Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schottische Lady

Die schottische Lady

Titel: Die schottische Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
würde der neue Laird Douglas in Schottland eintreffen. Wollte er, unterstützt von rachsüchtigen Indianern, die Wahrheit über den Tod seines Bruders herausfinden?
    Und wie sah die Wahrheit aus?
    Diese Frage quälte Shawna seit fünf Jahren. Und jetzt, da sie von Andrews Ankunft erfahren hatte, kehrten die Alpträume zurück.
    Weil sie David in den Tod gelockt- hatte. O Gott, nicht vorsätzlich ...
    So sehr sie sich auch manchmal über ihre Familie ärgerte, sie liebte sie alle. Gawain, Lowell, Alaric, Aidan - und Alistair. Ganz besonders Alistair. Sie waren ungefähr im gleichen Alter und immer Freunde gewesen. Aber nicht einmal um seinetwillen hätte sie David ein Leid angetan. Ihr Vetter hatte nur etwas Zeit gebraucht. Und dazu wollte sie ihm verhelfen. Doch es war die Zeit, der sie letzten Endes in die Falle ging. Wie grausam schlug das Schicksal zu ... Wenigstens hatte sie eine Lehre aus jener Tragödie gezogen. Nie wieder würde sie sich so leichtgläubig auf gefährliche Pläne einlassen. Die Alpträume jedoch würden sie niemals verschonen.
    Plötzlich wollte sie den dicken Festungsmauern entrinnen. Das Mondlicht, das sich im See spiegelte, schien ihr lockend zu winken. Kurz entschlossen nahm sie den weißen Fransenschal vom Wandhaken neben der Tür und schlang ihn um ihre Schultern. Dann schlich sie auf bloßen Füßen aus dem Zimmer.
    Das ist Wahnsinn, dachte sie. Wie ein Geist laufe ich zum mondhellen Wasser nach Mitternacht. Doch der Vergangenheit, der Zukunft und den bösen Träumen kann ich nicht entfliehen.
    Trotzdem - sie musste ins Freie. Sie rannte die Treppe hinunter zur großen, menschenleeren Halle von Castle Rock. Auf der letzten Stufe blieb sie stehen und schaute sich um. Ein massiver Tisch in der Mitte, zwischen reichgeschnitzten Stühlen, einige Sessel am Kamin, der die halbe Wand am anderen Ende einnahm, Mauern aus uralten Steinen. Welche Dämonen mochten in den dunklen Winkeln lauern? Rasch verdrängte sie diesen fantasievollen Gedanken. Nein, die Halle barg einfach nur die nächtliche Stille.
    Shawna öffnete das schwere Tor, eilte durch den Hof, den grasbewachsenen Hang hinab, zum Ufer des Sees, wo die Druidensteine emporragten.
     

Kapitel 2
     
    Obwohl die Nebelwolken aufwallten, leuchtete das Licht des Mondes über den zerklüfteten Klippen, den Bergen und Tälern. Sanft schimmerten die Wellen des Sees. Für eine- Novembernacht im Hochland war die Luft erstaunlich warm.
    Der Mann stieg aus dem Wasser, nackt wie die Felsen ringsum, genauso unnachgiebig. In dieser Wildnis war er aufgewachsen, und er entstammte einem Volk, das jahrhundertelang verbissen um sein Land gekämpft hatte, das gewonnen und verloren und sich sein Ehrgefühl, sein Freiheitsbedürfnis bis zum heutigen Tag bewahrt hatte.
    Wie so vielen anderen war es ihm gelungen, die heimtückischen Pläne seiner Gegner zu überleben und zurückzukehren, stärker denn je - und viel wachsamer.
    Da stand er nun, der Laird seiner Ländereien. Vorerst wusste es niemand.
    Er schüttelte sein nasses, langes dunkles Haar. Trotz des müden Klimas fröstelte er plötzlich und sehnte sich nach seinen Kleidern. Aber er hielt inne und hob den Kopf. Nicht die Kälte störte ihn. Irgendetwas regte sich in der Nacht ...
    Von der Stelle aus, wo er ans Ufer gestiegen war, überblickte er einen Großteil seines Landes. Zur Rechten auf dem höchsten Felsen, erhob sich Castle Rock, zur Linken Castle MacGinnis, zwei alte Schlösser, in einer Zeit errichtet, in der die Hochland-Lairds beschlossen hatten, die normannische Architektur zu übernehmen und deren Vorzüge zu nutzen. Als William der Eroberer England unterworfen und begehrlich nach Schottland gespäht hatte, waren fachkundige normannische Steinmetze von den Lairds gefangengehalten und gezwungen worden, uneinnehmbare Festungen zu erbauen. Im Lauf der langwierigen Religionskriege entstanden Geheimgänge und Schlupfwinkel, in denen sich die Jakobitenpriester versteckten. Aber man hatte es versäumt, die Burgen mit modernem Komfort auszustatten. Castle Rock gehörte ihm. Sie war die ältere der beiden Trutzburgen, überragte Castle MacGinnis und war umgeben von größeren Ländereien.
    Und nun war er zurückgekommen, um sein Eigentum zu beanspruchen. Sein Blick wanderte zur Ruine des alten Stalls, und in seiner Seele loderte ein Feuer, so heiß wie das Inferno, das in jener Nacht vor fünf langen Jahren getobt hatte.
    In seiner Fantasie sah er die Flammen. Und er sah sie, das ebenholzschwarze

Weitere Kostenlose Bücher