Die Schule der Robinsons
gar noch Geld heraus haben, um dieselbe zu übernehmen.
Und immer rief, schrie und brüllte der Ausrufer weiter:
»Eine Insel zu verkaufen! Eine Insel zu verkaufen!«
Keiner Seele fiel es ein, zu kaufen.
»Garantiren Sie dafür, daß sich dort »Flats« – das ist goldhaltiger Alluvialboden – vorfinden? fragte der Specereihändler Nunpy aus der Merchant Street.
– Nein, erklärte der Commissär, aber es ist nicht unmöglich, daß sich dergleichen dort finden, und der Staat überläßt dem Erwerber alle seine Ansprüche auf diese goldführenden Ländereien.
– Ist denn nicht wenigstens ein Vulcan da? erkundigte sich Oeckhurst, der Schänkwirth aus der Montgomerystraße.
– Nein, ein Vulcan nicht, erwiderte Dean Felporg; da würde sie auch theurer sein!« Allgemeines Gelächter begleitete diese Antwort.
»Insel zu verkaufen! Insel zu verkaufen! heulte Gingraß, dessen Lungen sich vergeblich abquälten.
– Nicht einen Dollar, nicht einen halben Dollar, nicht einen Cent unter der Taxe, sagte zum letzten Male der Auctionator; ich beginne also: Zum ersten!… Zum zweiten!…«
Todtenstille ringsherum.
»Wenn Niemand bietet, wird die Auction aufgehoben! Zum ersten!… Zum zweiten!…
– Zwölfhunderttausend Dollars!«
Diese vier Worte erschallten aus der Mitte des Saales wie vier Revolverschüsse.
Die ganze, einen Augenblick betäubte Versammlung drehte sich nach dem Tollkühnen um, der es gewagt hatte, diese Zahl hinauszurufen…
Es war William W. Kolderup aus San Francisco.
Zweites Capitel.
Wie William W. Kolderup mit I. R. Taskinar aus Stockton in Collision kommt.
Es war einmal ein ungewöhnlich reicher Mann, der ebenso nach Millionen zählte, wie Andere nach Tausenden. Das war William W. Kolderup.
Man erklärte ihn für reicher als den Herzog von Westminster, dessen Revenuen sich auf 800.000 Pfund belaufen und der über 40.000 Mark den Tag, über 28 – 29 Mark in der Minute verfügen kann – für reicher als den Senator Jones von Nevada, welcher 35 Millionen Renten besitzt – selbst für reicher als Mackay, dem seine 2,750.000 Pfund Renten 1220 Mark in der Minute, also fast 2 Mark in der Secunde abwerfen.
Wir sprechen gar nicht von den kleinen Millionären, den Rothschild’s, Van der Bilt’s, den Herzögen von Northumberland, den Stewarts; auch nicht von den Directoren der mächtigen Bank von Californien und anderen in der Alten und Neuen Welt wohl accreditirten Persönlichkeiten, denen William W. Kolderup noch bequem hätte Almosen reichen können. Dieser hätte, ohne sich zu bedenken, eine Million weggegeben, wie unsereins eine Mark.
Den soliden Grundstein zu seinem sich jeder Berechnung entziehenden Vermögen hatte dieser ehrenwerthe Speculant bei der ersten Ausbeutung der Golddistricte Californiens gelegt. Er war der Hauptgesellschafter des schweizerischen Capitän Sutter, auf dessen Terrain 1848 die erste Goldader entdeckt wurde. Seit dieser Zeit findet man ihn mit ebensoviel Glück wie Intelligenz betheiligt bei allen großen Unternehmungen beider Welten. Er warf sich kühn in allerlei Speculationen des Handels und der Industrie. Seine unerschöpflichen Mittel ernährten Hunderte von Fabriken; seine Schiffe exportirten deren Erzeugnisse nach dem ganzen Erdball. So wuchs sein Reichthum nicht allein in arithmetischer, sondern gleich in geometrischer Proportion. Man sagte von ihm, wie man gewöhnlich von jenen Milliardären zu sagen pflegt: daß er sein Vermögen gar nicht kenne. In Wirklichkeit kannte er es auf den Dollar, aber er machte kein Aufhebens davon.
In dem Augenblick, wo wir ihn dem Leser mit all der Ehrerbietung, welche ein Mann »von so großer Oberfläche« verdient, vorstellen, besaß William W. Kolderup zweitausend Comptoirs, vertheilt an allen Enden der Erde, vierundachtzigtausend Angestellte in den verschiedenen Bureaux Amerikas, Europas und Australiens; dreihunderttausend Correspondenten; eine Flotte von fünfhundert Seeschiffen, welche unausgesetzt für ihn unterwegs waren, und er gab jährlich nicht weniger als 1,000.000 für Stempelmarken und Briefporto aus. Er war mit einem Worte die Perle in der Krone des so reichen Frisco, ein Schmeichelname, den die Amerikaner im vertrauten Gespräch der Hauptstadt von Californien beilegen.
Ein von William W. Kolderup gethanes Gebot hatte man also unzweifelhaft das Recht für ernst gemeint zu halten; und als die Zuschauer der Auction Denjenigen erkannt, der den Taxpreis der Insel Spencer mit hunderttausend Dollars überboten
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