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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Abständen rief Stephan das Wort „Damenwahl“ in die Manege, worauf sich jedes mal zur allgemeinen Belustigung der Clown auf den Maharadscha stürzte.
    „Schaut euch die Böcklmeier an! Was die nur an Dampfwalze findet?“ wunderte sich Sonja.
    „Dick und dick tanzt am besten“, sagte Beatrix, die Hexe. Wie sich das gehört, gab es auch eine Ehrenrunde für den Rex und Fräulein Doktor Horn. Die Band passte sich den tänzerischen Fähigkeiten der Leiterin an und spielte einen Walzer. Fräulein Doktor Horn ließ es sich nicht nehmen, der Kapelle persönlich zu danken.
    „Das habt ihr fein gemacht! Es spricht für euch, dass ihr auch Walzer spielen und nicht nur diese seltsamen Geräusche abgeben könnt. Vielen Dank.“ Und sie gab jedem die Hand. Als die Reihe an Stephan kam, hielt sie inne. „Du hast ja einen Rock an, Junge! Wen soll das denn darstellen?“
    Nur noch Stephans Kopf schaute hinter der Gitarre hervor. Er lächelte verlegen, während Ritter und Mädchen sich um das Podium drängten. Es hatte ja so kommen müssen. Der Rex stand neben Fräulein Doktor Horn und zwinkerte Stephan zu, als wolle er sagen: Denk dran, was ich dir eingeschärft habe!
    „Nun?“ sagte Fräulein Doktor Horn. „Ich habe dich etwas gefragt.“
    Es war mucksmäuschenstill im Saal.
    „Wir haben uns als Geschwister verkleidet“, sagte Stephan und winkte Ottokar zu sich.
    Fräulein Doktor Horns Augen wanderten zwischen beiden hin und her, flink wie beim Tischtennis. Auch der Rex spielte mit, trat von einem Fuß auf den andern und sagte scheinbar nachdenklich:
    „Ich habe mir auch schon überlegt, was dieser Aufzug bedeuten soll. Ich glaube, die beiden haben sich als Graf Schreckenstein und seine Schwester kostümiert.“
    Streng sah Fräulein Doktor Horn den Rex von der Seite an. „Ich kann das nicht sonderlich geschmackvoll finden, Direktor Meyer!“
    Die Mädchen kicherten. Sie kannten Fräulein Doktor Horns Schwäche für Adelige.
    Ohne ihren strafenden Blick zu mildern, fuhr die Leiterin fort: „Dass der eine Junge sich als Graf kostümiert, mag noch angehen, dass aber der andere die Gräfin in dieser Weise verunglimpft, geht zu weit. Die Gräfin ist eine Dame und keine komische Figur.“
    Stephan tat es leid, dass er den Rex in diese peinliche Lage gebracht hatte. Da fiel ihm eine Antwort ein, der er nicht widerstehen konnte.
    „Oh, doch“, sagte er, „die ist schon komisch. Sehr komisch sogar!“
    Für ein paar Sekunden war es still. Dann wurden merkwürdige Geräusche laut. Sonja, die Fräulein Doktor Horn unmittelbar gegenüberstand, biss in ihr Netz, Hans-Jürgen fiel etwas aus der Nase und der Rex musste husten. Ritter und Mädchen hielten sich den Mund zu, bissen die Zähne zusammen, krümmten sich, fuchtelten mit den Armen und verdeckten ihre Gesichter. Nur das Schlossgespenst behielt die Ruhe. Vielleicht schien es auch nur so, weil von ihm nichts zu sehen war. Jedenfalls tat es das einzig Richtige: Es griff in die Tasten und spielte weiter.
    Gleich darauf fielen die anderen Musikanten ein. Stephan widmete sich mit großer Damenhaftigkeit seiner Gitarre, die Masken tanzten wieder, der Rex brachte Fräulein Doktor Horn in ihre Loge zurück.
    „Mein lieber Schwan!“ sagte eine Fledermaus. Es war Mücke. Hexe Beatrix, die auf dem Klavier saß, ließ den Balg des Akkordeons stöhnen.
    „Hier werdet ihr so schnell nicht mehr empfangen, fürchte ich.“ Stephan lachte zu ihr hinauf.
    „Wir wundern uns sowieso, dass wir überhaupt hier sind.“
    „Das lass dir von Sonja erklären!“ rief Beatrix schnell. Sprechen beim Musizieren ist nicht jedermanns Sache. Sonja erzählte. Ihr Bericht machte Fräulein Doktor Horns Entrüstung erst verständlich. „Die Idee stammt von Ingrid und Beatrix! Sie haben mich eingeweiht, damit ich bei Fräulein Doktor Horn gut Wetter mache!“
    „Und wie ist dir das gelungen?“ fragte Stephan. Er und Ottokar durften du zu ihr sagen, obwohl sie Lehrerin war. Das hing mit ihrer ersten Begegnung zusammen. Damals in Neustadt. Sonja lachte.
    „Ganz einfach. Über ihren Adelstick. Ich sagte, Mauersäge — pardon, als ernst zu nehmende Lehrerin meine ich natürlich Graf Schreckenstein — plane ein Faschingsfest drüben, bei euch auf der Burg. Mit uns. Aber nur, wenn es nicht zu kalt sei. Der Rittersaal habe nur zwei offene Kamine. Da schlug sie die Hände zusammen und flötete in den höchsten Tönen: ,Wie rücksichtsvoll, nein, wie rücksichtsvoll! Der Graf ist eben noch Kavalier!’

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