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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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1. Kapitel
    Unser Schicksal steht nicht in den Sternen geschrieben, sondern in uns selbst.
    William Shakespeare
    Dereham Court, Norfolk, England, 1816
    „Prue! Prue! Komm schnell. Er schlägt wieder Grace, diesmal auf dem Dachboden!“ Die siebzehnjährige Hope stürmte aufgelöst in das Zimmer. Ihre Zwillingsschwester Faith war mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen direkt hinter ihr.
    Prudence Merridew schrak von ihrer Arbeit über dem Haushaltsbuch hoch. Der Federhalter, den sie in der Hand gehalten hatte, fiel unbeachtet auf die Seite und verspritzte dabei mehrere Tintenflecke. Eilig verließ sie den Raum, dicht gefolgt von ihren Schwestern.
    „Was war diesmal der Auslöser?“, erkundigte sich Prudence im Laufen über ihre Schulter.
    „Ich weiß nicht. Charity sagt, er habe sie auf dem Dachboden gefunden, als sie gerade ein Geschenk für deinen Geburtstag bastelte“, antwortete Hope keuchend.
    „Charity hat versucht, ihn aufzuhalten“, warf Faith ein. „Aber er hat sie auch geschlagen.“
    Ihre Zwillingsschwester fügte hinzu: „Ich wollte ebenfalls hochgehen und es versuchen, aber ich konnte das hier nicht rechtzeitig aufbekommen.“ Sie deutete auf ihr linkes Handgelenk. Es zeigte die Schürfspuren von Stricken. „Außerdem hat er die Tür abgeschlossen. Charity hat gesagt, ich sollte dich und die Schlüssel holen.“
    „Ja, ich habe sie. James! James!rief Prue nach ihrem jungen, kräftigen Lakai. Sie rannte die Treppe empor, wobei sie immer zwei Stufen auf einmal nahm. Auf dem zweiten Treppenabsatz hatte der Diener die jungen Mädchen eingeholt.
    „Lord Dereham schlägt Grace auf dem Dachboden. Schnell!“, drängte ihn Prudence. Sie erreichten den dritten Treppenabsatz und nahmen die schmaleren Stufen, die zu den Dienstbotenquartieren und dann auf den Dachboden führten. Die neunzehnjährige Charity saß auf den obersten Stufen und hielt sich mit einer Hand ihre Wange.
    „Oh Prue! Ich habe versucht...“
    Prudence zog sacht die Hand ihrer Schwester weg. Zwei leuchtend rote Striemen verunstalteten die ansonsten makellose Reinheit von Charitys hellem Teint. Prue biss sich auf die Lippe. Charity war immer so sanftmütig und gut!
    „Es war sehr tapfer von dir, es zu versuchen, Liebes!“
    Sie schaute zu Faith, der furchtsamsten ihrer Schwestern. Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub, aber sie war dennoch gekommen, sich Großvater in einem seiner Wutanfälle entgegenzustellen. „Faith, nimm Charity mit nach unten in mein Zimmer. Hol von Mrs. Burton Salbe und etwas zum Einreiben. Charity, fort mit dir und lass deine Wange versorgen. Und bereite alles für Grace vor.“
    Die beiden jungen Mädchen stiegen die Treppe vorsichtig hinab, und Prudence rief ihnen nach: „Sobald Hope und Grace bei euch sind, schließt die Tür ab und macht niemandem außer mir auf.“ Sie hasteten weiter nach oben. Als sie am letzten Absatz ankamen, blieb Prudence stehen. „Wir werden möglichst lautlos hineingehen, dann stürze ich mich auf ihn. Genau in dem Augenblick nehmen Sie, James, Miss Grace und bringen sie in Sicherheit.“ „Sie können sich auf mich verlassen, Miss Prue!“, erklärte der große Lakai mit grimmiger Entschlossenheit.
    Prue nickte. „Danke. Ich weiß nicht, welche Folgen dies hier nach sich ziehen wird, aber ich werde dafür sorgen, dass Sie keinen Nachteil davon haben, James. Das verspreche ich.“
    „Aber Prue, er ist außer sich vor Wut!“, rief Hope. „Er wird dich auch schlagen.“
    „Aye, Miss Prue, besser ich werfe mich auf ihn.“ In James’ Augen glomm ein rebellisches Funkeln. „Ich bin größer als Sie.“ „Nein, er wird Sie dafür deportieren oder hängen lassen! Wenn er mich schlägt, dann schlage ich zurück!“, erwiderte Prue wild entschlossen. „Ich habe endgültig genug von diesen abscheulichen Wutanfällen und seinen Einschüchterungsversuchen. Ich bin beinahe einundzwanzig, und wenn ich volljährig bin Sie brach ab, da sie die Dachbodentür erreicht hatten, und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern: „Hope, du musst mit Grace in Faiths Zimmer gehen. Und bleib da.“
    „Nein! Ich will dir helfen. Ich hasse ihn, Pru...“
    „Ich weiß, Liebes, aber du kannst mir besser helfen, indem du Grace wegbringst und sie tröstest.“
    Hope öffnete ihren Mund, um zu widersprechen, Prudence hingegen hielt ihre Hand hoch, um sie zur Stille zu mahnen. Sie schob den Schlüssel ins Schlüsselloch, drehte ihn herum und öffnete die schmale Tür, kaum größer als eine

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