Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
sieht er aus wie ein Sträfling.“
„Oder wie ein Gott“, meint Norma.
„Oder wie ein mittelalterlicher Ritter“, sagt Metáfora.
„Ja, wie alles Mögliche, nur nicht wie ein intelligenter Schüler“, beharrt mein Vater.
„Sag nur nicht, ich bringe keine guten Noten nach Hause!“
„Wenn sich jemand die Haare abschneidet, heißt das noch lange nicht, dass er sich auch das Hirn wegrasiert“, verteidigt mich Metáfora. „Bei ihm funktioniert es jedenfalls noch.“
Norma reicht meinem Vater einen Korkenzieher, und er müht sich mit dem Öffnen der Flasche ab.
„Ich weiß nicht, was die mit den Weinflaschen machen, aber es ist immer schwerer, sie zu öffnen“, brummt er, während er noch immer dabei ist, den Korkenzieher in den Korken hineinzudrehen.
Norma und Metáfora grinsen sich komplizenhaft an. Ich glaube, Norma hat ihm den Korkenzieher in die Hand gedrückt, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
„Also, heute Abend werden wir ganz exquisit speisen“, verkündet Norma stolz. „Metáfora und ich haben das Essen gemeinsam gekocht. Ich hoffe, es schmeckt euch.“
„Bestimmt, falls ich es jemals schaffen werde, diesen verdammten Korken rauszuziehen!“, schimpft mein Vater und bemüht sich nach Kräften. „Der sitzt wirklich fest.“
„Komm, gib her“, sagt Norma.
Mein Vater reicht ihr die Flasche. Norma dreht vorsichtig an dem Korkenzieher und zieht den Korken behutsam heraus.
„Also, das Problem mit dem Wein wäre gelöst. Dann können wir jetzt anfangen.“
Norma geht in die Küche und kommt mit einem großen Schmortopf zurück, den sie mit Topfhandschuhen anfasst.
Wir fangen an zu essen. Das Fleisch ist ausgezeichnet. Alles deutet darauf hin, dass es ein ganz besonderer Abend wird. Eine Geburtstagsfeier, wie sie sein muss!
„Ich habe gehört, ihr wart bei den Mönchen auf dem Monte Fer?“, fragt Norma. „Was habt ihr da gewollt?“
„Weiß ich nicht“, antwortet Metáfora. „Arturo wollte es mir nicht erzählen. Ihr wisst ja, er hat immer seine kleinen Geheimnisse …“
„Geheimnisse?“, wiederholt Papa. „Was für Geheimnisse?“
„Keine Ahnung“, sagt Metáfora. „Er hat Cristóbal und mich bei den Mönchen in der Küche gelassen und ist mit Bruder Pietro weggegangen, um sich etwas anzusehen. Mehr hat er uns nicht erzählt.“
„Und, willst du es uns nicht doch verraten?“, fragt Norma, diplomatisch wie immer. „Geheimnisse, die etwas mit einem Kloster zu tun haben, sind immer höchst interessant.“
„Na ja, es ist nichts Besonderes“, sage ich. „Sie haben mir nur ein Gemälde gezeigt.“
„Von Ingres?“, fragt Metáfora.
„Nein, von einem unbekannten Meister aus dem Mittelalter. Ein Bild von einer Schlacht.“
„Von welcher Schlacht?“, will mein Vater wissen.
„Von der großen Schlacht um Emedia“, antworte ich. „Das war ein Reich im Mittelalter, das von finsteren Zauberern völlig vernichtet wurde.“
„Ach ja, das Reich von Königin Émedi“, erinnert er sich, „der Königin, die mit Arquimaes verheiratet war. Es gibt zahlreiche Legenden von ihr.“
„Und, war sie hübsch?“, fragt Metáfora. „Wenn Arquimaes sie geheiratet hat, muss sie sehr schön gewesen sein.“
„Der Skulptur auf dem Sarkophag nach zu urteilen, muss sie das wohl gewesen sein“, antwortet Papa. „Genauso wie Reyna, meine Frau. Sie war auch wunderschön.“
„Und was genau stellt das Bild dar?“, erkundigt sich Norma.
„Eine sehr dramatische Szene … Ein Ritter hält mitten auf dem Schlachtfeld eine tote Frau in den Armen. Hinter ihnen ist ein Schloss zu sehen. Um sie herum kämpfen Soldaten gegen ein Feuer … Na ja, so ungefähr.“
„Eine Liebesgeschichte mitten im Krieg!“, ruft Metáfora begeistert aus. „Wie romantisch!“
Norma nimmt ihr Glas und trinkt einen ordentlichen Schluck Wein.
„In Kriegszeiten ergeben sich häufig Liebesgeschichten“, sagt sie und stellt das Glas auf den Tisch zurück.
„War es nicht umgekehrt? War es nicht so, dass Kriege durch die Liebe entstehen?“, wirft mein Vater ein.
„Die Liebe ist ein ständiger Krieg“, sagt Norma. „Ein Krieg, in dem immer beide verlieren.“
„Oder gewinnen“, widerspricht Metáfora. „Wenn zwei sich verlieben, ist die Schlacht gewonnen. Wie du und Papa, auch wenn er letzten Endes ein Feigling war und seine Familie einfach so im Stich gelassen hat.“
Ich wechsle das Thema.
„Also, das Bild war sehr gut gemalt, mit vielen Details. Soldaten, Fahnen, Drachen
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