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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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sonst.
    „Aufstehen! Kein Dauerlauf! Alles in den Schweinestall. In Turnhose!“
    Obwohl die Ritter nicht wussten, was das zu bedeuten hatte, hielt keiner den Betrieb mit unnötigen Fragen auf. Was der Schulkapitän wollte, war bestimmt für alle richtig. Aus dem Schweinestall schlug ihnen ein penetrant süßlicher Geruch entgegen. Am hinteren Ende des Raumes standen drei Hocker und auf jedem ein Eimer.
    „Stellt euch in drei Reihen auf!“ rief Ottokar. Ruckzuck kamen die Ritter der Aufforderung nach.
    „So. Und jetzt hört mal gut zu“, fuhr er fort. „Es ist ja wohl klar, dass wir die Sache mit den Trimesterhemden nicht einfach hinnehmen. Es ist aber auch klar, dass wir uns für die Schneegänse kein Bein ausreißen, keinen Superstreich machen. Das wäre zuviel der Ehre. Also müssen wir sie mit den Waffen schlagen, mit denen sie uns angreifen. Wenn unsere Trimesterhemden für ihre feinen Nasen eine Zumutung waren, dann ändern wir eben unseren Duft. Dafür haben wir gestern gesammelt und bei Friseur Bächle das billigste Parfüm erstanden. Weil er von dem Zeug nicht genug da hatte, haben wir es mit dem weltberühmten Bächle-Haarwasser verlängert. Und mit diesem Klasseduft werden wir uns jetzt einschmieren. Und zwar so, dass man’s auch hundert Kilometer gegen den Wind noch riecht. Also los! Neben jedem Eimer liegt ein Schwamm. Aber nichts verschütten! Es muss für alle reichen!“
    Die Ritter führten wahre Freudentänze auf, betupften sich ausgiebig, manche steckten zum Abschluss den ganzen Kopf in den Eimer.
    Bald roch es im Schweinestall, dass auch das kleinste Ferkel auf der Stelle die Flucht ergriffen hätte.
    „Mann!“ stöhnte Andi. „Das stößt den stärksten Ritter aus der Rüstung!“
    Friedrich hielt sich beim Sprechen die Nase zu.
    „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war. Hoffentlich halten wir das selber aus!“
    „Und da heißt es immer, erfroren seien schon viele, erstunken aber noch keiner!“ meinte Fritz, dem die Augen tränten.
    Der Erfolg war umwerfend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mädchen wehte es einfach weg. Sie zuckten mit den Nasen wie mummelnde Kaninchen.
    „Puh, was ist denn hier ausgelaufen?“ fragte Fräulein Doktor Horn, als sie zum Frühstück in den Esssaal trat. Der Rex und Doktor Waldmann rissen die Fenster auf. Aber sie mussten lachen. Sonja war die Kühnste. Mit vorgehaltenem Taschentuch wagte sie sich an Stephan heran:
    „So schwer ist es mir noch nie gefallen, einen Streich von euch gut zu finden!“
    „Du musst ganz ruhig sein!“ antwortete der und grinste. „Du hast uns nämlich die Anregung dazu gegeben.“
    Die Mädchen rückten zusammen, Tische blieben leer zwischen ihnen und den Rittern. Es genügte schon, dass ein Kakaoholer durch den Saal lief, um sie laut kreischen zu lassen. Es wurde sehr viel Kakao geholt an diesem Morgen. Die Ritter scheuten keine Umwege, ihn möglichst nah an den Mädchen vorbeizutragen.
    „Man muss rennen“, erläuterte Pummel, „mit Luftzug ist es noch wirksamer.“
    Auch Stephan machte sich auf den Weg. Bei Beatrix blieb er stehen und sagte: „Übersehen könnt ihr uns noch. Aber nicht mehr überriechen!“
    Mit Ausnahme von Sonja und Fräulein Böcklmeier zeigten sich die Rosenfelser Lehrerinnen von ihrer humorlosesten Seite. Sie versammelten sich am Direktionstisch zu vielstimmiger Beschwerde.
    Aber Fräulein Doktor Horn glaubte offenbar noch an einen Unfall, eine ausgelaufene Flasche und verteidigte die Ritter. „Vielleicht sind unsere Mädchen schuld?“ mutmaßte sie gerade, als Andi mit der Kakaokanne an ihrem Tisch vorbei wollte. Sie winkte ihn zu sich, hielt ihn am Ärmel fest und schnupperte: „Für mich ist das keine mutwillige Parfümierung. Der arme Junge kann ja selber kaum atmen.“
    Da erhob sich der Rex und sprach ein Machtwort. „Ihr geht jetzt und zieht euch um! In fünf Minuten beginnt der Unterricht. Es soll sich keiner unterstehen, zu spät zu kommen!“
    Johlend rannten die Ritter hinaus; die Duftwolke blieb. Das Umziehen half so gut wie nichts. Doktor Schüler unterrichtete bei offenen Fenstern. Seine Klasse saß in Mänteln und Handschuhen da. Aber die Duftwolke blieb. Allein Schießbude hatte einen gewissen Erfolg mit seiner Gegenmaßnahme: er unterrichtete Naturkunde — auf einem Spaziergang. Chorsingen und gemeinsamer Sport fielen aus: die Mädchen weigerten sich schlichtweg. Das Mittagessen verlief wie das Frühstück. Leere Tische trennten die Rosenfelserinnen von den

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