Eine gewagte Affaere
1. KAPITEL
Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, strich Regan nervös über ihr elegantes schwarzes Kleid und atmete tief durch. Sie kämpfte gegen die Zweifel an, die ihr auf der Fahrt nach oben gekommen waren.
Ich habe es bis hierher geschafft und werde jetzt nicht kneifen, sagte sie sich.
Zögernd betrat sie den luxuriösen marmorverkleideten Flur, der ihr unnatürlich still vorkam. Es war, als würde der dichte Feierabendverkehr in den Straßen der Innenstadt Aucklands nicht existieren.
Regan blickte sich kritisch um. Der Eingangsbereich der drei Apartments im vierzehnten Stock wirkte kühl und wenig einladend. Nur die üppig wuchernden Grünpflanzen in großen Keramiktöpfen milderten den Eindruck von unnahbarer Eleganz.
Der polierte Marmor und die beige gestrichenen Wände wirkten beinah langweilig neutral. Der einzige Farbtupfer war die rote Lampe einer Überwachungskamera, die an der Decke hing.
Die Fahrstuhltüren schlössen sich unerwartet schnell hinter Regan. Das leise Geräusch ließ sie zusammenzucken, als ihr klar wurde, dass sie nun keine Fluchtmöglichkeit mehr hatte.
Es schien ihr, als hätte das Schicksal die Entscheidung für sie getroffen, ihren waghalsigen Plan nun endlich in die Tat umzusetzen.
Regan ballte unbewusst die Hände zu Fäusten, während sie die goldfarbenen Nummern las, die gegenüber den Fahrstuhltüren in die Marmorwand eingelassen waren.
Ein diskreter Pfeil wies ihr den Weg nach links, wo ein kurzer Gang zu einer dunklen Holztür führte.
Regan war sich der Videokamera bewusst. Sie fühlte sich unbehaglich bei dem Gedanken, dass irgendwo ein Wachmann jede ihrer Bewegungen beobachtete und vielleicht über den Grund für ihren Besuch spekulierte. Am liebsten wäre sie schnell um die Ecke gelaufen, beherrschte sich aber und verließ das Sichtfeld der Kamera langsam und anmutig.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass man ihre Anwesenheit auf Video festhalten würde, sondern war davon ausgegangen, dass man die Angelegenheit zum Schutz aller Beteiligten diskret behandeln würde.
Ihre Schritte auf dem polierten Marmorboden hallten sehr laut durch den stillen Flur, und das Geräusch der hohen Absätze ihrer eleganten Sandaletten ließ sie noch nervöser werden.
Es ist nur ein Rendezvous, redete sie sich ein und versuchte, sich die lockere Einstellung ihrer neunzehnjährigen Mitbewohnerin und deren Freundinnen zu Eigen zu machen.
Doch auch dieser Gedanke wirkte nicht gerade beruhigend auf eine Frau, die sich schon seit fünf Jahren nicht mehr mit einem Mann verabredet hatte.
Lisa und ihre Cousine Cleo arbeiteten als Models und hatten gelernt, Männer als austauschbare Accessoires zu betrachten.
Doch sie, Regan, konnte sich dieser Meinung nicht anschließen.
Vor fünf Monaten war sie auf die Anzeige gestoßen, mit der die zerstreute Lisa und ihre Freundin Saleena eine Mitbewohnerin gesucht hatten. Inzwischen war ihr klar, was für ein behütetes Leben sie bis dahin geführt hatte. Sie war immer der Überzeugung gewesen, dass gegenseitiger Respekt und gemeinsame Interessen die Grundlage für jede Beziehung zwischen Mann und Frau sein müssten. Durch ihre strenge Erziehung war sie nie auf die Idee gekommen, sich nur aus einer Laune heraus mit einem Mann einzulassen.
An diesem Abend würde sie vermutlich einige neue Erfahrungen machen.
Regan befeuchtete sich nervös die Lippen. Wenn es darauf ankam, eine gute Gastgeberin zu sein oder sich auf Partys mit Freunden und Geschäftspartnern zu unterhalten, konnte sie sich auf ihr Taktgefühl und ihre guten Manieren verlassen. Doch sie hatte keine Ahnung, wie man einem Mann bei einem intimen Abend zu zweit begegnete.
Zu zweit...
Die Vorfreude ließ Regan erschauern. Bei dem Gedanken an die wirklich intimen Momente, die sie vermutlich erleben würde, errötete sie leicht.
Natürlich wird es nur dazu kommen, wenn ich es so will, sagte sie sich im Stillen. Man hatte ihr versichert, dass es allein ihre Entscheidung sein wurde. Allerdings war sie, Regan, nicht so naiv zu glauben, dass der Mann, mit dem sie verabredet war, keine eigenen Vorstellungen von der Gestaltung des Abends hatte.
Vielleicht erotische Vorstellungen, die er mit ihr verwirklichen wollte ...
Regan verließ beinah wieder der Mut. Du meine Güte, warum habe ich nur geglaubt, die Sache durchziehen zu können? fragte sie sich. Sie hatte es nicht einmal geschafft, die Leidenschaft des Mannes zu wecken, den sie liebte. Wie sollte es ihr da gelingen, die
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