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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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unschuldig neben ihr stand und die Frau in der Latzhose fixierte?
    Ellen piekste mich mit einem Finger in die Seite. »Du kannst einem manchmal richtig Angst machen. Was ist denn? Kennst du die Frau? Ist was mit ihr nicht in Ordnung?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war dreißig Jahre alt. Wer würde mir glauben? Glaubte ich selber, was gerade geschehen war? Tatsache war jedenfalls, dass ich jetzt den Durchgang zum Cafébereich nicht aus den Augen ließ. Dorthin war sie verschwunden.
    Mit einem Mal war nichts mehr wie vorher. Ich fühlte, wie mein Herz in meiner Brust schlug, stark und rascher als normal. Ellens Blick irritierte mich. Ich wollte allein sein. Allein sein, um hinüberzugehen und … Und dann? Sie wie zu meinen besten Szenezeiten anzuquatschen? Ihr eine Cola anzubieten oder meine Telefonnummer?
    Wie abgeschmackt das alles war. Ich hatte das hinter mir gelassen. Es war nicht mehr meine Welt. Aber vielleicht war es ja ihre? Vielleicht mochte sie diese ihr noch fremde Welt und trug ihr Rechenschaft, indem sie lässig ihre weite Marlene-Dietrich-Hose auf den Hüften trug und unter ihrem knapp sitzenden T-Shirt mit V-Ausschnitt immer mal wieder Haut blitzen ließ. Vielleicht wollte sie Teil dieser neuen, spannenden Welt sein, so wie sie das Glas hielt, wie sie ging, sich der neugierigen Augen ringsherum wohl bewusst. Augen, die taxierten, prüften, abwägten. Ich kannte das alles so gut, viele Jahre. Ich war müde davon. Warum musste ich ihr hier begegnen?
    »Was ist das Leben, wenn man Herausforderungen nicht sieht und annimmt?«, wandte ich mich abrupt an meine beiden Freundinnen.
    Jackie riss sich mühsam vom Anblick ihrer »Traumfrau« los. Meine Stimme rüttelte sie wach, und sie sah mich fragend an.
    »Von welchen Herausforderungen sprichst du?«, tastete Ellen sich vorsichtig heran.
    »Von denen, die dein Leben verändern können. Nicht, weil es um Sieg oder Niederlage geht. Es geht darum, ob man die Herausforderung erkennt und ob man bereit ist, für sie über den eigenen Schatten zu springen«, erklärte ich.
    Ellen und Jackie tauschten einen beunruhigten Blick, der von recht viel empfundener Qual sprach, die sie durch meine Person schon erlitten haben mussten.
    »Das klingt nicht so, als könnten wir darüber ausgerechnet hier und heute diskutieren«, wagte Ellen vorsichtig anzumelden, denn sie sah in meinem Gesicht das Flammen der Notwendigkeit.
    »Also ehrlich, Michelin, jetzt lass uns doch wenigstens einen Abend ohne tiefschürfende Erkenntnisse verbringen. Morgen kannst du dann wieder Wunder im Alltag suchen, okay?« Jackie schielte zur Säule, wo die Latzhosen-Dame immer noch stand.
    Ich erinnerte mich einer schmerzlichen Situation. Es war kurz nach unserer Trennung: Ellen stand mir mit gerötetem Gesicht gegenüber, bereit, mich zu verletzen, wie es leider oft in solchen Situationen geschah. ›Du bist der endgültigste Mensch, den ich kenne‹, hatte sie zu mir gesagt. ›Wenn du dich für etwas entscheidest, steht es fest. Und du denkst nicht mal darüber nach. Alles kommt aus dem Bauch. Nichts wird überlegt. Deine Liebeserklärung ist ein unumstößliches Urteil.‹ Ich war ihr damals dankbar, dass sie nicht ›Todesurteil‹ daraus gemacht hatte. Denn Ellen hatte mich aufgrund bedrückender Enge verlassen.
    Aber sie hatte recht. Ich bin ein solcher Mensch, der Entschlüsse fasst, wie andere an der Bude Schaschlik oder aber Currywurst bestellen. Sie entscheiden auch aus dem Bauch heraus und mit Endgültigkeit. In diesem Augenblick, mitten in einer Schwofnacht, stand für mich fest, dass etwas geschehen war, was nicht rückgängig zu machen war.
    »Ich habe mich verliebt«, sagte ich, möglichst sachlich. Jackie entfuhr ein hysterisches Kreischen, während Ellens Augen sich vor blankem Erstaunen rundeten. »Ich glaube, ich sollte ihr nachgehen. Oder was meint ihr? Das Café hat auch einen Ausgang zur Straße. Sie könnte einfach verschwinden …«
    »Du machst einen Witz!«, stellte Ellen entsetzt fest und lachte kurz, wenig von sich selber überzeugt. »Du nimmst uns auf den Arm, Michelin! Hör sofort auf damit!«
    »Nein, sie meint es ernst!« Jackie jubelte und schlug mir auf die Schulter. »Von wegen Sandstrand! Von wegen Waldlichtung! Es hat sie auf dem Schwof erwischt! Ist das die Möglichkeit!?«
    »Quatsch!«, entgegnete Ellen fest. »Keine vernünftige Frau verliebt sich innerhalb von drei Sekunden, nur weil sie ein Sahneschnittchen von weitem sieht.«
    »Wie profan! Wie durch und

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