Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
Bauch mörderisch auf. Den beiden blieb nicht einmal mehr Zeit für einen letzten Schrei. Das dumpfe Geräusch des auf den Boden fallenden Kopfes ließ alle ringsum erschaudern.
„Wer bist du?“, wollte Nórtigo wissen, als er sah, dass Arturo zwei seiner besten Männer mühelos besiegt hatte.
„Man nennt mich Arturo Adragón. Ich bin der Anführer der Schwarzen Armee, die ihr in der Ebene von Emedia geschlagen habt.“
Nórtigo spürte einen Kloß im Hals. Jetzt erkannte er den Jungen, den er auf dem Schlachtfeld hatte kämpfen sehen und für den er voller Bewunderung gewesen war.
„Wir sind viele, und du bist allein“, warnte er ihn. „Es ist besser für dich, wenn du das Schwert niederlegst. Gegen uns kommst du nicht an.“
„Das Leben hat ohnehin keinen Sinn mehr für mich“, murmelte Arturo düster. „Ihr würdet mir einen Gefallen tun, wenn ihr mich tötet.“
„Es wird uns ein Vergnügen sein“, versicherte Nórtigo.
„Ich werde keinen Schritt zurückweichen“, rief Arturo mit fester Stimme und hob die blutige Klinge. „Kommt nur her! Ich warte auf euch!“
General Nórtigo traute seinen Ohren nicht. Ein einzelner Gegner wagte es, seine abgehärtesten und besten Krieger herauszufordern! Allesamt ausgewählte Männer, die ihre Grausamkeit bei mehr als einer Gelegenheit unter Beweis gestellt hatten! Alle hatten an der Schlacht um Emedia teilgenommen und diese merkwürdige Armee besiegt, die ihr Vertrauen in Tintenbuchstaben und Bücher gesetzt hatte.
„Umzingelt ihn und schlachtet ihn ab!“, befahl Nórtigo seinen Männern. „Tötet ihn!“
Als die Soldaten auf Arturo zugingen, um den Befehl ihres Generals auszuführen, hob er beide Arme und schrie markerschütternd: „Adragón! Steh mir bei!“
Der Schlachtruf ließ das Herz des Generals erstarren. Schon war er versucht, den Befehl zum Rückzug zu geben, doch er unterdrückte den Anflug von Feigheit.
Arturos Körper wurde indessen von einer dunklen Wolke aus seltsamen Gebilden eingehüllt. Sie schien aus seiner Brust zu kommen, gleich einer Million schwarzer Vögel, die seinem Ruf gefolgt waren. Ihr Summen sorgte dafür, dass die verblüfften Krieger wie angewurzelt stehen blieben.
Arturo reckte das Schwert gen Himmel, und die schwarzen Buchstaben, die sich deutlich gegen den weißen Mond abhoben, formierten sich wie ein diszipliniertes Heer zu einer Einheit, bereit zur Attacke.
„Adragón!“, rief er und wies mit dem alchemistischen Schwert auf seine Feinde. „Adragón!“
Die Buchstaben stürzten sich auf die demoniquianischen Krieger. Sie umgaben sie vollständig und drangen lautlos in die gegnerischen Reihen ein. Ein Angriff, dem die Soldaten nichts entgegenzusetzen hatten.
Bestürzt hörte Nórtigo die Todesschreie seiner Krieger. Diese verfluchten Buchstaben waren dabei, seine Männer unbarmherzig niederzumetzeln! Schnell begriff er, dass sie ihnen hoffnungslos unterlegen waren. Die Schlacht war verloren! Der General warf einen Blick auf Arturo, denn er hoffte, dieser könne zufällig von einem Giftpfeil oder einer Lanze getroffen worden sein. Aber was er sah, erfüllte ihn mit blankem Entsetzen: Ein schwarzer Drache beschützte den Jungen! Ein teuflisches Bild.
Um dieser schrecklichen Magie ein Ende zu bereiten, gab General Nórtigo seinem Pferd die Sporen und galoppierte auf Arturo zu, wobei er eine mit Gift bestrichene Klinge schwang. Bei dem Ritt war er gezwungen, den Verwundeten und Sterbenden auszuweichen, die sich zwischen gestürzten Pferden auf dem Boden wälzten. Endlich war er mit seiner Waffe in Reichweite seines Gegners angelangt und kostete bereits den Triumph des unmittelbar bevorstehenden Sieges aus. Doch wiederum nahm das Schicksal einen unvorhergesehenen Lauf.
Der Drache nämlich, der Arturo beschützte, stürzte sich auf den General und schleuderte ihn wie eine Strohpuppe hoch durch die Luft. Am Boden, tief unter sich, sah Nórtigo wie in einer Höllenvision seine sich vor Schmerz am Boden wälzenden Krieger und die schwarzen Buchstaben, die einen Mann nach dem anderen töteten.
„Verflucht seist du, Arturo Adragón!“, schrie er, als er auf dem Felsen landete, auf dem auch Arturo stand.
„Verflucht seien jene, die andere nachts heimtückisch angreifen!“, schrie Arturo zurück. „Verflucht seien jene, die Menschen in wilde Bestien verwandeln und unschuldige Frauen und Kinder töten wollen! Verflucht seien all die, die anderen das Leben nehmen! … Wozu sonst seid ihr heute Nacht hierher
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