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Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Titel: Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Faith
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1. KAPITEL
    Gemächlich fuhr der voll besetzte Bus durch die mexikanische Berglandschaft. In jedem noch so kleinen Dorf gab es einen Zwischenstopp.
    Julie Fleming genoss die langsame Fahrt. Sie hatte keine Eile und blickte voller Begeisterung aus dem Fenster. Sie konnte sich kaum satt sehen an dem üppigen Farbenspiel der Natur. Nach neun Stunden hatte der Bus sein Ziel erreicht: Patzcuaro. Hier würde Julie in der nächsten Zeit arbeiten. Professor Melendez, der Leiter einer Sprachenschule, an der sie seit zwei Jahren Englisch unterrichtete, hatte ihr diesen Ferienjob vermittelt.
    „Sie erhalten ein fantastisches Honorar“, hatte er begeistert erzählt. „Ich habe Sie empfohlen, weil Sie eine meiner besten Englischlehrerinnen sind.“
    Julies künftiger Arbeitgeber war Rafael Vega, ein reicher Südamerikaner. Sie sollte seinem sieben Jahre alten Sohn Englischunterricht erteilen, weil er nächstes Jahr in den USA eingeschult wurde. Drei Monate lang würde sie den Jungen unterrichten und in dieser Zeit auf dem Anwesen der Familie in Janitzio wohnen.
    „Wo liegt das?“, hatte Julie Professor Melendez gefragt.
    „Janitzio ist eine kleine Insel im Patzcuaro-See. Es ist bestimmt interessant, die Ferien einmal so zu verbringen. Sie haben sicher schon von Rafael Vega gehört, oder?“
    „Nein, der Name sagt mir nichts.“
    „Vega ist ein bekannter Bildhauer, in Lateinamerika ist er sogar berühmt. Vor zwei Jahren hat er in NewYork ausgestellt, davor in Paris und Madrid. Seit dem Tod seiner Frau vor einem Jahr ist es jedoch still um ihn geworden. Angeblich verlässt er die Insel nur selten.“
    Der Professor griff nach einer würzigen kubanischen Zigarre und zündete sie an.„Seine Frau, Margarita Villa real, war Schauspielerin, als sie Vega kennenlernte. Sie war eine Schönheit. Man erzählt sich, dass Vega sie angebetet habe. Ihr Tod soll ihn in eine tiefe Krise gestürzt haben. Es geht das Gerücht …“ Er verstummte nachdenklich.
    „Was für ein Gerücht?“, fragte Julie neugierig.
    „Er soll wie ausgewechselt sein. Kunstkritiker behaupten, er habe seine schöpferische Kraft verloren. Außerdem ist er mehrfach in Schlägereien geraten. Über die Prügelei mit seinem ehemaligen Agenten, Felipe Gonzalez, hat die Presse in Mexiko City ausführlich berichtet.“
    „Das verspricht ja lustig zu werden.“
    „Bitte?“
    „Unter einem netten Mann stelle ich mir etwas anderes vor.“
    Melendez lächelte lässig. „Er ist eben Künstler, meine Liebe. Jedenfalls war er es. Künstlern wird zugestanden, etwas unnormal zu sein.“
    Hoffentlich ist er nicht zu verrückt, dachte Julie jetzt besorgt, als sie durch ihre blonden Locken strich und sich suchend nach einem Taxi umsah.
    Wenig später befand sie sich auf der Fahrt zum Pier. Angesichts des bunten Treibens am Seeufer hob sich ihre Stimmung sofort. Sie stieg aus dem Taxi, ließ sich ihr Gepäck reichen und betrachtete fasziniert die Händler. Lautstark wurden Schmetterlingsnetze, Strohhüte, Postkarten, Aschenbecher und Blumentöpfe aus Ton, Glaslampen, Brieftaschen, Gürtel und Lederjacken angeboten. Aus den kleinen Restaurants am Seeufer wehte ein Duft von Grillfisch und Krabben herüber.
    Ein Junge lief auf Julie zu. „Darf ich Ihr Gepäck tragen?“, fragte er eifrig. Als sie nickte, fügte er hinzu: „Brauchen Sie eine Fahrkarte? Ja? Gut, dann kommen Sie mit.“
    Erleichtert folgte sie ihm und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge zum Fahrkartenschalter. Schließlich hatte sie ein Ticket erstanden und ließ sich von dem Jungen auf eine Barkasse führen, auf der schon einige Passagiere warteten.
    Strahlend nahm er die zehn Pesos in Empfang, die sie ihm zum Dank reichte, und verließ das Schiff.
    Die Barkasse mochte etwa zehn Meter lang sein. Entlang der Seiten waren Sitzbänke angebracht. Eine kürzere Bank befand sich in der Mitte. Julie schätzte, dass etwa sechzig bis siebzig Menschen auf dem Schiff Platz fanden. Sie war, stellte sie mit einem Blick fest, die einzige Nordamerikanerin an Bord.
    Die Gruppe der Reisenden war bunt gemischt. Mädchen in T-Shirts und hautengen Jeans, Damen mittleren Alters in luftigen bunten Kleidern und mit Strohhüten auf dem Kopf und verliebte Pärchen, die Händchen hielten und nur Augen füreinander hatten. Auch einige Ehepaare mit kleinen Kindern hatten sich auf dem Schiff eingefunden.
    Kurz bevor die Barkasse ablegte, kamen vier Musiker an Bord und begannen, auf zwei Gitarren, einer Geige und einem ramponierten

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