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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bemerkbaren Einfluß auszuüben und in noch abzuschätzender Weise die Elemente des Mondumlaufs zu stören.
    Die physischen Eigenschaften I. R. Taskinar’s interessirten in diesem Augenblicke jedoch die im Saale Anwesenden gewiß weniger; weit mehr Aufsehen erregte der Umstand, daß er in öffentlichen und directen Wettbewerb mit William W. Kolderup eingetreten war. Damit drohte ein gewaltiger, durch Dollarexplosionen geführter Kampf auszubrechen, und wir vermögen nicht zu unterscheiden, auf welchen der beiden Geldschränke die Liebhaber von unsinnigen Wetten ihren Einsatz gewagt hätten. Enorm reich waren beide und Todfeinde obendrein! Das Ganze mußte demnach auf eine Frage der Eigenliebe hinauslaufen.
    Nach der schnell unterdrückten ersten Erregung herrschte in der ganzen Versammlung wieder Todtenstille. Man hätte eine Spinne können ihr Netz weben hören.
    Da unterbricht die Stimme des Commissärs Dean Felporg das allgemeine Schweigen.
    »Für dreizehnhunderttausend Dollars die Insel Spencer!« rief er sich erhebend, um die Bietenden besser im Auge haben zu können.
    William W. Kolderup hatte sich ein wenig nach der Seite I. R. Taskinar’s gewendet. Die Nebenstehenden machten unwillkürlich Platz, um die beiden Feinde einander gegenübertreten zu lassen. Der Mann von Stockton und der von San Francisco konnten sich in die Augen sehen und mit Bequemlichkeit beobachten. Die Wahrheitsliebe verpflichtet uns zu der Bemerkung, daß sie es daran nicht fehlen ließen. Niemals hätte der Eine es über sich gebracht, den Blick vor dem des Anderen zu senken.
    »Vierzehnhunderttausend Dollars! sagte William W. Kolderup.
    – Fünfzehnhunderttausend Dollars! antwortete I. R. Taskinar.
    – Sechzehnhunderttausend!
    – Siebzehnhunderttausend!«
    Erinnert das nicht an die beiden Industriellen von Glasgow, wer von ihnen auf die Gefahr einer Katastrophe hin einen Fabrikschornstein am höchsten bauen würde? In unserem Falle bestanden die Schornsteine freilich aus Goldbarren.
    Bei jedem Gebote des Anderen bedachte sich übrigens William W. Kolderup, bevor er auf’s Neue noch mehr bot, während Taskinar immer wie eine Bombe herausplatzte und sich nicht eine Secunde Zeit zur Ueberlegung nehmen zu wollen schien.
    »Siebzehnhunderttausend Dollars! wiederholte der Commissär. Nur munter, meine Herren, das ist nicht zu viel!«
    Man wäre versucht gewesen, zu glauben, daß er aus Geschäftsgewohnheit hinzugesetzt hätte: »Der Rahmen allein ist mehr werth!«
    »Siebzehnhunderttausend Dollars! heulte der Ausrufer Gingraß.
    – Achtzehnhunderttausend Dollars, antwortete William W. Kolderup.
    – Neunzehnhunderttausend Dollars, meldete sich I. R. Taskinar.
    – Zwei Millionen!« rief William W. Kolderup, dieses Mal ohne zu zögern, hinterdrein.
    Sein Gesicht war etwas bleicher geworden, als er die letzten Worte sprach, aber seine Haltung blieb die eines Mannes, welcher entschlossen ist, einen Kampf nicht aufzugeben.
    I. R. Taskinar kam allmählich in die Hitze. Sein Gesicht ähnelte schon einigermaßen jenen farbigen Scheiben an den Eisenbahnen, deren rother Schein einem Zug das Zeichen giebt, anzuhalten. Höchst wahrscheinlich bekümmerte sich sein Gegner aber nicht im Geringsten um derartige Signale und hätte nur die Dämpfe im Kessel noch weiter angespannt.
    I. R. Taskinar fühlte das. Das Blut stieg ihm in’s Gesicht, welches eine apoplektische Röthe zeigte. Zwischen den fleischigen, mit kostbaren Brillantringen überladenen Fingern drehte er an der ungeheuren goldenen Panzerkette, an welcher seine Uhr hing. Er fixirte seinen Gegner und schloß dann für einen Moment die Augen, um sie haßerfüllter als je wieder zu öffnen.
    »Zwei Millionen fünfhunderttausend Dollars! rief er endlich in der Hoffnung durch diesen kühnen Sprung jedes Mehrgebot auszuschließen.
    – Zwei Millionen siebenmalhunderttausend Dollars! antwortete William W. Kolderup ganz gelassen.
    – Zwei Millionen neunmalhunderttausend!
    – Drei Millionen!«
    Ja, William W. Kolderup aus San Francisco hatte drei Millionen Dollars gesagt!
    Schon wollte man ihm zujubeln; der Auctions-Commissär vereitelte das jedoch dadurch, daß er das Gebot wiederholte, während der erhobene Hammer durch eine unwillkürliche Bewegung der Muskeln sich zu senken drohte. Man hätte behaupten können, daß Dean Felporg, der sich sonst gegen Ueberraschungen bei einer öffentlichen Versteigerung so trefflich gerüstet zeigte, jetzt kaum noch im Stande war, sich aufrecht zu

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