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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der es wagte, mit William W. Kolderup aus San Francisco auf Dollars-Breitlagen zu kämpfen?
    Das war I. R. Taskinar aus Stockton.
     

    »Dreizehnhunderttausend Dollars!« (S. 16.)
     
    I. R. Taskinar war reich, aber er war noch dicker. Er wog vierhundertneunzig Pfund. Wenn er beim letzten Congreß der dicken Männer in Chicago nur den zweiten Preis erhalten hatte, so lag das daran, daß man ihm nicht Zeit ließ, sein Diner zu verzehren, wodurch er zehn Pfund einbüßte.
    Dieser Koloß, welcher eigens für ihn gebaute Stühle und Sessel benützte, um seine enorme Persönlichkeit mit Zuversicht darauf placiren zu können, wohnte in Stockton am St. Joachim. Jenes gehört zu den bedeutendsten Städten Californiens, bildet eine der Hauptmetropolen für die Bergwerkserzeugnisse des Südens und rivalisirt mit Sacramento, wo die Minenproducte des Nordens zusammenströmen. Von hier aus gelangt auch sehr viel californisches Getreide zur Verladung.
    Nicht allein die Ausbeutung von Bergwerken und der Handel mit Getreide hatten I. R. Taskinar zu einem ungeheuren Vermögen verholfen, nein, auch das Petroleum strömte gleich einem zweiten Paktolos durch seine Cassenschränke. Uebrigens war er ein Gewohnheitsspieler, ein glücklicher Spieler, und der »Poker«, das Roulette des westlichen Amerikas, hatte sich den von ihm besetzten Nummern stets besonders günstig erwiesen. So reich er auch sein mochte, war er doch ein niederer Charakter, dem Niemand so leicht das Eigenschaftswort »ehrenwerth« beilegte, trotz dessen gewöhnlichen Gebrauchs in jenen Ländern. Alles in Allem war er, wie man zu sagen pflegt, ein gutes Schlachtpferd, und vielleicht wälzte man ihm noch mehr auf den Rücken, als er wirklich verdiente. Gewiß ist jedoch, daß er sich bei mancher Gelegenheit nicht gescheut hatte, von dem »Derringer«, das ist der californische Revolver, Gebrauch zu machen.
    Wie dem auch sei, I. R. Taskinar hegte einen speciellen Haß gegen William W. Kolderup, er beneidete denselben wegen seines Vermögens, seiner gesellschaftlichen Stellung und wegen seiner Ehrenhaftigkeit. Er verachtete ihn, wie ein sehr dicker Mensch einen Andern verachtet, den er das Recht hat, mager zu nennen. Es war nicht zum ersten Male, daß der Geschäftsmann aus Stockton dem Capitalisten aus San Francisco irgend ein Geschäft – ob dasselbe gute oder schlechte Aussichten bot – aus reiner Rivalität aus den Händen zu winden versuchte. William W. Kolderup kannte ihn durch und durch und behandelte ihn bei jeder Gelegenheit so verächtlich, daß es Jenen nur noch mehr reizen mußte.
    Einen Erfolg aus der jüngsten Zeit konnte I. R. Taskinar seinem Gegner nie vergeben, den, daß der Letztere ihn bei den vorhergegangenen Senatswahlen aus dem Felde geschlagen hatte. Trotz seiner Anstrengungen, seiner Drohungen und Verleumdungen – die an seine Helfershelfer verschwendeten Tausende von Dollars gar nicht zu erwähnen – saß doch William W. Kolderup an seiner Stelle im gesetzgebenden Rathe von Sacramento.
    I. R. Taskinar hatte in Erfahrung gebracht – wie? vermögen wir nicht zu sagen – daß es William W. Kolderup’s Absicht sei, die Insel Spencer zu erwerben. Diese Insel mußte für ihn übrigens ebenso unnütz sein, wie für seinen Rivalen. Gleichviel; es bot sich damit eine neue Gelegenheit, einen Streit anzufangen, zu kämpfen, vielleicht einmal zu siegen; I. R. Taskinar konnte sich dieselbe nicht entgehen lassen.
    Aus diesem Grunde war I. R. Taskinar in der Auction erschienen, mitten unter der Menge Neugieriger, welche seine Absichten natürlich nicht ahnen konnten, so wenig, wie daß er alle seine Batterien in Gefechtszustand gesetzt, oder warum er abgewartet, bis sein Gegner den Taxpreis, so hoch dieser auch erschien, überboten hatte.
    Endlich hatte William W. Kolderup gerufen gehabt:
    »Zwölfhunderttausend Dollars!«
    Und als William W. Kolderup schon annehmen durfte, daß er den Zuschlag erhalten werde, hatte er sich erst bemerkbar gemacht durch die mit Stentorstimme hinausgeschleuderten Worte:
    »Dreizehnhunderttausend Dollars!«
    Alle Welt kehrte sich, wie wir wissen, dabei um.
    »Der dicke Taskinar!«
    Dieser Name lief von Mund zu Mund. Ja, der dicke Taskinar! Er war Jedermann bekannt. Seine Corpulenz hatte zu mehr als einem Artikel in den Journalen der Union Veranlassung gegeben. Wir wissen eben nicht, welcher Mathematiker durch Transcendentalrechnung nachgewiesen habe, daß seine Körpermasse hinreichend sei, auf unseren Satelliten einen

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