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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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rechten Fensterecke versteckt war.
    Mit einem kräftigen Klicken und dem Flüstern gut geölter Scharniere war Simon durch das Fenster und drin. Er befand sich in einem über der Küche liegenden Lagerraum, sicherte das Fenster und klopfte sich die Hände ab.
    Nur ein ganz normaler Gang ins Büro.

Kapitel 4
    Ein paar kurze Stunden später ging Simon gähnend an dem kleinen Dienstmädchen vorüber, das in frühmorgendlichen Dienstmädchengeschäften den Gang entlangeilte. Nellie lächelte ihn fröhlich an und kicherte frech.
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber Simon war entschlossen, Agatha das Kommando nicht alleine zu überlassen. Wenn sie sieben sagte, dann war er um sechs beim Frühstück. Er stieß die Tür zum Frühstückszimmer auf, kämpfte gegen das nächste Gähnen und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Guten Morgen, Mr Applequist. Haben Sie gut geschlafen?« Mrs Applequist saß fertig angezogen im gelb tapezierten Frühstückszimmer am Tisch, schnitt ein Stück von einem Toastdreieck ab und kaute zierlich.
    Simon fasste es nicht. Sie war vergnügt wie ein Vögelchen, das vor der Morgendämmerung in einem Garten nach Würmern grub. Er unterdrückte mit eisernem Willen ein Gähnen und nickte kurz.
    »Und selbst?«, fragte er, wie sie es gestern mit ihm geübt hatte.
    Ihre Augen weiteten sich hingerissen ob der perfekt modulierten Worte. Simon spürte einen kleinen Anflug von lächerlichem Stolz. Natürlich sprach er gut. Das tat er schon immer. Nun, nicht immer, aber seit Jahren. Warum hätte ihm ihr Beifall etwas bedeuten sollen?
    Der schlaksige Diener verließ den Raum, und Mrs Applequist seufzte sichtbar erleichtert.
    »Sie dürfen ganz ungeniert sein, Mr Rain.«
    Simon warf ihr nur einen finsteren Blick zu, häufte sich am Sideboard seinen Teller voll und setzte sich ihr gegenüber an den heiteren Tisch mit dem hellen Steingutgeschirr. Die Köchin der Lady war besser als seine eigene, entschied er beim Kauen.
    Er beobachtete sie verstohlen, während sie schweigend aßen. Die Sonne schien mittlerweile ins Zimmer und überzog ihr Haar mit einem rötlichen Schimmer. Komisch. Er hatte ihr Haar für absolut schwarz gehalten, nicht für tiefbraun wie Ebenholz.
    Braunes Haar, braune Augen. Wirklich ganz normal.
    Nur dass sie nicht normal war, oder? In seine Überlegungen schlich sich ein Verdacht ein. Welch perfektere Tarnung hätte es für eine Frau gegeben, als völlig normal zu sein? Die Menschen nahmen das Normale nicht zur Kenntnis.
    Sie würden sie einfach übersehen, weil das Exotische, das Extravagante sie anzog. Genau wie seine Schornsteinfeger-Verkleidung, so alltäglich, dass sie unsichtbar war.
    Die Zeitung, in der sie las, raschelte in ihren Fingern, und sie keuchte aufgeregt.
    »Was is los?«, fragte er.
    »Lesen Sie das!« Sie schob die Zeitung halb über die Tischplatte aus Mahagoni, dann stockte sie. Er schaute auf. Sie beäugte ihn zögerlich.
    »Was?«
    »Sie… Sie können doch lesen, oder?«
    Simon hätte sich beinahe knurrend die Zeitung geschnappt, doch dann entschied er, dass sein Kaminkehrer genauso gut Analphabet sein konnte. Er lehnte sich einfach zurück, gab keine Antwort und besah sich, während Agatha ihm vorlas, die Zeitung.
    Es war keine richtige Zeitung, mehr ein Klatschblatt voller Tratschgeschichten über »Lady B…« und »Lord F…« über Eheschließungen, Ballkleider und Spione…
    Spione.
Oh, nein. Nicht schon wieder.
    »Die ›Voice of Society‹ fragt sich, warum in letzter Zeit keine neuen Gerüchte über Englands größten Spionagehelden zu hören sind. Auch wenn er das bestgehütete Geheimnis der Krone ist, weiß die ›Voice of Society‹ doch, dass er vor nicht allzu langer Zeit durch sein rasches Vorgehen gegen Wagen, die mit Kanonenkugeln und Schwarzpulver beladen waren, einen breit angelegten Angriff auf die Söhne Englands verhindert hat. Im Dunkel der Nacht ist er hinter die feindlichen Linien gekrochen und hat bei diesem selbstmörderischen Unternehmen Leben und Gliedmaßen riskiert, um die kriegerischen Waffen zu zerstören, die Napoleon gegen unsere Söhne und Brüder richtet.«
    Simon hatte all das oder Ähnliches schon früher gehört. Die Arbeit seiner Geheimorganisation, wie man sie der Öffentlichkeit präsentierte. Doch außer ihm kannte nur ein einziger Mann die Fakten. Simons Hand zuckte vor Wut.
    Seine Rache musste warten. Simon zügelte seinen Zorn und richtete den Blick wieder auf Agatha. Sie las weiter, die Lobeshymnen wurden immer

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