Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
»Sie werden bis zur Erschöpfung arbeiten und unseren Kriegern die nötige Kraft verleihen. Wir werden es schaffen!«
»Möge der Himmel dich erhören, mein Freund. Wenn meine Formel versagt, wird kein Stein auf dem anderen bleiben«, erwiderte Arquimaes. »Und dann wird unsere Welt untergehen.«
VIII
Das Geheimnis des Vaters
I ch bin mir sicher, dass sie heute Nacht hinuntergehen werden. Ich habe sie in den letzten Tagen beobachtet und vermute, dass es heute so weit ist. Ich habe mich im Veranstaltungssaal versteckt und spähe durch den Türspalt zur Treppe hinüber. Ich lausche auf das leiseste Geräusch. Sie werden bestimmt kommen. Bald.
Heute Nachmittag habe ich mit meinem Vater gesprochen und ihn gebeten, Hinkebein als Reinigungskraft zu beschäftigen. Das ist das Einzige, was ich für meinen Freund tun kann.
»Aber Arturo, du weißt doch, dass wir niemanden einstellen dürfen«, hat mein Vater geantwortet. »Die Bank hat die Verwaltung der Stiftung übernommen. Stromber wird es nicht erlauben.«
»Es muss ja nicht offiziell sein. Wir können ihn ja als wissenschaftlichen Mitarbeiter einstellen, dann merkt es keiner.«
»Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
»Aber Papa, er hat dir geholfen, als du überfallen worden bist. Und jetzt braucht er unsere Hilfe. Ich bitte dich nur darum, ihm zu gestatten, für eine Weile hier bei uns unterzukriechen.«
»Ist das so dringend?«
»Ja, Papa, sehr. Ich bin es ihm einfach schuldig.«
»Gut, aber nur bis zum Ende des Monats – denn dann übernimmt Stromber die Leitung. Aber sag ihm, er soll sich möglichst unauffällig verhalten. Ich werde Adela Bescheid sagen.«
Morgen gehe ich zu Hinkebein und sage ihm, dass er in unserem kleinen Gartenhäuschen bleiben kann. Ich hoffe, das wird ihn aus der Schusslinie bringen – wobei im Moment ja nicht mal klar ist, ob er hier drinnen sicherer ist oder draußen auf der Straße.
Ich habe etwas gehört … ein Geräusch … Ja, jemand kommt die Treppe herunter … Das sind sie bestimmt.
Mein Vater und Sombra gehen zu der Tür, die zum Keller führt, und schließen sie auf. Sie tun das mit der Gelassenheit von jemandem, der sich unbeobachtet fühlt. Sie scheinen nicht mal zu fürchten, dass Mahania oder Mohamed aufwachen und sie sehen könnten. Obwohl – bin ich blöd! Nein, sie werden die beiden nicht überraschen, weil sie eingeweiht sind! Der Einzige, der nicht Bescheid weiß, bin ich. Deswegen wollte Sombra nicht, dass fremde Leute den Keller besichtigen!
Die beiden gehen die Treppe hinunter. Sie haben die Tür von innen abgeschlossen. Ich warte einen Augenblick, bis sie unten sind. Ganz vorsichtig komme ich aus meinem Versteck und gehe zur Tür. Ich schiebe meinen Schlüssel langsam ins Schloss und drehe ihn um, als jemand hinter mir meinen Namen ruft.
»Arturo! Was machst du denn hier, um diese Zeit?« Es ist Mahania. »Solltest du nicht längst schlafen?«
»Ich habe schon lange genug geschlafen, Mahania, viele Jahre. Ich glaube, es ist Zeit, dass ich in der Wirklichkeit aufwache. Ich will endlich wissen, was um mich herum passiert.«
»Wenn du da hinuntergehst, wirst du vielleicht Dinge entdecken, die dir nicht gefallen.«
»Wenn ich nicht runtergehe, werde ich nie mehr schlafen können. Ich würde mich mein Leben lang fragen, wer ich bin. Es ist Zeit, das herauszufinden. Hindere mich bitte nicht daran, Mahania.«
»Ich möchte dich nur warnen, es wäre besser, du würdest hierbleiben«, sagt sie eindringlich.
»Du hast mich jahrelang belogen, genau wie sie! Und jetzt werde ich es selbst rausfinden!«
Ich schlüpfe durch die halb geöffnete Tür und steige in die Unterwelt hinab, die sich zu meinen Füßen auftut.
Ich knipse meine Taschenlampe an und gehe langsam die Treppe hinunter, Stufe für Stufe, ohne Eile. Ich bin mir sicher, dass sie in ihre Arbeit vertieft sind. Ich sehe, dass die Tür zum ersten Keller geschlossen ist. Also gehe ich weiter zum zweiten Keller. Auch der ist verschlossen. Unter der Tür zum dritten Keller dann ist ein schmaler Lichtschein zu sehen. Also sind sie dadrin! Ich hätte es mir denken können – bestimmt hat es etwas mit der Gruft zu tun, dem geheimnisvollen Sarkophag einer mittelalterlichen Königin mit dem Gesicht einer Frau, die vor vierzehn Jahren gestorben ist – dem Gesicht meiner Mutter!
Ich knipse die Taschenlampe aus und öffne vorsichtig die Kellertür. Niemand bemerkt mich. Aus dem hinteren Raum, der Krypta, dringt Licht. Ich nähere mich auf
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