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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ein Spiel spielte sie? Sie war eine vollendete Schauspielerin, mit ihrer frischen ländlichen Art und ihrer unverhohlenen Sexualität. Er hatte auf eine Einladung für heute Nacht gewartet, hatte eigentlich damit gerechnet, seine »Belohnung« zu bekommen, weil er blieb und ihr half.
    Stattdessen hatte sie ihm strahlend eine gute Nacht gewünscht und einem verwirrten Pearson befohlen, um Schlag sieben Uhr das Frühstück fertig zu haben.
    Simon wusste nicht viel von den Lebensgewohnheiten einer Mätresse, aber er hatte sich die Damen als faules Pack vorgestellt, das die Tage verschlief, bis abends die Galane kamen.
    Das Haus knarrte einen mitternächtlichen Protest. Er hatte in den letzten paar Stunden mit Ausnahme der Dienstbotenquartiere jeden Zentimeter abgesucht. Aber bis auf ein paar belastende Widmungen in den Büchern, die sich in seinem eigenen Zimmer befanden – »Für James, meinen lieben Intriganten, in Liebe, A.« –, hatte er bis jetzt nichts Brauchbares gefunden.
    Agatha rutschte rastlos unter der Decke herum, und Simon trat in den Schatten zurück. Er war hier fertig, und er musste sich noch um vieles kümmern, bevor er eine Woche lang in diesem Haus bleiben konnte. Er musste gehen.
    In diesem Zimmer gab es nichts, was für ihn von Interesse wäre. Nichts außer der Frau im Bett. Sie war ein Rätsel, das ihn schnell in Bann geschlagen hatte.
    Während er sich so lautlos, wie er gekommen war, hinausschlich, überlegte er, dass er ihren Zopf vermutlich besser nicht gelöst hätte, um ihr Haar zu fühlen. Er hätte sich auch nicht so tief über sie beugen sollen, während sie schlief, weil ihr Duft ihn anzog.
    Die Straßen von London schliefen niemals wirklich, zumindest nicht in Simons Gegend der Stadt. Simon eilte über das Kopfsteinpflaster und nutzte zur Tarnung die Schatten, ohne sich dabei herumzudrücken. Er sog das feuchte, rußige Aroma der Stadt ein, über dem ein Hauch von schmutzigem Themsewasser lag.
    Nach dem frischen Blumenduft des Hauses am Carriage Square schien der Geruch der Stadt ihm zwar vertraut wie das eigene Gesicht, doch nicht halb so einladend.
    Dieser Teil der Stadt war weder besonders gut noch besonders schlecht. Eine bunte Mischung aus aufstrebenden Geschäften und Lokalen. Londoner aus allen Schichten trafen hier wie nirgendwo sonst aufeinander. Tagsüber ging der Gentleman neben dem Bettler einher, und die Dame kreuzte, ohne es zu wissen, den Weg der Dirne.
    Weder heruntergekommen noch dekadent, war es die perfekte Gegend für den Liar’s Club, der bei Tag ein Herren-Club mit nicht allzu exquisitem Ruf war und bei Nacht das Hauptquartier von Englands bestem – wenn auch irregulärem – Spionagekorps.
    Simon wurde langsamer, die Stiefel klickten leise über das Kopfsteinpflaster. Er ließ gelassen eine Karre vorbeirattern, dann duckte er sich schnell in einen Durchgang. Er wartete einen Moment, horchte auf Fußgänger und gewöhnte seine Augen an die Dunkelheit. Das Licht der Straßenlampen erreichte das Dunkel nicht, doch Simon brauchte kein Licht, um den Weg zu finden.
    Der Durchgang bog scharf ab, aber Simon nahm die Biegung automatisch. Dann blieb er stehen, tastete die Wand vor sich ab und gab einen leisen zufriedenen Laut von sich, als seine Hand das kalte Eisen berührte.
    Mit routinierter Leichtigkeit kletterte er die rostige Leiter hinauf, die zwischen zwei fensterlosen Ziegelwänden positioniert war.
    Die Leiter führte nach nirgendwo. Das raue Eisen hatte abgesägte Enden und ließ den Kletterer auf halber Höhe an der Wand stehen, wo es nirgendwohin ging, nur wieder nach unten.
    Es sei denn man wusste, dass man sich auf die oberste Stufe stellen und auf den schmalen Sims springen musste, der die gegenüberliegende Wand entlanglief. Es gab auch Handgriffe, wenn man wusste, wo man zu suchen hatte.
    Simon musste nicht suchen, er hatte den Weg die letzten paar Jahre hunderte Male gemacht, bei nassem und trockenem Wetter, in schwärzester Nacht und bei hellem Tageslicht.
    Sobald man auf dem Sims hockte und sich an die beinahe unsichtbaren Griffmulden klammerte, die in die Ziegel gemeißelt waren, war es nur noch ein kurzes Stück den Sims entlang, bis man ein schwer verriegeltes Fenster erreichte, das Simon von den Knien bis über den Kopf reichte.
    Die Riegel waren mit einem massiven Schloss und einer dicken Eisenkette zusammengesperrt, die gut zu den Londoner Docks gepasst hätte. Simon ignorierte beides und betätigte einen kleinen Hebel, der in der oberen

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