leben aus dem kleinen Bobby Wilson würgten.
    „Fängt man so an?“
    Jeffreys’ Stimme erschreckte den Geistlichen. „So war es gut“ , bestätigte er rasch.
    Seine schweißnasse Hand klebte an der in Leder gebundenen Bibel. Der Kragen war ihm plötzlich zu eng. In der Beobachtungskammer für die Zeugen der Vollstreckung war nicht genügend Luft für sie beide. Graue Betonwände schlössen sie ein, unterbrochen nur von einer winzigen Fensteröffnung, hinter der schwarze Nacht lag. Der durchdringende Geruch nach grünem Pfeffer und Zwiebeln ekelte den alten Priester. Er blickte auf die Reste von Jeffreys’ Henkersmahlzeit, verstreute Pizzakruste und Pfützen klebriger Cola. Eine Fliege summte über Krumen, die einmal zu einem Käsekuchen gehört hatten.
    „Was jetzt?“ fragte Jeffreys und wartete auf Anweisungen.
    Pater Francis konnte nicht mehr denken, nicht unter Jeffreys’ starrem Blick, nicht bei der lärmenden Menge draußen vor dem Gefängnis und unten auf dem Parkplatz. Je näher Mitternachtrückte, je mehr Wirkung der Alkohol zeigte, desto lauter dröhnten die Sprechchöre. Es war ein rüdes Lärmen, eine morbide Verbrüderungsparty im Freien. „Schmore, Jeffreys, schmore!“ immer wieder, wie ein Kinderreim, wie Anfeuerungsgesänge, melodisch, ansteckend, krank und Angst einflößend.
    Jeffreys schien gegen den Lärm immun zu sein. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich noch weiß, wie das geht. Was kommt jetzt?“
    Ja, was kam jetzt? Pater Francis war völlig leer im Kopf. Fünfzig Jahre hatte er die Beichte abgenommen, und nun war sein Kopf leer. „Deine Sünden“ , presste er hervor, da ihm die Kehle wie zugeschnürt war. „Beichte mir deine Sünden.“
    Jetzt war es Jeffreys, der zögerte. Er glättete den Saum seines Hemdes, wickelte sich einen Faden um den Zeigefinger und zog so fest, dass die Fingerkuppe dunkelrot anlief. Der Priester warf einen Blick auf den Mann, der zusammengesunken auf dem Stuhl mit der hohen Rückenlehne saß. Er war nicht mehr derselbe wie auf den körnigen Zeitungsfotos oder in den kurzen Fernseheinblendungen. Haare und Bart geschoren, wirkte Jeffreys nackt, eher schüchtern und jünger als sechsundzwanzig. In den sechs Jahren im Todestrakt hatte er Gewicht zugelegt, trotzdem wirkte er noch jungenhaft. Plötzlich machte es Pater Francis traurig, dass dieses glatte Gesicht niemals Runzeln oder Lachfalten bekommen würde. Doch dann blickte Jeffreys auf und musterte ihn mit kalten blauen Augen, eisig blau, wie Glas - scharfes Glas -, leer und transparent. Ja, so sah das Böse aus. Der Priester senkte den Blick und wandte den Kopf ab. „Beichte mir deine Sünden“ , wiederholte er, enttäuscht über das Zittern seiner Stimme. Er konnte nicht atmen. Hatte Jeffreys absichtlich alle Luft aus dem Raum gesogen? Er räusperte sich und fügte hinzu: „Die Sünden, die du aufrichtig bereust.“
    Jeffreys sah ihn unverwandt an und stieß plötzlich ein bellendes Lachen aus. Pater Francis zuckte zusammen, und Jeffreys lachte noch lauter. Verunsichert schloss der Priester die Finger fester um die Bibel, während er Jeffreys’ Hände beobachtete. Warum hatte er nur darauf bestanden, dass der Wachmann die Handschellen entfernte? Selbst Gott konnte die Dummen nicht retten. Schweißtropfen rannen Pater Francis den Rücken hinab. Er dachte daran zu fliehen, sich in Sicherheit zu bringen, ehe Jeffreys erkannte, dass ihn ein zusätzlicher Mord auch nicht mehr kosten würde. Doch die Tür war von außen verschlossen.
    Das Lachen hörte so unvermutet auf, wie es begonnen hatte. Stille. „Sie sind wie alle anderen.“ Die mit tiefer, gutturaler Stimme vorgetragene Anschuldigung kam eiskalt aus seinem Inneren. Und doch lächelte Jeffreys, wobei er kleine scharfe Zähne zeigte, die Schneidezähne länger als der Rest. „Sie erwarten von mir, dass ich etwas gestehe, was ich nicht getan habe.“ Mit beiden Händen riss er langsam sein Hemd von unten ein, sodass

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